Epilepsie – ein Überblick über die Krankheit

Erklärung, Symptome und Behandlung von Epilepsie

Epilepsie ist eine komplexe neurologische Erkrankung, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind. Charakteristische Anzeichen für Epilepsie sind wiederkehrende Anfälle, die durch abnorme elektrische Aktivitäten im Gehirn ausgelöst werden. In diesem Artikel bieten wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die Krankheit: Zunächst erklären wir Ihnen, was Epilepsie ist und wie sie entsteht. Neben der genauen Definition von Epilepsie sowie der Erläuterung ihrer Ursachen und Auslöser erfahren Sie außerdem mehr über die Arten von Epilepsie, die jeweiligen Symptome sowie mögliche Behandlungen.

Definition: Was ist Epilepsie?

Epilepsie, auch bekannt als Fallsucht, ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte, unprovozierte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese sogenannten epileptischen Anfälle entstehen dadurch, dass Nervenzellen im Gehirn zu viele Signale auf einmal geben. Das kann zu einer vorübergehenden Fehlfunktion des Gehirns führen, die sich durch eine Vielzahl von körperlichen und geistigen Symptomen äußert wie Störungen des Bewusstseins, von Bewegungen oder Wahrnehmungen.

Die Bedeutung des Begriffs Epilepsie geht auf das griechische Wort „epilambanein“ zurück, was „ergriffen werden“ meint, und beschreibt die plötzliche Natur der Krampfanfälle. Diese können generalisiert oder fokal sein, je nachdem, ob sie das gesamte Gehirn oder nur bestimmte Bereiche betreffen. Dabei liegt die Bedeutung der Epilepsie nicht nur in den körperlichen Symptomen, sondern insbesondere in den sozialen und psychologischen Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Familien.

Wie entsteht Epilepsie? – eine Erklärung

Epilepsie entwickelt sich, wenn die normale elektrische Aktivität im Gehirn gestört wird. Nervenzellen kommunizieren durch elektrische Signale, die in einem koordinierten Muster ablaufen. Bei Epilepsie kommt es jedoch zu plötzlichen und unkontrollierten elektrischen Entladungen, die als Krampfanfälle auftreten.

Diese abnormen Entladungen können durch genetische Faktoren, Hirnverletzungen wie Hirnblutungen oder unbekannte Ursachen (kryptogene Epilepsie) ausgelöst werden.

Ursachen und Auslöser der Erkrankung an Epilepsie

Die Auslöser von Epilepsie sind vielfältig. Die Gründe reichen dabei von Infektionen bis hin zu Hirntumoren:

  • Genetische Faktoren: Vererbbare genetische Mutationen, welche die neuronale Erregbarkeit erhöhen
  • Hirnverletzungen: Traumata, Schlaganfälle oder Operationen können strukturelle Schäden verursachen
  • Infektionen: Hirninfektionen wie Meningitis oder Enzephalitis
  • Entwicklungsstörungen: Angeborene Fehlbildungen des Gehirns
  • Stoffwechselstörungen: Ungleichgewichte oder genetisch bedingte Stoffwechselerkrankungen
  • Tumore: Hirntumore können die normale Hirnaktivität stören
  • Unbekannte Ursachen: In vielen Fällen bleibt die genaue Ursache unbekannt (kryptogene Epilepsie)
Ein Arzt betrachtet die Aufnahmen einer Hirnverletzung, die den Auslöser der Epilepsie eines Betroffenen darstellen.

Diese Symptome und Anzeichen deuten auf Epilepsie hin

Epilepsie äußert sich durch wiederholte Anfälle, die von kurzen Zuckungen bis hin zu schwereren Krampfanfällen und Bewusstseinsverlust reichen können. Die Symptome variieren je nach Form der Epilepsie bzw. nach Art des Anfalls und der betroffenen Gehirnregion.

Zu den allgemeinen Anzeichen zählen plötzliche Muskelzuckungen, unkontrollierte Bewegungen, Bewusstseinsverlust, Verwirrtheit und sensorische Störungen. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen diesen Arten von Epilepsie, die je nach Anfallsform spezifische Symptome aufweisen: generalisierte und fokale Anfälle.

Generalisierte Anfälle

Formen der Epilepsie, die sich durch generalisierte Anfälle kennzeichnen, betreffen beide Gehirnhälften und führen zu einem vollständigen Bewusstseinsverlust und starken muskulären Zuckungen oder Krämpfen. Diese Anfälle sind oft dramatisch und können mehrere Minuten dauern.

Diese Anzeichen sind charakteristisch für die generalisierte Anfallsform:

  • Tonisch-klonische Anfälle (Grand-Mal-Anfälle): Beginnen mit einer steifen Phase (tonisch) und gehen dann in rhythmische Zuckungen (klonisch) über.
  • Absence-Anfälle (Petit-Mal-Anfälle): Verursachen kurze Bewusstseinsverluste ohne Stürze oder Zuckungen, oft unbemerkt von Außenstehenden.
  • Myoklonische Anfälle: Führen zu plötzlichen, kurzen Muskelzuckungen, die einzelne Muskeln oder Muskelgruppen betreffen können.

Fokale Anfälle

Fokale Anfälle gehören zur Epilepsieform, die nur bestimmte Region des Gehirns betrifft und zu unterschiedlichen motorischen, sensorischen oder psychischen Symptomen führen kann, oft ohne Bewusstseinsverlust. Diese Anfälle sind variabler und hängen stark von der betroffenen Gehirnregion ab.

Hier sind typische Symptome von fokalen Anfällen in unterschiedlichen Stadien:

  • Einfache fokale Anfälle: Verursachen Symptome wie Muskelzuckungen, ungewöhnliche Empfindungen oder Geschmacks- und Geruchshalluzinationen, ohne Bewusstseinsverlust
  • Komplexe fokale Anfälle: Führen zu Bewusstseinsstörungen und können automatisierte Bewegungen wie Schmatzen oder Umherirren auslösen
  • Sekundär generalisierte Anfälle: Beginnen als fokale Anfälle und breiten sich auf das gesamte Gehirn aus, was zu einem generalisierten Anfall führt

Wie stellt man die Diagnose der Krankheit Epilepsie?

Eine Ärztin führt ein MRT durch, das genaue Bilder des Gehirns liefern soll, um die Diagnose Epilepsie zu stellen.

Die Diagnose von Epilepsie erfolgt durch eine gründliche Anamnese, neurologische Untersuchungen und den Einsatz von bildgebenden Verfahren wie MRT. Diese Methoden helfen, die Art der epileptischen Anfälle und mögliche Ursachen zu identifizieren.

Hier sind die wichtigsten Diagnosemöglichkeiten:

  • Anamnese: Eine detaillierte Patientenbefragung, die Informationen über die Anfallshäufigkeit, -dauer und -charakteristik sammelt. Auch Familienanamnese und Vorerkrankungen sind relevant.
  • Neurologische Untersuchungen: Standardisierte Tests zur Überprüfung der neurologischen Funktionen, um mögliche Ursachen der Krampfanfälle zu identifizieren.
  • Elektroenzephalogramm (EEG): Ein Verfahren, das die elektrische Aktivität des Gehirns misst und abnorme Muster, die auf eine Epilepsieform hinweisen, erkennt.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Hochauflösende Bilder des Gehirns, die strukturelle Anomalien wie Tumore, Narbengewebe oder Fehlbildungen sichtbar machen.
  • Computertomographie (CT): Eine Methode zur schnellen Erstellung detaillierter Querschnittsbilder des Gehirns, nützlich bei akuten Fällen oder wenn eine MRT nicht verfügbar ist.
  • Bluttests: Zur Ausschlussdiagnose von Stoffwechselstörungen oder Infektionen, die Anfälle verursachen könnten.
  • Video-EEG-Monitoring: Eine Kombination aus EEG und Videoüberwachung, um Anfälle direkt zu beobachten und deren Verlauf genau zu dokumentieren.

Epilepsie und mögliche Behandlungen der Erkrankung

Die Behandlung von Epilepsie umfasst medikamentöse Therapien, chirurgische Eingriffe und alternative Ansätze wie den Vagusnerv zu stimulieren. Ziel der Behandlung ist es, Anfallsfreiheit für Epileptikerinnen und Epileptiker zu erreichen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Um Epilepsie zu behandeln, müssen Ärztinnen und Ärzte immer Art und Ursache der Anfälle sowie der Reaktion der Epileptikerinnen und Epileptiker auf die Therapie beachten.

Therapie mit Medikamenten

Die häufigste Behandlungsmethode umfasst die Einnahme von Antiepileptika, die helfen, Anfälle zu kontrollieren. Die Auswahl des Medikaments hängt von der Anfallsform und den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen ab. Beispiele für Antiepileptika sind Valproat, Lamotrigin und Levetiracetam.

Chirurgische Eingriffe

Bei Patientinnen und Patienten, die auf Medikamente nicht ausreichend ansprechen, kann die Epilepsiechirurgie in Betracht gezogen werden. Ziel der Operation ist es, den Bereich des Gehirns zu entfernen oder zu isolieren, der für die epileptischen Anfälle verantwortlich ist. Beispiele sind die Resektion des Anfallherdes oder die Kallosotomie (palliative Therapiemöglichkeit bei Sturzanfällen).

Den Vagusnerv stimulieren (VNS)

Eine alternative Behandlungsmethode, bei der ein Gerät implantiert wird, das elektrische Impulse an den Vagusnerv sendet, um die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.

Ketogene Diät

Eine spezielle, fettreiche und kohlenhydratarme Diät, die in einigen Fällen helfen kann, epileptische Anfälle zu kontrollieren, insbesondere bei Kindern.

Psychosoziale Unterstützung

Begleitend zur medizinischen Behandlung sind psychologische Betreuung und Unterstützung wichtig, um die Lebensqualität zu verbessern und den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.

Verhaltens- und Physiotherapie

Diese Therapien können helfen, die motorischen und kognitiven Fähigkeiten zu fördern und zu erhalten. Insbesondere bei Betroffenen mit begleitenden neurologischen Problemen kann eine Physiotherapie hilfreich sein.

Verlauf und Prognose von Epilepsie

Die Prognose von Epilepsie variiert stark und hängt von der Art der Anfälle und der Reaktion auf die Behandlung ab. Viele Menschen erreichen durch eine geeignete Therapie Anfallsfreiheit und können ein normales Leben führen, während andere möglicherweise anhaltende Krampfanfälle erleben.

Der Verlauf von Epilepsie ist individuell unterschiedlich. Einige Epileptikerinnen und Epileptiker reagieren gut auf Medikamente und bleiben über lange Zeiträume anfallsfrei. Bei anderen sind die Anfälle resistent gegenüber Medikamenten, was zu einer chronischen Erkrankung führen kann. In diesen Fällen können chirurgische Eingriffe oder alternative Therapien erwogen werden, um die Anfallshäufigkeit zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Welche Folgen kann Epilepsie haben?

Unbehandelt kann Epilepsie zu schweren gesundheitlichen und sozialen Folgen führen, darunter Verletzungsrisiken während eines Anfalls und Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung bei Kindern. Zudem können psychosoziale Belastungen und Einschränkungen im Alltagsleben auftreten.

Epilepsie kann verschiedene Folgen haben:

  • Physische Folgen: Verletzungen durch Stürze oder Unfälle während eines Anfalls, einschließlich Knochenbrüche und Kopfverletzungen.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Langfristige Anfälle können die geistige Entwicklung und kognitive Funktionen beeinträchtigen, insbesondere bei Kindern.
  • Psychosoziale Auswirkungen: Stigmatisierung, Angststörungen und Depression sind häufige Begleiterscheinungen, welche die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken können.
  • Einschränkungen im Alltagsleben: Schwierigkeiten bei der Berufsausübung, im sozialen Umfeld und bei alltäglichen Aktivitäten können auftreten. Auch rechtliche Einschränkungen wie Fahrverbote können eine Rolle spielen.
  • Erhöhtes Risiko für plötzlichen unerwarteten Tod bei Epilepsie: In seltenen Fällen kann es zu einem plötzlichen unerwarteten Tod kommen, dessen Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind.

Behandlung von Epilepsie durch erfahrene Spezialistinnen und Spezialisten

Die St. Augustinus Gruppe bietet Betroffenen und ihren Angehörigen eine umfassende und spezialisierte Betreuung bei Epilepsie. Unser Fachbereich Neurologie sowie das Team der Epilepsiechirurgie bzw. Neurochirurgie nutzt modernste medizinische Technologien und innovative Behandlungsmethoden, um individuelle Therapiepläne zu entwickeln. Das Memory Zentrum in Neuss bietet zudem spezialisierte Unterstützung bei kognitiven Beeinträchtigungen, die mit Epilepsie einhergehen können. Für Kinder mit Epilepsie steht eine qualifizierte Ernährungsberatung zur Verfügung, die auf die Vorteile einer ketogenen Diät abgestimmt ist. Vertrauen Sie auf unsere Erfahrung und Kompetenz für eine bestmögliche Versorgung und Lebensqualität.

Eine Ärztin bespricht die Behandlung einer Erkrankung an Epilepsie.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Neurologie

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Epilepsie

FAQ

Wie läuft ein epileptischer Anfall ab?

Ein epileptischer Anfall beginnt meist plötzlich und kann wenige Sekunden bis mehrere Minuten dauern, begleitet von unkontrollierten Zuckungen oder Krämpfen. Bei myoklonischen Anfällen treten plötzliche Muskelzuckungen auf, während bei komplexeren Formen auch Bewusstseinsverlust vorkommen kann.

Kann man Epilepsie vorbeugen?

Epilepsie lässt sich nicht immer vollständig vorbeugen, doch bestimmte Maßnahmen wie eine gesunde Lebensweise und Stressbewältigung können das Risiko reduzieren. Gelegenheitsanfälle können durch das Vermeiden bekannter Auslöser, wie Schlafmangel oder Alkohol, verhindert werden.

Häufigkeit – wie viele Menschen haben Epilepsie?

Weltweit sind etwa 60 Millionen Menschen von Epilepsie betroffen, wobei die Häufigkeit im Kindesalter und bei älteren Menschen besonders hoch ist. In Deutschland leben schätzungsweise 500.000 Menschen mit dieser Erkrankung, die auch als Fallsucht bekannt ist.

Darf man mit Epilepsie Auto fahren?

Menschen mit Epilepsie dürfen unter bestimmten Bedingungen Auto fahren, wenn sie eine gewisse Zeit anfallsfrei sind und dies von spezialisierten Ärztinnen und Ärzten bestätigt wird. Eine Kraftfahreignung hängt von der individuellen Situation und der Einschätzung der behandelnden Neurologin bzw. des Neurologen ab.

Das sagen unsere Expertinnen und Experten zum Thema Epilepsie