Skoliose – Abweichung und Verkrümmung der Wirbelsäule

Symptome, Diagnose und Behandlung einer Skoliose

Schultertiefstand, ein Rippenbuckel oder hervorstehende Schulterblätter: Eine Skoliose, ebenso wie eine Kyphose, erkennen Betroffene häufig bereits selbst im Spiegelbild oder im Vergleich mit Gleichaltrigen. Dabei erkranken viele der Patientinnen und Patienten idiopathisch als Kinder oder Jugendliche, wobei meist mehr Mädchen als Jungen von der Krümmung und Verdrehung der Wirbelsäule betroffen sind. Je nach Winkel und Form der Skoliose kann diese mit konservativen Therapien wie Physiotherapie und einem Korsett behandelt werden, bei schweren Formen kann eine Operation Besserung schaffen. In diesem Ratgeber erfahren Sie, was eine Skoliose ist und welche Diagnose- und Behandlungsverfahren bei einer Krankheit wie Skoliose eingesetzt werden können.

Definition: Was ist eine Skoliose?

Eine gesunde Wirbelsäule verläuft, wenn man von hinten auf den Rücken blickt, gerade von oben nach unten. Bei einer Skoliose dagegen verkrümmt sich die Wirbelsäule, sodass diese von der Längsachse um mindestens zehn Grad vom gesunden Winkel abweicht. Auch können Wirbel rotieren, wodurch sich die Wirbelsäule weiter verformt. In den meisten Fällen tritt eine Wirbelsäulenverkrümmung im Bereich der Brust- oder Lendenwirbelsäule auf.

Eine Skoliose kann nicht mit einer aufrechten Haltung korrigiert werden, sondern sollte, je nach Ausmaß, mit einer konservativen oder operativen Wirbelsäulentherapie behandelt werden. Auch kann die Art der vorliegenden Skoliose bestimmen, ob diese eher optischer Natur ist oder die Gesundheit schädigt, etwa wenn Bandscheiben und Wirbel belastet oder die Lunge oder das Herz beschädigt werden.

Wie entsteht Skoliose?

Eine Skoliose entwickelt sich während des Wachstums bei Kindern und Jugendlichen sowie im Alter durch Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule. Mädchen mit einem starkem Wachstumsschub am Beginn der Pubertät trifft eine Wirbelsäulenverkrümmung häufiger als Jungen, wobei bisher weder die Ursache für die Entwicklung im Wachstumsalter noch die höhere Wahrscheinlichkeit bei Mädchen geklärt werden konnte.

Verschiedene Arten der Skoliose

Um welche Art einer Skoliose es sich handelt, wird anhand verschiedener Kriterien festgelegt. Bei der Unterteilung spielen die Ursache für die Skoliose im Rücken, das Alter der Patientin bzw. des Patienten bei der Entstehung sowie dem Ort der Wirbelsäulenkrümmung eine Rolle bei der Definition der vorliegenden Skoliose.

Eine Ärztin und einen Patienten, die Möglichkeiten zur Therapie einer Skoliose im Rücken besprechen.

nach Ursache

  • idiopathische Skoliose: Skoliose ohne Auslöser, oft während der Pubertät im Wachstumsalter.
  • sekundäre Skoliose: Skoliose als Folge anderer Ursachen, bspw. im Alter.
  • kongenitale Skoliose: Skoliose durch angeborene Fehlbildungen.
  • neuromuskuläre Skoliose: Skoliose durch eine Krankheit der Muskeln oder des Nervensystems.

nach Alter

  • ​​​​​​Säuglingsskoliose: Skoliose, die bereits im Säuglingsalter auftritt, und sich häufig selbst zurückbildet.
  • infantile Skoliose: Skoliose, die zwischen dem Säuglingsalter und dem 3. Lebensjahr entsteht.
  • juvenile Skoliose: Skoliose mit einem Entstehungsalter zwischen dem 4. und 10. Lebensjahr.
  • Adoleszenten-Skoliose: Entwickelt sich ab dem 11. Lebensjahr.

nach Lokalisation

  • thorakale Skoliose: Skoliose in der Brustwirbelsäule.
  • thorakolumbale Skoliose: Skoliose am Übergang zwischen der Brust- und Lendenwirbelsäule.
  • lumbale Skoliose: Skoliose in der Lendenwirbelsäule.
  • doppelbogige Skoliose: Thorakale und lumbale Skoliose liegen gleichzeitig vor.
  • rechts-konvexe Skoliose: Skoliose, die nach rechts zeigt.
  • links-konvexe Skoliose: Skoliose, die nach links zeigt.

Ursachen von Skoliose

Zwar sind die Ursachen einer Skoliose vielfältig, doch 90 Prozent aller Skoliosen entstehen während des Wachstums, sind also idiopathischer Natur und damit unbekannt. Eine Theorie erklärt das ungleichmäßige Wachstum der Rückenmuskeln und Wirbelkörper als Ursache für die Entwicklung von Skoliosen bei Mädchen und Jungen im Wachstumsalter. Auch kann das Entstehen einer Wirbelsäulenverkrümmung genetische Ursachen haben. Entgegen Gerüchten bildet sich eine Skoliose also nicht aufgrund schwerer Rucksäcke in der Schulzeit, Sport oder einer falschen Ernährung.

Zehn Prozent der Skoliosen treten als Folgeerscheinungen bzw. sekundäre Skoliosen auf. Diese lassen sich auf spezifische Erkrankungen zurückführen und werden in osteopathische, myopathische und neuropathische Skoliosen unterteilt. Zugrundeliegende Erkrankungen können bspw. posttraumatische Lähmungen, Poliomyelitis, Zerebralparese oder Neurofibromatose sein.

Symptome für Skoliose

Je nach Schwere und Lokalisation der Skoliose unterscheiden sich die auftretenden Symptome:

  • eingeengte Brust- und Bauchorgane
  • Schulterschiefstand
  • Rippenbuckel
  • Lendenwulst
  • Knie-, Nacken- und Rückenschmerzen
  • Muskelverspannungen
  • degenerative Veränderungen der Zwischenwirbelscheiben
  • Neuralgien
  • Sensibilitätsstörung durch Druck auf Nerven
  • Paresen

Kinder und Jugendliche empfinden selten Schmerzen durch eine Skoliose, häufig fällt diese zufällig oder durch äußere Symptome wie eine ungleiche Taille oder einem Schulterschiefstand auf. Im Erwachsenenalter dagegen klagen Betroffene über verschiedene Beschwerden. Nach Fortschreiten der Erkrankung können Folgeerkrankungen entstehen, etwa Arthrose durch den Verschleiß der Bandscheiben und Wirbelgelenke.

Skoliose erkennen: Wie wird die Diagnose für Skoliose gestellt?

Liegt bei einer Skoliose ein Schulterschiefstand, eine ungleichmäßige Taille oder ein Buckel vor, fällt den Betroffenen diese Veränderung häufig selbst an sich auf. Deutlicher kann man eine Skoliose erkennen, wenn man den sogenannten Vorbeugetest (Adams Bending Test) durchführt. Hierbei beugt sich die betroffene Person nach vorn und der Abweichungsgrad der Wirbelsäule kann mithilfe eines Skoliometers bestimmt werden. Bestätigt sich der Verdacht, kann ein Arzt bzw. eine Ärztin ein Röntgenbild anfertigen, um die Diagnose Skoliose zu bestätigen. Bei Kindern und Jugendlichen wird zusätzlich das Knochenalter bestimmt, um die Dauer des Wachstumsschubs abschätzen zu können.

Liegen ungewöhnliche Krümmungen vor, kann auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) helfen, etwaige Fehlbildungen des Rückenmarks oder der Wirbelkörper zu erkennen und diese anschließend fachgerecht zu behandeln, z. B. in Form einer Operation.

Behandlung bei Skoliose: Was tun?

Im Wachstumsalter erfolgt die Behandlung einer Skoliose konservativ, bei Erwachsenen kann eine Skoliose-OP die gekrümmte Wirbelsäule begradigen. Wird eine sich entwickelnde Skoliose nicht behandelt, kann sich diese jährlich um bis zu sieben Grad weiter neigen.

Eine Physiotherapeutin und ein Mädchen, die an der Skoliose des Mädchens arbeiten.

Geringer Skoliose Grad: die konservative Behandlung

Die konservative Behandlung bei einer Skoliose im Rücken eignet sich bei Kindern und Jugendlichen im Wachstumsalter. Sie schließt krankengymnastische und physiotherapeutische Maßnahmen ein und kann zur Unterstützung ein Korsett hinzuziehen. Die Behandlung kann, je nach Schweregrad, jahrelang durchgeführt und jährlich mittels einer Röntgenaufnahme kontrolliert werden.

Stärkerer Skoliose Behinderungsgrad: die operative Therapie

Bei starken Verkrümmungen oder jenen, die andere Erkrankungen nach sich ziehen können, kann ein operativer Eingriff die Skoliose korrigieren und Schmerzen bekämpfen. Dies ist auch der Fall, wenn die konservative Therapie keine Besserung zeigt. Die Verformung und Verdrehung der Wirbelsäule begradigt die Skoliose-Operation mit verschiedenen Methoden, etwa mit Platten und Schrauben oder einer Titanrippenprothese (VEPTR).

Hierbei handelt es sich um einen gebogenen Titanstab, der verlängert und zwischen zwei Rippen oder einer Rippe und dem Darmbeinkamm befestigt wird. Befindet sich der Patient bzw. die Patientin noch im Wachstum, so kann der Titanstab mitwachsen und die Wirbelsäule weiterhin stützen. Diese Therapieform wird demnach hauptsächlich bei Jugendlichen und Kindern eingesetzt, bei denen konservative Methoden nicht die erwünschten Ergebnisse zeigten.

Ist Skoliose heilbar?

Eine Säuglingsskoliose heilt häufig von selbst aus, andere Arten der Skoliose sind nicht komplett heilbar. Sie können jedoch mit einer konservativen oder operativen Therapie verlangsamt, aufgehalten und korrigiert werden. Eine Klinik mit Expertise auf dem Gebiet der Skoliose kann Sie mit einer individuellen Therapie unterstützen.

Umfassende Behandlung von Skoliose in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

In den Kliniken der St. Augustinus Gruppe finden Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen Informationen und Angebote rund um das Thema Skoliose und Kyphose. Zur Expertise unserer Ärztinnen und Ärzte gehören der interdisziplinäre Austausch in verschiedenen Fachgebieten sowie moderne Behandlungsmöglichkeiten. Im Fachbereich Wirbelsäulentherapie unterstützen erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten eine sich entwickelnde Skoliose mit Physiotherapie, um diese zu verlangsamen oder aufzuhalten. Bei einer starken Verkrümmung oder Folgeschäden stabilisieren und korrigieren unsere Chirurginnen und Chirurgen die Verformung der Wirbelsäule und erhöhen die Lebensqualität unserer Patienten bzw. Patientinnen nachhaltig. Anschließend werden sie umfassend begleitet, um mit der Rehabilitation nach einem chirurgischen Eingriff eine angemessene Lebensqualität wieder zu erlangen.

Eine Frau und ein Mann lassen sich von einem Facharzt zum Thema Skoliose beraten.

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Das sagen unsere Experten zum Thema Skoliose

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