Aneurysma

Definition, Entstehung und Behandlung eines Aneurysmas

Die Gefäße in unserem Blut leisten jeden Tag Außergewöhnliches: Sie transportieren Sauerstoff und Nährstoffe durch den Körper, versorgen Organe und Gewebe und tragen wesentlich zu unserer Gesundheit bei. Doch manchmal kann diese Balance gestört werden. Ein Aneurysma, also eine Erweiterung oder Aussackung einer Gefäßwand, bleibt oft unbemerkt – und genau darin liegt die Gefahr.
In diesem Ratgeber erfahren Sie, was ein Aneurysma genau ist, wie es entsteht und wie man mögliche Symptome merkt und einschätzt. Außerdem lernen Sie, welche Risikofaktoren von Bedeutung sind, was passiert, wenn ein Aneurysma platzt und, wie moderne Diagnose- und Therapieverfahren eine sichere Behandlung ermöglichen. 

Bedeutung: Was ist ein Aneurysma?

Laut Definition bezeichnet ein Aneurysma eine Gefäßerweiterung oder Aussackung einer Gefäßwand, die durch eine Schwächung der Gefäßstruktur entsteht. Diese Veränderungen treten besonders häufig in den Arterien auf, da hier der Blutdruck höher ist als in den Venen. Besonders betroffen sind Bereiche wie die Aorta (Hauptschlagader), die Bauchaorta oder die Blutgefäße im Gehirn.
Ein Aneurysma kann über Jahre hinweg unbemerkt bleiben, da es oft keine Symptome verursacht. In einigen Fällen wird es erst durch Zufall im Rahmen anderer Untersuchungen entdeckt. Die größte Gefahr besteht darin, dass Aneurysmen reißen können, was zu einer lebensgefährlichen Blutung führt. Ein geplatztes Aneurysma sollte daher frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Formen eines Aneurysmas

Aneurysmen können in verschiedenen Formen auftreten, die sich durch ihre Struktur und Lage unterscheiden. Zu den häufigsten Typen zählen das sackförmige Aneurysma, das spindelförmige Aneurysma, das dissezierende sowie das falsche Aneurysma. Jede dieser Varianten birgt spezifische Risiken und erfordert eine individuelle Diagnose und Behandlung.
Hier finden Sie die verschiedenen Typen von Aneurysmen nochmal zusammengefasst:

  • Sackförmiges Aneurysma: Diese Form ist häufig bei einem Hirnaneurysma zu finden und zeigt sich durch eine lokale Aussackung der Gefäßwand, die meist nur auf einer Seite des Gefäßes auftritt. 
  • Spindelförmiges Aneurysma: Dieser Typ tritt typischerweise bei der Bauchaorta oder der Hauptschlagader auf – in Form einer gleichmäßigen Erweiterung des Durchmessers bei einem Gefäß über eine größere Strecke. 
  • Aortendissektion: Hierbei kommt es zu einem Riss in der inneren Gefäßwand, sodass Blut in die Gefäßschichten eindringt und diese aufspaltet. Dies ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die schnelles Handeln erfordert.
  • Falsches Aneurysma (Pseudoaneurysma): Bei diesem Typ handelt es sich nicht um eine echte Gefäßerweiterung, sondern um eine Ansammlung von Blut außerhalb der Gefäßwand, die von umliegendem Gewebe begrenzt wird.

Ein Aneurysma und seine Symptome – wie merkt man die Erkrankung?

Da sie oft keine Beschwerden verursachen, bleiben vor allem kleine Aneurysmen häufig lange unbemerkt. Symptome treten meist erst auf, wenn das Aneurysma wächst oder auf umliegende Strukturen drückt. Zu den Warnzeichen können Schmerzen, Schwindel oder plötzliche Sehstörungen gehören, abhängig von der betroffenen Region.
Die Anzeichen eines Aneurysmas hängen stark von seiner Lage und Größe ab: Ein Hirnaneurysma kann durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Sprach- oder Sehstörungen auffallen, während ein Bauchaortenaneurysma oft Rückenschmerzen oder einen pulsierenden Bereich im Bauch verursacht. Kleine Aneurysmen bleiben vorwiegend unbemerkt, während größere oder wachsende Aneurysmen deutliche Beschwerden hervorrufen können.
 

Welche Symptome können auftreten, wenn das Aneurysma geplatzt ist?

Als medizinischer Notfall verursacht ein geplatztes Aneurysma größtenteils plötzliche, sehr starke Symptome. Dazu gehören schlagartige, extreme Kopfschmerzen, Bewusstlosigkeit und Krampfanfälle bei einem Hirnaneurysma, schwere Bauch- oder Rückenschmerzen bis hin zum Kreislaufkollaps bei einem Bauchaortenaneurysma sowie Schockzustände, Herzrasen und starke Blutungen. Bei Verdacht auf ein geplatztes Aneurysma sollten Sie umgehend den Notruf wählen.

Ursachen: Wie entsteht ein Aneurysma?

Die Entstehung eines Aneurysmas beginnt durch eine Schwächung der Gefäßwand, die zu einer Aussackung oder Erweiterung führt. Ursachen für diese Schwächung bei einem Aneurysma können in einer genetischen Veranlagung, dauerhaft hohem Blutdruck oder in Gefäßkrankheiten liegen. Auch degenerative Veränderungen der Gefäßwand spielen eine Rolle.
Arteriosklerotische Ablagerungen (Ansammlungen von Fett, Cholesterin, Kalk usw.) entzündliche Prozesse oder mechanische Belastungen (z. B. ein chronischer Bluthochdruck) gelten in den meisten Fällen als Ursachen für die Gefäßerweiterung bei einem Aneurysma. Sie führen dazu, dass die elastischen Fasern der Gefäßwand nachgeben. Besonders gefährdet sind Regionen, in denen Gefäße stark verzweigen oder einem hohen Druck ausgesetzt sind, wie die Aorta oder die Gefäße im Gehirn. In seltenen Fällen können angeborene Fehlbildungen der Gefäßwand die Ursache sein.

Risikogruppen und -faktoren

Bestimmte Personengruppen sind anfälliger für die Entstehung eines Aneurysmas. Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen:

  • genetische Veranlagung
  • chronischer Bluthochdruck
  • Rauchen und andere schädliche Lebensgewohnheiten
  • höheres Alter, insbesondere ab 60 Jahren
  • Geschlecht (Männer häufiger bei einem Aortenaneurysma, Frauen bei einem Aneurysma im Gehirn)
  • Vorerkrankungen wie Arteriosklerose oder Bindegewebeerkrankungen
  • lokale Verletzungen oder Infektionen der Gefäßwände
     
Eine Gruppe Senioren steht als Symbol für das zunehmende Alter als Risiko für ein Aneurysma.

Diagnose – wie man ein Aneurysma in der Medizin erkennen kann

Ein Aneurysma lässt sich in der Medizin meist durch bildgebende Verfahren wie ein CT (Computertomografie) oder ein MRT (Magnetresonanztomografie) diagnostizieren. Diese Methoden ermöglichen eine detaillierte Darstellung der Gefäße und helfen, Größe, Form und Lokalisation des Aneurysmas genau zu bestimmen. Besonders bei Verdacht auf ein Hirnaneurysma oder ein Aortenaneurysma sind sie unverzichtbare Werkzeuge.

Um das Aneurysma genau zu erkennen und die Diagnose stellen zu können, bekommt eine Frau ein MRT gemacht.

Computertomografie (CT)

Zur Diagnose eines Aneurysmas ist eine CT eine schnelle und präzise Methode. Mithilfe von Kontrastmitteln kann jedes Blutgefäß genau dargestellt werden. Besonders bei einem geplatzten Aneurysma liefert die CT binnen weniger Minuten lebenswichtige Informationen über den Ort und das Ausmaß der Blutung.

Magnetresonanztomografie (MRT)

Die MRT bietet eine strahlungsfreie Alternative zur CT und wird häufig zur Abklärung kleinerer oder komplizierter Aneurysmen genutzt. Sie eignet sich besonders zur Darstellung von Gefäßstrukturen im Gehirn oder bei Verdacht auf eine Aortendissektion. Durch den Einsatz der MR-Angiografie können detaillierte Bilder der Gefäße erstellt werden, ohne dass eine invasive Maßnahme erforderlich ist.

Beide Verfahren bieten eine zuverlässige Möglichkeit, ein Aneurysma frühzeitig zu erkennen, was die Grundlage für eine effektive Therapie bildet. In Kombination mit einer gründlichen Ultraschalluntersuchung oder einer Angiografie lassen sich die Ergebnisse weiter präzisieren.

Häufigkeit und Verlauf

Aneurysmen sind potenziell lebensbedrohliche Aussackungen von Gefäßen, deren Häufigkeit je nach Lokalisation variiert: Ein Hirnaneurysma tritt bei etwa drei Prozent der Bevölkerung auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Ein Bauchaortenaneurysma (BAA) findet sich bei vier bis acht Prozent der Männer über 65 Jahren und bei 0,5 bis 1,5 Prozent der Frauen in derselben Altersgruppe. 
Ein Aneurysma kann über Jahre stabil bleiben, ohne Beschwerden zu verursachen. In manchen Fällen entwickelt sich jedoch eine Vorstufe eines Aneurysmas, bei der die Gefäßwand bereits geschwächt ist, aber noch keine deutliche Aussackung zeigt. Diese Phase kann in bestimmten Fällen durch Präventionsmaßnahmen stabilisiert werden. In anderen Fällen nimmt der Durchmesser jedoch zu, wodurch das Risiko einer Ruptur (Riss eines Gefäßes) steigt. Besonders gefährlich ist ein geplatztes Aneurysma, das zu einer lebensbedrohlichen Blutung führen kann. Der Verlauf hängt von der Lokalisation, Größe und Wachstumsrate des Aneurysmas ab. Regelmäßige Kontrollen sind entscheidend, um das Risiko einer Ruptur rechtzeitig zu minimieren.

So kann die Behandlung eines Aneurysmas aussehen

Die Therapie eines Aneurysmas richtet sich nach seiner Größe, Lage und dem Risiko einer Ruptur. Möglich sind konservative Behandlungen zur Überwachung, endovaskuläre Verfahren wie Stentimplantationen oder operative Eingriffe zur Stabilisierung oder Entfernung des Aneurysmas.

Konservative Therapie

Kleine Aneurysmen oder Vorstufen davon, die kein hohes Risiko für eine Ruptur bergen, werden meist engmaschig überwacht. Regelmäßige Untersuchungen, z. B. per CT oder MRT, helfen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Unterstützend können Maßnahmen wie die Kontrolle des Blutdrucks oder eine Anpassung des Lebensstils das Wachstum verlangsamen oder stoppen.

Endovaskuläre Verfahren

Bei dieser Behandlung kommen häufig minimalinvasive Techniken wie die Stentimplantation oder das Coiling zum Einsatz. Hierbei wird das Aneurysma von innen stabilisiert oder verschlossen, um das Risiko einer Ruptur zu minimieren. Diese Methode eignet sich besonders für schwer zugängliche oder kleinere Aneurysmen, z. B. im Gehirn.

Operative Eingriffe

Größere oder schnell wachsende Aneurysmen, insbesondere in der Aorta, erfordern oft eine offene Operation. Innerhalb der Operation wird der betroffene Gefäßabschnitt durch ein künstliches Gefäßimplantat ersetzt. Diese Methode findet häufig bei einem Aneurysma der Bauchaorta Anwendung.

Nachhaltige Therapie Ihres Aneurysmas in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

In den Kliniken der St. Augustinus Gruppe stehen Ihnen modernste Therapiemöglichkeiten zur Behandlung eines Aneurysmas zur Verfügung. Der Fachbereich Neurologie mit dem Spezialgebiet der Neurochirurgie bietet von der präzisen Diagnostik bis zur individuell abgestimmten Therapie eine umfassende Versorgung. Besonders bei komplexen Krankheitsbildern wie einer Hirnblutung, einem Schlaganfall oder einem geplatzten Hirnaneurysma arbeiten die Fachabteilungen eng zusammen, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.
Die Mauritius Therapieklinik, eine neurologische Reha-Klinik der St. Augustinus Gruppe, unterstützt die nachhaltige Genesung mit gezielten Maßnahmen zur Regeneration. Patientinnen und Patienten können so ihre Mobilität und Lebensqualität nach einem Eingriff oder einer Ruptur wiedererlangen.
Unser interdisziplinäres Team legt großen Wert auf eine ganzheitliche Betreuung, bei der das Wohl der Patientinnen und Patienten stets im Mittelpunkt steht. Mit höchster medizinischer Expertise und einem vertrauensvollen Umgang schaffen wir die Grundlage für Ihre bestmögliche Genesung.
 

Das Team der St. Augustinus Gruppe sorgt für eine nachhaltige Therapie von Aneurysmen.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Neurologie

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Aneurysma

FAQ

Was passiert, wenn ein Aneurysma platzt?

Wenn ein Aneurysma platzt, führt dies zu einer plötzlichen und oft lebensbedrohlichen Blutung. Im Gehirn kann eine Hirnblutung auftreten, die schwerwiegende neurologische Ausfälle oder einen Schlaganfall verursacht. Bei einem Bauchaortenaneurysma führt die Ruptur zu starken Bauch- oder Rückenschmerzen und einem schnellen Blutverlust, der einen Kreislaufschock auslösen kann. Ein geplatztes Aneurysma erfordert immer eine sofortige Notfallbehandlung.
 

Entstehung: Wo kann ein Aneurysma überall auftreten?

Ein Aneurysma kann an jeder Arterie im Körper entstehen, am häufigsten jedoch in der Hauptschlagader (Aorta) oder in den Gefäßen des Gehirns. Besonders häufig tritt es in der Bauchaorta auf, aber auch die Brustaorta, die Beckenarterien und die Schlagadern der Beine können betroffen sein. Die genaue Lokalisation beeinflusst sowohl die Symptome als auch die Therapieoptionen.

Aneurysma: Wann sollte ich in die Klinik?

Sie sollten in die Klinik gehen, wenn bei Ihnen Symptome auftreten, die auf ein Aneurysma hindeuten, wie plötzliche starke Schmerzen im Kopf, Bauch oder Rücken. Auch bei einem Verdacht auf eine Ruptur, z. B. durch Bewusstlosigkeit oder starke Blutungen, ist ein sofortiger Notruf erforderlich. Menschen mit bekannten Risikofaktoren wie einer geschwächten Schlagader oder einem diagnostizierten Aneurysma sollten regelmäßig ärztliche Kontrollen durchführen lassen.
 

Welche Folgen kann ein Aneurysma nach sich ziehen?

Ein unbehandeltes Aneurysma kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, wie einer Ruptur, die lebensbedrohliche Blutungen verursacht. Im Gehirn kann es zu einem Schlaganfall oder neurologischen Schäden kommen, während ein Aneurysma der Bauchaorta häufig tödlich endet, wenn es platzt. Selbst kleinere Aneurysmen können durch Wachstum Druck auf umliegendes Gewebe ausüben und Schmerzen oder Funktionsstörungen verursachen.

Kann man einem Aneurysma vorbeugen?

Das Vorbeugen eines Aneurysmas ist möglich, indem man Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen oder einen hohen Cholesterinspiegel reduziert. Eine gesunde Lebensweise mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und Verzicht auf Nikotin trägt dazu bei, die Schlagadern gesund zu halten. Regelmäßige medizinische Kontrollen, insbesondere bei familiärer Vorbelastung, können helfen, ein Aneurysma frühzeitig zu erkennen – egal, wo es überall auftritt.

Das sagen unsere Experten zum Thema Aneurysma

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