Die Migräne mit Aura

Auslöser, Symptome und Vorbeugung der Migräne mit Aura

Kopfschmerzen durch Stress, Dehydration oder während einer Erkältung hat jeder bereits erlebt. Doch wenn die Kopfschmerzen mittel bis stark ausfallen und gleichzeitig eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Gerüchen oder Licht besteht, handelt es sich um eine Migräne. Eine Migräne kann mit oder ohne Aura auftreten und schränkt die Betroffenen über Stunden bis Tage stark in ihrem Alltag ein.

Doch was ist eine Migräne mit Aura, ist sie gefährlich und was kann man gegen eine Migräne mit Aura tun? Wir erklären Ihnen, was eine Migräne mit Aura kennzeichnet und wie man sie diagnostiziert und behandelt.

Was ist eine Migräne mit Aura?

Bei der Migräne handelt es sich um mittelstarke bis starke, pulsierende oder pochende Kopfschmerzen, die sich auf einer oder beiden Kopfhälften lokalisieren lassen. Zur Migräne können sich zusätzlich Übelkeit und Erbrechen gesellen sowie eine Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen und Gerüchen. 10 bis 15 Prozent der Menschen erfahren in ihrem Leben solche Anfälle, diese können bereits im Kindesalter auftreten und der Häufigkeit, Länge und Symptome schwanken häufig im Verlauf des Lebens.

Eine Migräne mit Aura kündigt sich zusätzlich durch Vorboten in Form von Wahrnehmungsstörungen an. Das Wort „Aura“ lässt sich bei dieser Migräneattacke auf die römische Göttin der Morgenröte, Aurora, zurückführen. Denn wie die Morgenröte den Tag ankündigt, so kündigen die Wahrnehmungsstörungen bei einer Migräne mit Aura die anschließende Kopfschmerzphase an. Zwischen 15 und 20 Prozent der Migränepatienten und -patientinnen erleben ihre Migräne mit einer Aura. Die Aura äußert sich durch neurologische Störungen, die zwischen 5 und 60 Minuten andauern können. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um Sehstörungen, etwa Flimmern oder Lichtblitzen. Nach der Aura treten bei den meisten Menschen die migränetypischen Kopfschmerzen ein. Eine Aura kann allerdings auch ohne nachfolgende Kopfschmerzen auftreten.

Abgrenzung zu anderen Migränesymptomen

Neben der Migräne mit oder ohne Aura unterscheiden Ärztinnen und Ärzte weitere Migräneformen mit Aura, die sogenannten atypischen Auren:

Migräne mit Hirnstammaura

Bei einer Migräne mit Hirnstammaura leiden die Betroffenen unter Symptomen wie Drehschwindel, Tinnitus, Bewusstseinsstörungen oder Doppelbildern vor den anschließend einsetzenden Kopfschmerzen.

Hemiplegische Migräne

Diese Art der Migräneaura geht mit motorischen Störungen einher, die innerhalb von 72 Stunden verschwinden. Hierzu gehört beispielsweise eine halbseitige Lähmung oder visuelle und sprachliche Störungen. Die hemiplegische Migräne wird zusätzlich in drei Subtypen unterteilt.

Retinale Migräne

Das Wort „Retina“ bedeutet Netzhaut. Bei dieser Migräne mit einer atypischen Aura treten visuelle Störungen auf der Netzhaut auf, etwa Gesichtsfeldausfälle, Flimmern oder eine vorübergehende Erblindung.

Chronische Migräne

Die chronische Migräne setzt voraus, dass ein Patient oder eine Patientin seit mehr als 3 Monaten an mindestens 15 Tagen im Monat unter Kopfschmerzen leidet. 8 der 15 Tage müssen einen typischen Migränekopfschmerz aufweisen.

Alle Aurasymptome bilden sich je nach Art nach einer bis 72 Stunden zurück.

Ist es wirklich eine Aura?

Ob es sich wirklich um eine Aura handelt, kann im Zweifelsfall nur ein Arzt oder eine Ärztin feststellen. Bei vermeintlichen Auren mit visuellen Störungen des Gesichtsfelds könnte es sich ebenfalls um eine Augenerkrankung oder Durchblutungsstörung der Augen und des Gehirns handeln, bei motorischen und Sprachstörungen wie bei einer retinalen Migräne könnte auch ein Schlaganfall vorliegen. Bei Unsicherheit sollten Sie dementsprechend eine medizinische Fachkraft aufsuchen, um einen medizinischen Notfall ausschließen zu können.

Symptome: eine Migräne mit Aura erkennen

Die Symptome einer Migräne mit Aura hängen von der Migräneform ab. Typische und atypische Migräneanfälle mit Aura können sich äußern durch

  • neurologische Störungen wie Tinnitus und Schwindel,
  • visuelle Störungen wie Flimmern, Lichtblitze, Doppelbilder oder eine vorübergehende Erblindung,
  • motorische Störungen wie eine Muskelschwäche, Taubheitsgefühle bis zur halbseitigen Lähmung oder Sprachstörungen,
  • Übelkeit und Erbrechen,
  • einer Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Gerüchen und Licht sowie
  • Mittelstarken bis starken, pochenden oder pulsierenden Schmerzen in einer oder beiden Kopfhälften.

Was ist das Alice-im-Wunderland-Syndrom?

Das Alice-im-Wunderland-Syndrom tritt vornehmlich bei Kindern und Jugendlichen während einer Migräne auf, in den meisten Fällen zusätzlich zu einer bestehenden Aura. Bei diesem Syndrom handelt es sich um Wahrnehmungsstörungen des Gehirns, bei denen der eigene Körper ganz klein oder riesengroß im Raum wahrgenommen werden kann. Zusätzlich können Halluzinationen und ein Orientierungsverlust der betroffenen Person auftreten. Welche organischen oder funktionellen Veränderungen während einer Aura oder des Migränekopfschmerzes zum Alice-im-Wunderland-Syndrom führen, muss noch weiter erforscht werden.

Wie äußert sich eine Migräne mit Aura?

Eine Migräne verläuft in bis zu fünf Phasen, die nicht alle Patientinnen und Patienten bei einer Attacke durchlaufen muss:

  1. Prodromalphase: Noch vor der Migräne mit Aura kündigt sich diese bei etwa 30 Prozent der Migränepatienten durch weitere Vorboten an. Hierzu gehören beispielsweise Heißhunger oder ein Appetitverlust, Übelkeit, Nackenschmerzen oder Stimmungsschwankungen. Dieses Prodrom dauert zwischen 4 Stunden und mehreren Tagen.
  2. Auraphase: 15 bis 20 Prozent der Patientinnen und Patienten sind von einer Aura vor den eigentlichen migränetypischen Kopfschmerzen betroffen. Die Auraphase dauert, je nach Auratyp, zwischen 5 Minuten und 72 Stunden an. Die meisten Betroffenen erleben während dieser Zeit visuelle, neurologische oder motorische Störungen, die nach der Auraphase wieder verschwinden, bspw. Störungen im Gesichtsfeld.
  3. Migränephase: In der Migränephase erleiden die Patientinnen und Patienten die für eine Migräne typischen einseitigen oder beidseitigen Kopfschmerzen, die mittelstark oder stark pochen und pulsieren. Zusätzlich können Übelkeit und Erbrechen sowie eine Überempfindlichkeit auftreten. Manche Menschen erleben nur eine Auraphase ohne Kopfschmerzen, andere nur leichte Kopfschmerzen. Doch in den meisten Fällen fallen diese derart stark aus, dass diese den Alltag der Betroffenen stark einschränkt oder diese ihrem Alltag gar nicht mehr nachgehen können.
  4. Auflösungsphase: In dieser Phase lassen die Symptome zunehmend nach.
  5. Erholungsphase: Die letzte Phase ähnelt der Prodromalphase. Die Betroffenen fühlen sich angeschlagen und benötigen Zeit, um sich vollständig von ihrer Migräne mit Aura zu erholen.

Gibt es eine Migräneaura ohne Kopfschmerzen?

Ja, auch eine Aura ohne Migräne ist möglich. Hierbei können sowohl die typischen als auch atypischen Auraformen ohne eine anschließende Kopfschmerzattacke auftreten.

Auslöser für eine Migräne mit Aura

Ob eine Migräne mit Aura auftritt, hängt insbesondere mit genetischen sowie neurologischen und biochemischen Faktoren zusammen. Zu den Auslösern einer Migräne mit Aura können etwa Schlafmangel, Hunger, Stress, Wetterveränderungen oder eine Überreizung der Sinne gehören.

  • Genetische Faktoren: Das Risiko von einer Migräne mit oder ohne Aura betroffen zu werden, erhöht sich, wenn Verwandte ebenfalls unter regelmäßigen Migräneattacken leiden. Forschende konnten bereits Genvarianten ausmachen, die zu einem erhöhten Risiko führen. Da nicht alle Familienmitglieder dieselbe Migräneform erleben, gehen Forschende davon aus, dass sich hinter einer Migräne mehr als eine Kopfschmerzerkrankung verbergen könnte.
  • Biochemische und neurologische Faktoren: Die Forschung im Bereich der biochemischen und neurologischen Faktoren ist noch unvollständig, neue Erkenntnisse wurden zuletzt durch bildgebende Verfahren möglich. Eine komplexe Wechselwirkung zwischen neurochemischen Gehirnprozessen, einer gesteigerten neuronalen Erregbarkeit und einer Dysregulation der Neurotransmitter könnten als Ursache für ein erhöhtes Risiko einer Migräne mit oder ohne Aura verantwortlich zeichnen. Auch Östrogen kann zu einer Migräneattacke führen. Mit diesem Hormon lässt sich auch die deutlich höhere Erkrankungsrate bei weiblichen Personen erklären.
  • Umweltbedingte Faktoren: Sinnesüberreizungen, bestimmte Lebensmittel wie Rotwein, Hunger, Stress oder Schlafmangel, Kopfverletzungen und Nackenschmerzen können ebenfalls zu einer Migräne mit oder ohne Aura führen.

Diagnose Migräne mit Aura

Die Diagnose einer Migräne mit Aura sollte bei einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen. Diese untersuchen den Patienten bzw. die Patientin körperlich und neurologisch und können hierzu auch bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Spinalpunktion (Lumbalpunktion) zur Entnahme von Nervenwasser einsetzen. Liegen die typischen Symptome für eine der Migräneformen vor und können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, wird die Migräne mit Aura diagnostiziert.

Behandlung bei einer Migräne mit Aura: Was kann man tun?

Eine Migräne mit Aura kann zwar nicht geheilt, aber mit einigen Maßnahmen gut behandelt werden:

  • Stress reduzieren: Entspannungstechniken wie Yoga, Qi Gong oder Meditationen können Stress reduzieren und das Risiko auf eine durch Stress ausgelöste Migräneepisode reduzieren.
  • Tagebuch führen: In einem Tagebuch können die Patientinnen und Patienten die Häufigkeit, Dauer, den Zeitpunkt und weitere Faktoren wie mögliche Auslöser und Behandlungsergebnisse protokollieren. Dies kann sie dabei unterstützen, ihre Migräneattacken langfristig besser zu kontrollieren und beispielsweise Auslöser für die Migräne zu vermeiden.
  • Technische Geräte: Inzwischen können auch Geräte, die am Handgelenk, der Stirn oder am Hinterkopf bestimmte Nerven stimulieren, Migräneanfälle lindern oder verhindern.
  • Medikamente: Verschiedene Medikamente können eine einsetzende Migräne unterdrücken (beispielsweise Triptane, Ditane und Geptane) oder das Verschlimmern bestehender Symptome aufhalten (unter anderem Dihydroergotamin und Antiemetika). Leiden die Betroffenen unter Übelkeit, Schwindel und starken Schmerzen, können diese ebenfalls medikamentös behandelt werden, etwa mit Schmerzmitteln oder Medikamenten gegen die Übelkeit und den Schwindel. Um einer Migräne mit Aura vorzubeugen, können ebenfalls Medikamente verschrieben werden, darunter Antiepileptika, Betablocker und trizyklische Antidepressiva.

Diese Medikamente und Schmerzmittel wie Triptane sollten bei einer Migräne mit oder ohne Aura jedoch nicht regelmäßig eingesetzt werden, da ein Zuviel an diesen Medikamenten langfristig zu einer chronischen Migräne mit täglichen Attacken führen kann. Alternative Methoden wie Entspannungstechniken sollten deshalb ebenfalls zum Therapieplan gehören.

Mit einer Migräne im Alltag leben

Eine Migräne mit Aura kann eine starke Belastung für die Betroffenen im Alltag darstellen. Von leichten bis starken Schmerzen und Schwindel bis hin zu motorischen Beeinträchtigungen, Seh- und Sprachstörungen ist die Bandbreite an möglichen Symptomen bei einer Migräne mit Aura hoch. Viele Migränepatienten und -patientinnen leiden zusätzlich unter einer Überempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen, wodurch sich diese in ein dunkles Zimmer zurückziehen müssen. Den normalen Alltag zu bestreiten oder gar der Arbeit nachzugehen, bleibt für viele Betroffene während eines Migräneanfalls unmöglich. Eine Migräneattacke dauert in der Regel zwischen 4 Stunden und mehreren Tagen.

Eine Migräne mit Aura zu kontrollieren, zu behandeln und ihr vorzubeugen, gehört dementsprechend zum Anliegen vieler Patientinnen und Patienten, beispielsweise durch das Identifizieren von Auslösern und deren Vermeidung sowie Strategien bei herannahenden Anfällen oder zur Linderung bestehender Attacken. Ein verständnisvolles Umfeld aus Familienmitgliedern, Freundinnen und Freunden sowie Kolleginnen und Kollegen kann die Betroffenen zusätzlich unterstützen.

Wann zum Arzt mit einer Migräneaura?

Sollten Sie Symptome einer Migräne mit Aura zeigen, ohne zuvor eine Migräneattacke erlebt zu haben, sollten Sie einen Arzt beziehungsweise eine Ärztin aufsuchen. Dies insbesondere, falls Sie unter Taubheitsgefühlen, Sprach- oder Sehstörungen leiden, da diese auch auf einen medizinischen Notfall wie einen Schlaganfall hinweisen können. Die Abgrenzung eines solchen gefährlichen Notfalls und einer Migräne mit Aura sollte das medizinische Fachpersonal vornehmen.

Behandlung einer Migräne mit Aura in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

Die St. Augustinus Gruppe bietet Menschen mit einer Migräne mit oder ohne Aura eine umfassende Betreuung. In unserem Fachbereich Neurologie werden sie ganzheitlich von unseren Fachärztinnen und -ärzten untersucht. Anhand der gestellten Diagnose entwickeln sie einen individuellen Behandlungsplan für den Patienten bzw. die Patientin, der sie dabei unterstützt, in den Alltag zurückzukehren und diesen wieder zu meistern. Ein offenes Gespräch mit den Patientinnen und Patienten kann zusätzlich dabei helfen, den Umgang mit einer Migräne zu erleichtern und Verständnis und Unterstützung für die Ursachen und Einschränkungen durch die Attacken im Umfeld der Betroffenen zu erhalten. Im Zuge einer neurologischen Reha, Ergotherapie, Logopädie oder Physiotherapie nach beispielsweise einem chronischen Migräneverlauf können gemeinsam Strategien für den Alltag entwickelt werden.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Neurologie

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