Was ist eine Blasensenkung?

Symptome, Ursachen und Behandlungen bei Blasensenkung

Eine Blasensenkung, auch als Zystozele bekannt, ist eine Form des weiblichen Beckenorganprolapses, bei der die Blase sich von ihrer normalen Position nach unten in die Scheide verlagert. Dies geschieht aufgrund einer Schwäche oder Schädigung der Beckenbodenmuskulatur und des Bindegewebes, die oft durch Geburt, Schwangerschaft, Alterung, Hysterektomie oder schweres Heben verursacht wird.

Um einer Blasensenkung vorzubeugen kann ein Training der Beckenbodenmuskulatur helfen. Dies kann sowohl durch Beckenbodentraining als auch durch Sport und Bewegung im Allgemeinen erreicht werden. Zudem ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen ist, von Vorteil. Im Fachbereich Gynäkologie der St. Augustinus Gruppe werden Patientinnen durch Ärztinnen und Ärzte bei gynäkologischen Erkrankungen wie der Blasensenkung mit individuell angepassten Behandlungsmöglichkeiten betreut, sodass sie ihre Lebensqualität wiedergewinnen können.

Was sind die Symptome einer Blasensenkung?

Zu den häufigen Symptomen einer Blasensenkung zählen Probleme beim Wasserlassen, ein Gefühl von Druck oder Unbehagen im Beckenbereich, und in schweren Fällen kann die Blase aus der Vagina hervortreten. Manche Menschen können auch Symptome einer Belastungsinkontinenz zeigen, wie z. B. ungewollten Urinverlust bei körperlicher Anstrengung, Husten oder Niesen.

Die Symptome einer Blasensenkung können sich bei Frauen je nach Alter und körperlichem Zustand sowie dem Grad des Blasenvorfalls unterscheiden. Manche Frauen haben keine Schmerzen oder Beschwerden bei einer Blasensenkung oder können Symptome anders wahrnehmen. Bei einer Senkung der Blase klagen Betroffene häufig über folgende Beschwerden:

  • Druck- und Fremdkörpergefühl im Beckenboden oder im Unterleib
  • Vorwölbung der Scheidenwand
  • Inkontinenz mit häufigem Harnverlust, Blasenschwäche oder Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Ziehende Schmerzen im Unterbauch
  • Schwierigkeiten beim Stuhlgang
  • Blutungen oder Druckgeschwüre in der Scheide
  • Rücken- und Kreuzschmerzen
  • Kreislaufstörungen
  • Auftreten von Zysten
  • Blasenentzündungen

Besonders beim Laufen, im Stehen oder während des Stuhlgangs können bei einer Blasensenkung Schmerzen sowie ein Druck- und Fremdkörpergefühl auftreten. Im Liegen lassen diese Symptome oft nach.

Eine Ärztin befragt eine Frau, die unter Blasensenkung leidet.

Was sind die Ursachen für eine Blasensenkung?

Zu den häufigsten Ursachen für eine Blasensenkung gehören:

  • Schwächung des Beckenbodens durch Schwangerschaft und Geburt
  • Hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre, die zu einer Verringerung der Elastizität des Gewebes führen
  • Alterung und natürlicher Verschleiß des Bindegewebes im Beckenbereich
  • Übergewicht und Fettleibigkeit, die zusätzlichen Druck auf den Beckenboden ausüben können
  • Chronischer Husten, z. B. durch Rauchen oder Atemwegserkrankungen, der den Druck im Bauchraum erhöht
  • Chronische Verstopfung und starkes Pressen während der Stuhlentleerung, was den Beckenboden belastet

Eine Senkung der Blase kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Die Ursachen sind jedoch immer das Ergebnis eines schwachen Bindegewebes oder einer schwachen Beckenbodenmuskulatur. So können die Organe nicht mehr an dem für sie bestimmten Platz gehalten werden, sodass es zu einer Blasensenkung kommt. Die Beckenbodenschwäche kann sowohl erblich bedingt sein und auch junge Frauen vor ihren Wechseljahren betreffen als auch durch weitere Einflüsse wie vaginale Geburten, das Alter und starkes Übergewicht hervorgerufen werden. Durch eine Geburt kann der Beckenboden geschwächt oder gar geschädigt werden, da dieser während der Schwangerschaft immens gedehnt wird. Zusätzlich nimmt mit dem Alter durch hormonelle Veränderungen wie Östrogenmangel die Stärke der Muskeln sowie des Bindegewebes ab, was zur Instabilität im Beckenboden und sowohl zur Blasensenkung als auch zur Senkung der Gebärmutter oder des Darms führen kann. Zudem hat der Körper bei starkem Übergewicht mehr Gewicht zu tragen, was häufig den Beckenboden und dessen Stabilität beeinflusst, sodass ebenfalls eine Scheidensenkung, Gebärmuttersenkung oder Blasensenkung auftreten kann. Des Weiteren können chronischer Husten, häufige Verstopfung und weitere Belastungen wie schweres Tragen oder Heben den Beckenboden schwächen und zu Beschwerden bei einer Blasensenkung führen.

Eine Ärztin klärt über Symptome, Ursachen und Behandlungen einer Blasensenkung auf.

Wie verläuft eine Blasensenkung?

Eine Blasensenkung ist ein fortschreitender Prozess, der in Grade 1 bis 4 unterteilt werden kann. Hat sich die Blase bereits tief nach unten verlagert, ist es durchaus wahrscheinlich, dass Beschwerden bei der Blasensenkung auftreten, sodass ein Besuch beim Arzt oder bei der Ärztin notwendig ist. Häufig wird ein Blasenvorfall jedoch erst bei einer gynäkologischen Routineuntersuchung entdeckt. Sollte ein Verdacht einer Blasensenkung vorliegen, können Frauen sie manchmal auch selbst ertasten.

Grad 1:

Die Organe haben nur eine leichte Senkung.

Grad 2:

Die Organe sind zum Ausgang der Scheide abgesunken.

Grad 3:

Die Gebärmutter oder Blase tritt etwa 1 cm aus der Scheidenöffnung aus.

Grad 4:

Die Gebärmutter oder Harnblase ist zum großen Teil aus der Scheide ausgetreten.

Eine leichte Senkung der Blase kann sich nach ein paar Monaten oder Jahren wieder zurückbilden, was bei vielen Frauen häufig der Fall ist. Jedoch kann eine Senkung auch langsam fortschreiten, sodass eine frühzeitige Diagnose wichtig ist, um die Blasensenkung angemessen zu behandeln und den Verlauf der Senkung zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Etwa 50 Prozent der Frauen mit leichter Blasensenkung von Grad 1 oder 2 haben eine Blasenschwäche bzw. eine Belastungsinkontinenz, die sich durch ungewollten Harnverlust etwa beim Niesen, Husten oder Sport äußert. Bei einer Blasensenkung Grad 3 oder 4 haben Frauen oft statt einer Inkontinenz eher Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung, da durch das Absinken der Organe die Harnröhre abgeknickt werden kann. Der genaue Verlauf einer Blasensenkung lässt sich jedoch nicht beschreiben, da diese von Person zu Person variieren kann. Wird eine Zystozele nicht behandelt, kann diese in fortgeschrittenen Fällen zu schwerwiegenden Symptomen und Komplikationen wie der Scheidensenkung sowie Gebärmuttersenkung, Inkontinenz, wiederkehrender Harnwegsinfektionen und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.

Wie wird eine Blasensenkung festgestellt?

Eine Blasensenkung festzustellen, kann durch verschiedene Diagnoseverfahren erfolgen. Dazu gehören eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der die Ärztin oder der Arzt den Beckenbereich untersucht und nach Anzeichen einer Blasensenkung sucht. Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Zystoskopie oder urodynamische Tests durchgeführt werden.

  • Eine starke Blasensenkung kann oft selbst ertastet werden, da Organe durch das geschwächte Bindegewebe aus der Scheidenöffnung heraustreten.
  • Eine leichte Zystozele kann durch das Ertasten der Organe im Bereich des Beckenbodens von außen und über die Scheide mit einem Spekulum (Spiegelinstrument) festgestellt werden.
  • Die Lage der Organe im hinteren Teil des Beckens kann über den Darm durch den After ertastet werden.
  • Der Husten-Stresstest prüft auf Belastungsinkontinenz; nach kräftigem Husten wird auf Harnverlust untersucht.
  • Generelle Inkontinenz oder Blasenschwäche kann ein Hinweis auf eine Blasen-, Gebärmutter- oder Scheidensenkung sein.
  • Bei Beschwerden bei der Blasenentleerung kann ein Ultraschallgerät verwendet werden, um nach restlichem Urin in der Blase zu suchen.
  • Ultraschall wird auch verwendet, um die Position der Harnblase und andere strukturelle Abnormalitäten zu beurteilen.
  • Blasendruckmessung und Blasenspiegelung (Zystoskopie) werden durchgeführt.
  • Bei der Zystoskopie wird ein flexibler Schlauch durch die Harnröhre eingeführt, um den Innenraum der Blase zu untersuchen.
  • Urodynamische Tests liefern Informationen über die Blasen- und Harnröhrenfunktion zur Feststellung des Schweregrads des Blasenvorfalls.

Was bei einer Blasensenkung zu tun ist, erfahren Frauen von ihrem jeweiligen Arzt oder Ärztin, nachdem eine genaue Diagnose gestellt und die Ursachen geklärt worden sind.

Wie wird eine Blasensenkung behandelt?

Die Behandlung einer Blasensenkung kann je nach Schweregrad der Symptome und den individuellen Bedürfnissen der Patientin variieren. Konservative Maßnahmen wie Beckenbodentraining, Gewichtsreduktion und die Verwendung von Pessaren können helfen, die Symptome zu lindern. In schwereren Fällen kann eine chirurgische Behandlung, wie zum Beispiel eine Operation zur Wiederherstellung der Beckenbodenunterstützung, erforderlich sein.

Die passende Therapie bei einer Blasensenkung hängt eher von den Symptomen und den Bedürfnissen der Frau ab. Als letzte Hilfe bei einer Blasensenkung kann eine OP vorgenommen werden. Hierbei kann die Zystozele korrigiert werden, indem die Organe wie Blase, Gebärmutter, Scheide und Enddarm in ihre ursprüngliche Position gebracht werden. Eine regelmäßige Nachsorge der Erkrankung ist wichtig, um den Behandlungsverlauf zu überwachen und eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Im Kontinenz- und Beckenboden-Zentrum der St. Augustinus Gruppe bieten wir Ihnen zahlreiche Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten, damit sie möglichst schnell genesen und Ihren Alltag ungestört bewältigen können.

Vorbeugung und konservative Behandlungen

Das regelmäßige Beckenbodentraining kann nicht nur während einer Blasensenkung Abhilfe schaffen, sondern ebenfalls vorbeugend eingesetzt werden. Mit unterschiedlichen Übungen können Frauen die Beckenbodenmuskulatur stärken und den Beckenboden festigen, so dass alle Organe an ihrem Platz bleiben. Auch wenn sich eine Blasensenkung zurückbilden kann, ist es ratsam, es nicht so weit kommen zu lassen, indem man das Beckenbodentraining ins alltägliche Leben für nur wenige Minuten einbaut. Gibt es Schwierigkeiten, den Beckenboden zu spüren, können Frauen die Biofeedback-Therapie oder die Elektrostimulation bei einer Blasensenkung in Anspruch nehmen. Das Biofeedback gibt während des Beckenbodentrainings in Echtzeit an, wann der Beckenboden angespannt wird. Durch passende Geräte und Sensoren können Frauen ihren Trainingsfortschritt messen und so lernen, ihre Beckenbodenmuskulatur zu kontrollieren. So kann ebenfalls die Funktion der Blase und ihrer Harnröhre kontrolliert werden.

Eine weitere Hilfe bei einer Blasensenkung ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Nicht nur die Beckenbodenmuskulatur profitiert von der gesunden Lebensweise, sondern auch die Blase. Zudem wirkt sich sportliche Aktivität positiv auf den Beckenboden aus und verringert das Risiko eines Blasenvorfalls und seiner Beschwerden, da zu den Ursachen einer Blasensenkung häufig eine schwache Muskulatur beispielsweise nach einer vaginalen Geburt gehört.

Operative Eingriffe

Eine OP wird bei einer Blasensenkung erst dann in Betracht gezogen, wenn diese bereits weit fortgeschritten ist. Zudem kann ein operativer Eingriff sinnvoll werden, wenn konservative Maßnahmen wie die Übungen des Beckenbodentrainings, eine Therapie der Blasensenkung durch eine Hormoncreme nicht ausreichend wirksam waren und ein Pessar, ob Würfelpessar oder Schalenpessar, ebenfalls nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen konnte.

Kann sich eine Blasensenkung nicht zurückbilden und geht über Grad 2 hinaus, wird die Erkrankung meist operativ behandelt. Dabei gibt es die Möglichkeit, den Blasenvorfall über das eigene Bindegewebe der Frauen zu stabilisieren. In schweren Fällen oder bei einer erneuten Senkung nach erfolgter Operation kann ein Kunststoffnetz eingesetzt werden, das die Organe wie Blase, Gebärmutter, Scheide und auch die Beckenbodenmuskulatur stabilisiert.

Eine operative Behandlung einer Zystozele wird meist laparoskopisch über kleine Schnitte im Becken durchgeführt. Dabei wird das gummiartige Band des Beckenbodens gestrafft, sodass eine Stabilisierung erzielt wird. Zudem kann bei einer Blasensenkung eine vordere Scheidenraffung durchgeführt werden. Die vordere Scheidenwand wird über einen Schnitt geöffnet, sodass die Harnblase, Harnröhre und das Bindegewebe freigelegt werden. Die Blase wird anschließend durch Nähte gerafft und so angehoben.

Nach der Diagnose einer Blasensenkung ist eine fachärztliche Beratung unabdingbar, um die beste operative Option für die einzelne Patientin zu bestimmen und mögliche Risiken und Nutzen abzuwägen. Was beim Verdacht einer Blasensenkung bei Frauen zu tun ist, kann ein Arzt oder eine Ärztin beratend erklären und eine genaue Diagnose stellen und feststellen, ob eine Blasenschwäche-OP notwendig ist.

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Wir beantworten Ihre Fragen rund um Blasensenkung

FAQ

Wie verbreitet sind Blasensenkungen bei Frauen in Deutschland?

Blasensenkungen sind bei Frauen in Deutschland häufig. Etwa 40 Prozent der Frauen, die ein Kind geboren haben, leiden unter einer Blasensenkung. Es wird geschätzt, dass insgesamt etwa 3,3 Millionen Menschen in Deutschland von einer Blasensenkung betroffen sind.

Was kann eine Frau selbst gegen eine Senkung des Beckenbodens tun?

Frauen können selbst verschiedene Maßnahmen ergreifen, um einer Senkung des Beckenbodens vorzubeugen oder ihre Symptome zu lindern. Dazu gehören regelmäßiges Beckenbodentraining, Gewichtskontrolle, Vermeidung von schwerem Heben, richtiges Heben und Tragen, Aufrechterhaltung einer guten Körperhaltung, Vermeidung von chronischer Verstopfung und das Beheben von anhaltendem Husten.

Muss man mit einer Blasensenkung zum Arzt?

Bei einer Blasensenkung ist es ratsam, einen ärztlichen Rat aufzusuchen. Obwohl nicht alle Fälle einer Blasensenkung medizinische Intervention erfordern, kann eine Ärztin oder ein Arzt die Diagnose bestätigen, den Schweregrad beurteilen und Behandlungsmöglichkeiten empfehlen. Ein frühzeitiger Check kann helfen, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.

Welcher Arzt ist für eine Blasensenkung zuständig?

Für eine Blasensenkung ist in der Regel die Fachabteilung für Gynäkologie zuständig. Diese Ärztinnen und Ärzte haben das Wissen und die Expertise, um eine genaue Diagnose zu stellen und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu empfehlen. In einigen Fällen können auch Ärztinnen und Ärzte für Koloproktologie hinzugezogen werden, insbesondere wenn eine begleitende Darmsenkung vorliegt.

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