Übergewicht und Krebs

Steigern Adipositas und Übergewicht das Krebsrisiko?

Menschen, die übergewichtig sind, haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für Diabetes oder schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jedes zusätzliche Kilogramm trägt auch dazu bei, dass sich das Krebsrisiko erhöht. Studien deuten darauf hin, dass starkes Übergewicht mit einem erhöhten Risiko für Krebs einhergeht. Das betrifft vor allem das Krebsrisiko für Dickdarmkrebs, Speiseröhrenkrebs, Nierenkrebs, Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Gebärmutterhalskrebs.

Laut Deutscher Krebsgesellschaft könnte Fettleibigkeit bzw. Adipositas nach dem Rauchen bald als Hauptursache für Krebs gelten – eine Prognose, die nicht unrealistisch ist. Denn immer Menschen sind übergewichtig und dass nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Wir erklären Ihnen, in welchem Zusammenhang Übergewicht bzw. Adipositas und Krebs stehen, wie man das Krebsrisiko bestimmen kann und was Sie tun können, um Ihre persönlichen Risikofaktoren zu minimieren.

In welchem Zusammenhang stehen Adipositas und Krebs?

Fettleibigkeit bzw. Adipositas spielt bei der Entstehung von Krebs eine bedeutende Rolle. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben beispielsweise erkannt, dass Adipositas in Zusammenhang mit Brustkrebs mit einem um 35 bis 40 Prozent höheren Risiko für Metastasen oder einem Rückfall verbunden ist.

Bis heute ist nicht vollständig klar, welche Prozesse bei der Entstehung von Krebs bei Übergewicht und Adipositas vor sich gehen. Deshalb befassen sich zahlreiche Studien mit diesem Thema. Was Forscher herausgefunden haben, ist: Fettgewebe im Körper ist nicht einfach nur „da“, es ist hormonell aktiv und beeinflusst damit den Hormonhaushalt.

Die Fettzellen (Adipozyten) empfangen Botenstoffe und setzen selbst Hormone frei. Dabei können der Stoffwechsel gestört, Sexualhormone fehlreguliert sowie die Ausschüttung von Insulin und dem Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor-I (IGF-I) verstärkt werden. Das kann wiederum zu Entzündungen im Körper und oxidativem Stress führen – Risikofaktoren für Krebserkrankungen.

Eine Frau hat den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs verstanden und ihre Ernährung umgestellt.

Wie kann man das Krebsrisiko bei Übergewicht bestimmen?

Ärztinnen und Ärzte können mit diesen zwei Parametern das Krebsrisiko feststellen: Das Ausmaß des Übergewichts bzw. der Fettleibigkeit anhand des Body-Mass-Index (BMI) sowie die Fettverteilung anhand des Taillenumfangs. Darüber hinaus gibt auch der Körperfettanteil Auskunft darüber, wie hoch das Risiko für Krebserkrankungen für den jeweiligen Menschen ist.

Body-Mass-Index (BMI)

Der BMI betrachtet das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße. Er berechnet sich mit der Formel Körpergewicht in Kilogramm / (Körpergröße x Körpergröße) (in Metern). Mit Hilfe dieses Ergebnisses erfolgt eine Einteilung in Gewichtskategorien.

Menschen in Europa gelten ab einem BMI über 25 kg/m² als übergewichtig, ab 30 kg/m² als fettleibig bzw. adipös. Je höher der BMI, desto größer schätzen Expertinnen und Experten das Risiko für Erkrankungen, die in Zusammenhangmit dem Übergewicht stehen, wie etwa Krebs.

Taillenumfang

Beim Thema Krebsrisiko und Übergewicht spielt auch die Fettverteilung eine Rolle. Vor allem das Bauchfett, dass man mithilfe des Taillenumfangs abschätzen kann, ist ein Krebsrisikofaktor. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sieht ab einem Bauchumfang ≥ 88 cm bei Frauen bzw. ≥ 102 cm bei Männerneinen Hinweis auf zu viel Bauchfett und ein Anzeichen für Bauchfettsucht (abdominale Adipositas) mit einem deutlich erhöhten Risiko für weitere Erkrankungen.

Da beim Taillenumfang weder der Körperbau noch die ethnische Abstammung oder das Alter berücksichtigt werden, handelt es sich um ein eher ungenaues Messverfahren.

Körperfettanteil

Das erhöhte Krebsrisiko bei Menschen mit hohem Körperfettanteil zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs gibt. Der BMI gibt keine Aussage zur Verteilung des Körperfetts – doch das viszerale Fettgewebe, das die Organe im Bauchraum umgibt, kann auch ein besonderes Risiko für den Patienten oder die Patientin darstellen.

Viszerales Fett steht im Vergleich zum unter der Haut gelegenen subkutanen Fettgewebe mit einer Insulinresistenz in Verbindung, was ein erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, bedeutet. Das Eingeweide- oder Bauchfett gibt auch häufiger Botenstoffe ab, die mit Entzündungen in Zusammenhang gebracht werden. Bei einer Studie über Darmkrebs hat sich gezeigt, dass je größer die Menge an viszeralem Fett bei den Studienteilnehmern und -teilnehmerinnen war, desto häufiger traten Adenome – Vorstufen von Darmkrebs – auf.

Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie MRT und CT kann ermittelt werden, wie groß die Menge an subkutanem und viszeralem Fett ist. In der Praxis ist das aber sehr aufwendig, weshalb diese Methoden nicht routinemäßig genutzt werden. Stattdessen setzen Medizinerinnen und Mediziner zur Identifikation von Personen mit einem hohen Krebsrisiko auf eine Kombination von BMI und Taillenumfang.

Es gibt außerdem noch die Möglichkeit, den sogenannten viszeralen Adipositas Index zu bestimmen, er beruht auf Taillenumfang, BMI, Blutfettwerte (Triglyceride) und HDL-Cholesterin.

Werden in Zukunft noch mehr übergewichtige Menschen an Krebs erkranken?

Expertinnen und Experten sind sich einig: Wahrscheinlich wird die Anzahl der Menschen mit Fettleibigkeit in Europa weiterhin steigen, Kinder eingeschlossen. Der Krebsinformationsdienst des DKFZ gibt an, dass 30 Prozent der fünf- bis neunjährigen Kinder in Europa übergewichtig sind. Bei den 10 bis 19-jährigen Kindern sind es schon 25 Prozent, davon sind jeweils ein Drittel adipös.

In Fachkreisen geht man davon aus, dass die Anzahl der Menschen mit Übergewicht und Adipositas noch weiter steigen wird – bedingt durch den veränderten Lebensmittelkonsum und der mangelnden körperlichen Aktivität während der Corona-Pandemie. Allerdings sind noch weitere Studien notwendig, denn die Datengrundlage zu Adipositas-bedingten Krebs- und anderen Erkrankungen wurden in der Regel bei Erwachsenen erhoben, die in ihrer Kindheit ein normales Gewicht hatten. Ob adipöse Kinder auch im Erwachsenenalter adipös bleiben und ob Krebs und Übergewicht im Kindesalter in direktem Zusammenhang stehen, muss noch weiter erforscht werden.

Eine Ärztin behandelt einen Jungen und erklärt ihm den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs.

Geben Sie Krebs durch Übergewicht keine Chance und senken Sie Ihr Risiko

Jeder Mensch kann Krebs durch Übergewicht vorbeugen, beispielsweise kann man versuchen, lebenslang ein normales Körpergewicht zu halten. Das verringert das Risiko für Adipositas und damit auch für Krebs. Expertinnen und Experten fordern in diesem Zusammenhang weitere Strategien zur Bekämpfung von Übergewicht in der Gesellschaft. So soll eine ausgewogene Ernährung in den Fokus gestellt und die Menschen davon abgehalten werden, zu viele kalorienreiche Lebensmittel zu essen. Zudem soll der Verzehr von Obst und Gemüse gefördert und Anreize für körperliche Aktivitäten für genügend Bewegung im Alltag geschaffen werden. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des DKFZ sind sich einig: Wer sein Leben lang das Normalgewicht hält, hat ein um 22 Prozent geringeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Folgen – darunter Krebs – von Übergewicht zu sterben.

Sie leiden bereits an krankhaftem Übergewicht oder Adipositas? Wie bei jeder Krankheit gibt es auch bei Fettleibigkeiteine geeignete Therapie. Die Kliniken und Einrichtungen der St. Augustinus Gruppe bieten Ihnen eine kompetente Beratung, Behandlung und Therapie von Adipositas an. Zu unserem Leistungsangebot gehören konservative und operative Methoden, darunter die Umstellung der Ernährung, die Förderung der Bewegung, aber auch Medikamente oder je nach genauer Diagnose und Therapiefortschritt bariatrische Operationen.

Eine Frau macht Sport, um mit weniger Übergewicht ihr Risiko für Krebs zu senken.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Adipositas

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Mönchengladbach

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Das Bild zeigt ein savita Gesundheitszentrum von außen.

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Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Krebs und Adipositas

FAQ

Für welche Krebsarten spielt Übergewicht eine Rolle?

Dass es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs gibt, wurde durch Studien für verschiedene Krebsarten bewiesen. Dazu gehören Speiseröhrenkrebs, Dick- und Enddarmkrebs, Nierenkrebs und bei Frauen Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Gallenblasenkrebs.

Erhöht Übergewicht bei Schwangeren das Risiko für Krebs beim Kind?

Eine Studie von Forschern und Forscherinnen des University of Texas Health Science Centers zeigte, dass Kinder von Frauen, die in der Schwangerschaft stark übergewichtig waren, ein höheres Risiko haben, frühzeitig an Darmkrebs zu erkranken.

Warum führt Übergewicht zu Krebs?

Übergewicht, insbesondere ein hoher Anteil an Bauchfett, verändert den Stoffwechsel. So werden beispielsweise Botenstoffe gebildet, die zu einer Art chronischer Entzündung führen. Deshalb kann Krebs durch Übergewicht entstehen.

Das sagen unsere Experten zum Thema Übergewicht und Krebs

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