Schmerzen nach der Geburt – was es damit auf sich hat

Schmerzen und Heilung im Wochenbett

Schmerzen nach der Geburt sind völlig normal, da sich der weibliche Körper in der Schwangerschaft verändert und auch während der Entbindung viel aushalten muss. Dabei können Verletzungen unterschiedlichster Art passieren, die im Wochenbett zu Schmerzen führen. Doch welche Schmerzen können nach der Geburt auftreten, wie lange halten beispielsweise Schambeinschmerzen an und inwiefern beeinflusst die Gebärmutter und ihre Rückbildung die Schmerzen nach der Geburt? In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über die unterschiedlichen Ursachen für Schmerzen nach der Geburt und wie Sie die Beschwerden lindern können.


 

Welche Schmerzen können nach der Geburt auftreten?

Nicht nur die Geburt, sondern auch die Schwangerschaft ist ein echter Kraftakt für den weiblichen Körper. Doch jeder Körper ist anders und reagiert auf die Entbindung ebenfalls unterschiedlich. So können etwa verschiedene Schmerzen nach der Geburt auftreten wie Nachwehen bzw. Gebärmutterkontraktionen, Rücken- und Kopfschmerzen, aber auch Schmerzen beim Wasserlassen, Stuhlgang oder im Dammbereich.

Schmerzen im Wochenbett sind völlig normal. Etwa 42 Prozent aller Mütter leiden an Beschwerden im Dammbereich, 20 bis 40 Prozent der Frauen klagen über Kopfschmerzen und drei von vier Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden haben, verspüren auch noch vier Tage nach der Geburt Schmerzen an der Wunde.

 

Nachwehen

Im Laufe der Schwangerschaft vergrößert sich die Gebärmutter zur Größe eines Kürbisses. Nach der Entbindung muss sie sich auf die Größe eines Apfels wieder verkleinern. Die Rückbildung der Gebärmutter erfolgt durch ein sich Zusammenziehen ebendieser in Form von Nachwehen. In den ersten Tagen nach der Geburt äußern sie sich durch krampfartige Schmerzen. Beim ersten Kind sind die Nachwehen noch nicht so stark wie beim zweiten oder dritten Baby.

Beim Stillen verstärken sich diese Gebärmutterkontraktionen, da das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird, was die Gebärmutter stimuliert. Das ist deshalb wichtig, weil der Wochenfluss dadurch verstärkt und das Risiko von Infektionen in der Gebärmutterschleimhaut gesenkt werden.

Zudem ist eine Wunde an der Gebärmutterschleimhaut entstanden, wo vorher die Plazenta war. Dabei entstehen Blutungen, die ganz normal sind und schwächer werden, je mehr die Wunde heilt.

Schmerzen im Dammbereich nach der Geburt

Bei der Entbindung kann es zu Dammverletzungen etwa durch einen Dammriss oder einen Dammschnitt kommen. Nach der Geburt haben Frauen daher häufig Schmerzen im Intimbereich an der Naht oder dem Riss. Doch auch ohne Dammriss oder Dammschnitt verspüren Frauen ein Wundsein oder Druckempfindlichkeit der Scheide, was ganz normal ist.

Dass Schmerzen im Dammbereich auftreten, liegt daran, dass das Gewebe stark gedehnt wurde. Frauen merken nach der Geburt im Stehen oder Sitzen ziehenden Schmerz. Auch eventuelle durch die geburtshilfliche Zange verursachten Blutergüsse schmerzen.

 

Schmerzen beim Wasserlassen nach einer Entbindung

Dass Schmerzen beim Wasserlassen nach der Geburt auftreten, liegt an den Verletzungen im Intimbereich. Denn bei der Entbindung entstehen nicht nur leichte Schleimhautverletzungen, sondern auch Dammrisse. Auch durch einen Dammschnitt wird eine Verletzung zugefügt. Der Urin läuft beim Wasserlassen über die wunden Stellen und löst so ein Brennen aus.

Damit es nach der Geburt beim Wasserlassen nicht zu Schmerzen kommt, können Frauen während des Urinierens mit einer Abspülflasche den Intimbereich abspülen und so die Beschwerden lindern. Zudem hilft es, viel zu trinken, damit der Urin verdünnt wird und es weniger beim Wasserlassen brennt. Zur weiteren Linderung der Beschwerden können Spülungen und Sitzbäder mit milden Kamillen- oder Ringelblumenlösungen helfen.

Schmerzen beim Stuhlgang nach der Geburt

Auch wenn viele Frauen in ihrem Leben noch nie oder ganz selten mit Hämorrhoiden zu tun hatten, kann es durchaus vorkommen, dass sie nach der Geburt entstehen. Sie verursachen unterschiedliche Schmerzen und Beschwerden beim Stuhlgang wie etwa Jucken, Brennen, Nässen, schmierenden oder blutigen Stuhl oder ein Fremdkörpergefühl bei äußeren Hämorrhoiden.

Um Linderung zu verschaffen, können Betroffene folgende Maßnahmen ergreifen:

 

Pressen vermeiden

Damit Frauen nach der Entbindung nicht pressen müssen, sollten sie die Sitzposition während des Stuhlgangs ändern. Eine aufrechte Sitzposition ist dabei nicht das Richtige. Stattdessen kann in einer Hockposition der Darm leichter entleert werden. Zur Herstellung einer Hockposition auf einer gewöhnlichen Toilette kann ein Hocker unter die Füße gestellt werden.

Sollten die Maßnahmen keine Besserung verschaffen, ist ein Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt ratsam.

ballaststoffreiche Ernährung

Ballaststoffreiche Ernährung wie etwa durch Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte oder Flohsamen und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen für weichen Stuhl, wodurch ebenfalls das Pressen vermieden werden kann.

Bewegung

Durch Bewegung oder Schwangerschaftssport wird die Verdauung angeregt, sodass der Stuhlgang nicht mehr so hart ist. Allerdings sollten Frauen, die sich noch im Wochenbett befinden, auf sportliche Aktivitäten verzichten.

richtige Hygiene

Die Reinigung der Afterregion nach jedem Stuhlgang mit warmem, klarem Wasser lindert nicht nur die Beschwerden, sondern beugt weiteren Entzündungen vor.

Sitzbäder

Entzündungshemmende Sitzbäder aus der Apotheke können mehrmals täglich angewandt werden, um Schmerzen und Beschwerden zu lindern. In der ersten Zeit des Wochenflusses ist es jedoch wichtig, die Anwendung eines Sitzbades vorher mit der Hebamme zu besprechen.

Kälteanwendungen

Gegen Hämorrhoiden helfen insbesondere unmittelbar nach der Geburt kalte Umschläge. Diese können durch das Einfrieren von mit Calendula-Essenz beträufelten Damenbinden angefertigt werden. Nach dem Einfrieren können Betroffene sie in ihre Unterwäsche einlegen.

Salben

Zur Linderung der Beschwerden gibt es viele unterschiedliche Salben, die zur äußeren Anwendung gedacht sind. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt können Betroffenen bei der richtigen Salbe speziell nach der Geburt helfen.

Rückenschmerzen nach der Geburt

Lange Wehen bauen starken Druck auf den unteren Rücken auf, der so überlastet werden und zu Schmerzen führen kann. Nach der Geburt verschwinden die Beschwerden bei ausreichendem Ausruhen nach wenigen Tagen von allein.

Zudem können Rückenschmerzen dann entstehen, wenn frisch gebackene Mütter ihr Baby häufig heben und ablegen. Auch beim Tragen oder Stillen nehmen sie häufig eine Schiefhaltung oder Hohlkreuzstellung ein, die nicht nur zu Verspannungen im Rücken, sondern auch im Nacken führen können.

Mit diesen Tipps können Mütter bestehende Beschwerden lindern oder Rückenschmerzen vorbeugen:

  • auf ihre Haltung achten und sich zwischendurch strecken 
  • beim Stillen Lagerungskissen gegen verspannende Positionen verwenden
  • das Baby direkt am Körper tragen
  • häufiges Wechseln der Trageposition
  • selten nach vorne beugen, um die Bandscheibe nicht zu belasten

Kopfschmerzen nach der Entbindung

Kopfschmerzen können durch unterschiedliche Gründe nach der Geburt auftreten: Dazu zählen die hormonellen Umstellungen des Körpers, die durch die Geburt entstandenen Muskelverspannungen sowie Schlaf- oder Flüssigkeitsmangel und Stress.

Viele Frauen leiden nach der Geburt unter sogenannten Spannungskopfschmerzen. Diese entstehen durch die Anspannung der gesamten Körpermuskulatur während der Geburt und äußern sich durch leicht bis mäßig schmerzhaften Druck auf beiden Seiten des Kopfes. Zudem kann eine Licht- und Geräuschempfindlichkeit hinzukommen. Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können dagegen helfen und sind auch während der Stillzeit unbedenklich. 

Generell helfen folgende Maßnahmen nicht nur gegen Kopfschmerzen, sondern können anderen Schmerzen und Beschwerden nach der Geburt vorbeugen:

  • Nackenmassagen
  • Wärmekissen
  • ausreichend viel Schlaf
  • ausgewogene und gesunde Ernährung
  • viel trinken
  • regelmäßige Bewegung, Spaziergänge an der frischen Luft
  • genügend Ruhepausen, Entspannung
  • Dehnübungen

Schmerzen nach einem Kaiserschnitt

Schmerzen im Wochenbett sind ganz normal, insbesondere nach einem Kaiserschnitt. An der Naht kann es schmerzen, jucken, brennen, zu Spannungsgefühl oder Ziehen kommen. In den ersten Tagen bis Wochen ist die Haut an der Wunde taub und kann sich bei Berührungen sehr unangenehm anfühlen.

Die Wunde eines Kaiserschnitts ist sehr tief, sodass sie nach der Geburt große Schmerzen bereiten kann. Daher erhalten Frauen nach einer Entbindung per Kaiserschnitt Schmerzmittel, die sie zu Hause einnehmen können. Neben Ibuprofen und Paracetamol kann laut einiger Studien der Wirkstoff Diclofenac die Schmerzen nach einem Kaiserschnitt lindern. Bekamen Frauen diesen Wirkstoff im Krankenhaus, brauchten sie zu Hause weniger Schmerzmittel. Ärztinnen und Ärzte gehen davon aus, dass der Wirkstoff für das Baby ungefährlich ist. 

Damit die Wunde und das innere Gewebe möglichst gut heilen können, sind Ruhe, Schonung und die richtige Hygiene sehr wichtig. 

 

Schmerzen beim Stillen

In den ersten Tagen nach der Geburt eines Kindes können unterschiedlichste Schmerzen auftreten. Auch beim Stillen begegnen Mütter vielen Problemen, die zu schmerzhaften Beschwerden führen können. Neben den Nachwehen, die durch das Stillen verstärkt werden, kommt es einige Tage nach der Geburt zum Milcheinschuss. Dabei fangen die Brüste an zu spannen und fühlen sich heiß sowie hart an. Trinkt das Baby dabei zu wenig, kann das wiederum zu einem schmerzhaften Milchstau führen.

Weitere Gründe für Schmerzen beim Stillen können wunde Brustwarzen sein. Diese sind in den ersten Tagen noch sehr sensibel und nicht an das wiederkehrende und starke Saugen des Babys nicht gewöhnt. Daher sollten frisch gewordene Mütter in den ersten Tagen nicht länger als zehn bis 20 Minuten auf jeder Seite stillen und darauf achten, dass das Baby richtig angelegt ist. Nach dem Stillen sollte die Brust an der Luft getrocknet und mit Wollfett oder Muttermilch gepflegt werden.

Wie lange dauern Schmerzen nach der Geburt an?

Da jeder Körper anders ist, ist es unterschiedlich, wie lange die Schmerzen nach der Geburt anhalten. Zudem hängt die Heilungszeit von den Ursachen der Schmerzen ab. Die Nachwehen etwa werden von den meisten Müttern zwei Wochen nach der Geburt kaum mehr wahrgenommen. Spätestens zum Ende des Wochenbetts nach etwa zwei Monaten enden die Nachwehen.

Kleinere Schwellungen, ein Druckgefühl und leichte Schmerzen nach der Geburt an der Naht im Intimbereich wie durch einen Dammriss benötigen etwa vier bis sechs Wochen für einen Rückgang. Dennoch kann es vorkommen, dass die abgeheilte Naht einige Wochen oder Monate nach der Entbindung beim Geschlechtsverkehrt schmerzt.

Bei einem Kaiserschnitt treten in den ersten drei bis vier Tagen nach der Geburt starke Schmerzen an der Wunde auf. Nach etwa einer Woche kann es an der Naht zwar noch ziehen, doch es sind in der Regel keine Schmerzmittel mehr nötig.

Die Grafik zeigt eine Mutter beim Stillen, die Schmerzen nach der Geburt verspüren könnte.

Umfassende Hilfe bei Schmerzen nach der Geburt in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

In den Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit den Fachbereichen für Geburtshilfe und Gynäkologie erhalten werdende Eltern eine allumfassende Betreuung in der Zeit vor, während und nach der Entbindung. Insbesondere nach der Geburt treten bei Müttern Schmerzen auf, die nicht immer eingeordnet und eingeschätzt werden können. Die Ärztinnen und Ärzte, Hebammen, Geburtshelferinnen und -helfer sowie Stillberaterinnen und -berater der St. Augustinus Gruppe behandeln und betreuen frisch gewordene Mütter ganzheitlich und fürsorglich, um nicht nur die unterschiedlichen Beschwerden zu lindern, sondern auch um etwaige Komplikationen frühzeitig zu entdecken und zu verhindern. Damit erhalten die Patientinnen sowie Säuglinge die effektivste Behandlung, die genau auf ihre Bedürfnisse passt.

Eine Krankenpflegerin betreut eine Mutter bei ihren Schmerzen nach der Geburt.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Geburtshilfe

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Schmerzen nach der Geburt

Wie lange dauern Beckenschmerzen nach der Geburt?

Beckenschmerzen bzw. Schambeinschmerzen sind nach der Geburt normal und benötigen einige Wochen bis Monate, bis sie verschwinden. Halten die Schmerzen über längere Zeit nach der Geburt an oder schränken sogar den Alltag ein, sollten Betroffene zur Ärztin oder zum Arzt gehen.

Wie fühlt sich die erste Periode nach der Geburt an?

Wie stark die Periodenschmerzen nach einer Geburt sind, verhält sich bei jeder Frau ganz individuell. Die Schmerzen der ersten Periode nach der Geburt können sich von der Periode vor der Schwangerschaft unterscheiden und mit sowohl stärkeren als auch schwächeren Blutungen verbunden sein. Manche Frauen klagen über starke Periodenschmerzen nach der Geburt, während andere kaum oder gar keine Beschwerden haben.

Welche Schmerzen sind im Wochenbett normal?

Folgende Schmerzen und Beschwerden können nach der Geburt bzw. im Wochenbett auftreten:

  • der Wochenfluss (das durch Wundheilung austretende Sekret aus der Scheide)
  • Nachwehen durch den Rückgang der Gebärmutter und durch Stillen
  • Schmerzen durch Geburtsverletzungen wie Dammriss, Damm- oder Kaiserschnitt
  • Hämorrhoiden
  • Verstopfung
  • Haarausfall
  • depressive Verstimmungen oder postpartale Depression
  • Schwitzen und Hitzewallungen

Was passiert, wenn man sich im Wochenbett nicht schont?

Halten frisch gewordene Mütter das Ruhen im Wochenbett nicht ein, können neben Schmerzen nach der Geburt eine Absenkung der Gebärmutter sowie Inkontinenz die Folge sein. Bei einer Geburt per Kaiserschnitt kann es zudem zu einem Narbenbruch kommen, der gefährlich ist und operiert werden muss.

Das sagen unsere Experten zum Thema Schmerzen nach der Geburt