Kyphoplastie als Tumortherapie

Ablauf der OP, Risiken und Definition von Kyphoplastie als Behandlung

Während Krebserkrankungen in der Vergangenheit oft unentdeckt und unheilbar blieben, gibt es im 21. Jahrhundert verschiedene Therapiemethoden, die zur Behandlung von Tumoren und Metastasen eingesetzt werden können. Die Kyphoplastie gehört zu den Verfahren der Tumortherapie und dient der Stabilisierung und Aufrichtung der Wirbelsäule und Wirbelkörper mit Knochenvertebro nach Wirbelbrüchen und Wirbelkörperfrakturen. Zur Kyphoplastie zählen die Ballon-Kyphoplastie und die Radiofrequenz-Kyphoplastie. 

In diesem Ratgeber erklären wir Ihnen, was eine Kyphoplastie an der Wirbelsäule ist, welche Bedeutung sie hat und wie die Kyphoplastie mit Vertebro mit der Osteoporose-Therapie zu tun hat.

Definition: Was ist eine Kyphoplastie?

Bei der Kyphoplastie handelt es sich um einen minimal-invasiven Eingriff im Bereich der Tumortherapie zur Behandlung und Stabilisierung von schmerzhaften Wirbelkörperbrüchen, insbesondere im Lendenwirbelsäulenbereich (LWS). Wie viele Begriffe der Medizin lässt sich der Begriff „Kyphoplastie“ aus dem Griechischen „kyphos“ (Wirbel) und „plastein“ (bilden) ableiten. Seit 1999 wird die Kyphoplastie in den USA und seit 2001 in Deutschland durchgeführt. Zuvor fand die sogenannte Vertebroplastie Anwendung, die als Vorläufer der Kyphoplastie im LWS-Bereich zur Versorgung von Wirbelkörperfrakturen diente.

Wirbelsäulenfrakturen treten häufig auf, wenn eine geminderte Knochendichte vorliegt, bspw. durch osteoporotischen Vorerkrankungen oder bei einer Krebserkrankung durch Metastasen, die einzelne Wirbel und Wirbelkörper befallen können. In der Kyphoplastie werden zwei Verfahren unterschieden:

Substanzzerstörende Ballon-Kyphoplastie

Bei der substanzzerstörenden Ballon-Kyphoplastie liegt der Patient oder die Patientin unter Vollnarkose auf dem Bauch. Die Chirurginnen bzw. Chirurgen tätigen während des Eingriffs mehrere Einschnitte, durch die er oder sie Ballonkatheter in die Wirbelkörper einbringt. Die Ballons werden anschließend mit einem Kontrastmittel gefüllt, wodurch die umliegende Spongiosa zerquetscht wird. Der hierdurch entstandene Hohlraum (Kaverne) wird bei der Ballon-Kyphoplastie schließlich mit Zement gefüllt. Während der gesamten Zeit wird der Eingriff mittels Röntgenkontrolle überwacht. Die Dauer beträgt rund 45 Minuten.

Substanzerhaltende Radiofrequenz-Kyphoplastie

Dieses Verfahren benötigt nur einen Zugang, durch den das Knochenzement gleichmäßig in kleinen Gängen verteilt wird. Auch bei dieser Therapie zur Aufrichtung und Stabilisation der Wirbelsäule wird eine Kanüle in das Innere der Wirbelkörper eingebracht, wo sie das Zement per Radiofrequenz aktiviert. Statt die vitale Spongiosa zu zerstören, verzahnt sich das Knochenzement mit dieser, wodurch es erhalten werden kann. Die Radiofrequenz-Kyphoplastie dauert etwa 25 Minuten.

Wofür wird die Kyphoplastie eingesetzt?

Mit einer Kyphoplastie können sowohl Wirbelbrüche in der Wirbelsäule als auch mit Metastasen befallene Wirbelkörper behandelt werden. Während der Kyphoplastie-Operation spritzt eine Ärztin oder ein Arzt Knochenzement in den Wirbel, was zur Stabilisation und Aufrichtung der Wirbelsäule führt. Das Verfahren der Kyphoplastie kann außerdem zur Linderung von Schmerzen beitragen.

Zusätzlich kann die Kyphoplastie, auch an der LWS, als Therapie bei einem Befall von Tumoren oder Metastasen der Wirbelsäule eingesetzt werden, etwa bei einem Hämangiom. Liegt eine angeborene Deformation oder Fraktur der Wirbel oder Halswirbel vor, kann das Knochenzement bei einem Keilwirbel die Wirbelkörper stabilisieren und aufrichten. Dies wirkt bei einer Wirbelsäulenfraktur Schmerzen durch Mikrobewegungen entgegen. Auch bei einer Osteoporose oder Nekrose der Wirbelkörper kann die Kyphoplastie unterstützen, z. B. beim Morbus Kümmel-Verneuil, indem abgestorbene Wirbelkörper durch den Zement im Knochen ersetzt.

Voraussetzung

Damit die Kyphoplastie erfolgreich eingesetzt werden kann, sollte die Zerstörung der Wirbelkörper noch nicht zu weit fortgeschritten sein. Andernfalls kann das flüssige Zement transpedikulär (durch die kleinen Knochenfortsätze an den Seiten der Wirbelkörper) während der Behandlung mit der Ballon-Kyphoplastie oder Radiofrequenz-Kyphoplastie als Abstrom in den Wirbelkanal eindringen.

Kyphoplastie: Ablauf der Operation

Bei der Kyphoplastie handelt es sich um eine Operation, die meistens in Vollnarkose durchgeführt wird. Im herkömmlichen Verfahren der Ballon-Kyphoplastie führt eine Ärztin oder ein Arzt über kleine Einschnitte einen Ballon ein, welcher den zerbrochenen Wirbel wieder aufrichtet. Beim Aufblasen des Ballons entsteht eine sogenannte Kaverne (Hohlraum), die während der Kyphoplastie mit Zement aufgefüllt wird.

Im Gegensatz zur zuvor angewandten Vertebroplastie entstehen bei der Kyphoplastie weniger Komplikationen. Während bei beiden Verfahren Anschlussfrakturen auftreten können, sind bei der Vertebroplastie hiervon sowohl die behandelten als auch angrenzende Wirbel betroffen. Bei der Kyphoplastie dagegen treten Anschlussfrakturen hauptsächlich bei intervenierten Wirbelkörpern auf. Bei der Radiofrequenz-Kyphoplastie kann darüber hinaus die vitale Spongiosa erhalten werden, während bei der Ballon-Kyphoplastie die angrenzende Spongiosa durch die Biopsienadel, den Ballonkatheter und den Zement als Augmentationsmaterial zerstört wird.

Die Vorteile einer Kyphoplastie als Therapie gegen Krebs

Eine Kyphoplastie zur Therapie von Wirbelkörperbrüchen als Folge von osteoporotischen Erkrankungen oder eines Wirbelsäulentumors hat viele Vorteile:

  1. Linderung von Schmerzen, vor allem im Rückenbereich
  2. Aufrichtung der Wirbelsäule und Stabilisation der Wirbelkörper
  3. Steigerung der Lebensqualität
  4. Reduzierung der eingeschränkten Mobilität durch Schmerzen
Eine Frau hat aufgrund der Kyphoplastie in Folge ihrer Tumorerkrankung weniger Schmerzen.

Was sind die Risiken bei einer Kyphoplastie?

Auch wenn Komplikationen bei einer Kyphoplastie-Operation zur Behandlung von Wirbelbrüchen aufgrund von Tumorbefall oder Osteoporose selten sind, ist der Eingriff trotzdem nicht risikofrei: Es besteht das Risiko, dass der eingespritzte Knochenzement aus dem Wirbel austritt und in die Umgebung gelangt. Außerdem können Nervenbahnen des Rückenmarks oder das Rückenmark selbst verletzt werden.

Bei einem Austritt von Zement kann eine Zementembolie entstehen, bei der flüssiges Knochenzement in Arterien und Venen gelangt und sich von dort im Körper ausbreitet. Die Folge hiervon können verstopfte Gefäße sein. Im Anschluss an eine erfolgreiche Kyphoplastie unter Einsatz von Zement können zudem Frakturen an den Wirbelkörpern auftreten und auch Schäden an der Wirbelsäule oder dem Rückenmark sind möglich, die eine Lähmung nach sich ziehen können.

Statt herkömmlichem Knochenzement können auch Alternativen eingesetzt werden, etwa bioresorbierbarer Knochenzement oder ein silikonbasiertes Augmentationsmaterial der Wirbelkörperfrakturen, die sogenannte Elastoplastie. Ganz ohne Zement kommt dagegen die Vesselplastie aus: Bei diesem Verfahren wird ein Ballon-Implantat in die Wirbelkörper eingebracht, der diese stabilisiert und im Körper verbleibt. Die Vesselplastie gilt als bedeutende Weiterentwicklung der Kyphoplastie.

Klinik der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Tumortherapie

Tumortherapie – kompetente Unterstützung über das Fachliche hinaus

Die Kyphoplastie unterstützt nicht nur wirksam gegen Schmerzen und Wirbelkörperfrakturen in der Wirbelsäulenchirurgie als Wirbelsäulentherapie, sondern auch bei Metastasen an der Wirbelsäule in der Tumortherapie. Die Expertinnen und Experten für Tumortherapie im zertifizierten Tumorzentrum des Johanna Etienne Krankenhauses in Neuss bieten ihren Patientinnen und Patienten moderne Verfahren bei Krebserkrankungen, regelmäßigen Austausch zwischen den Fachbereichen sowie individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnittene Behandlungen. Neben gängigen Therapien wie der Chemotherapie führen unsere Spezialistinnen und Spezialisten ebenfalls Methoden wie die Mikrowellenablation oder die irreversible Elektroporation durch. Im Anschluss an die erfolgreiche Behandlung können Sie als Patientin oder Patient mithilfe unserer onkologischen Reha Schritt für Schritt in ihren Alltag zurückkehren.

Ein Patient erhält nach der Kyphoplastie-Behandlung kompetente Unterstützung durch einen Arzt.

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Kyphoplastie

FAQ

Kyphoplastie: Wie lange ist der Aufenthalt im Krankenhaus?

Die Ballon-Kyphoplastie ist eine OP mit einstündigem Ablauf, die meist unter Vollnarkose stattfindet. In der Regel bleiben Patientinnen und Patienten nach dem Eingriff sechs bis zehn Tage in der Klinik.

Wie lange können die Schmerzen nach der Kyphoplastie anhalten?

Schmerzen sollten im Normalfall bereits unmittelbar nach dem Eingriff der Kyphoplastie verschwunden sein, sodass Patientinnen und Patienten ihren Körper gleich wieder belasten können. Abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand müssen Patientinnen und Patienten im Anschluss nur selten Medikamente gegen Schmerzen anwenden.

Welche Angebote gibt es zur Nachsorge nach einer Kyphoplastie?

Nach einer Kyphoplastie ist eine intensive Nachbehandlung oder Nachsorge nur beim Vorliegen weiterer Erkrankungen notwendig. Eine Bettruhe ist nicht erforderlich und Patientinnen und Patienten können in Begleitung bereits wenige Stunden nach dem Eingriff aufstehen und sich bewegen.

Vorerkrankung wie Osteoporose oder Krebserkrankungen sollten als Teil der Nachsorge regelmäßig kontrolliert und, falls nötig, behandelt werden.

Das sagen unsere Experten zum Thema Kyphoplastie

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