Schilddrüsenüberfunktion: Anzeichen, Auswirkungen und Behandlung

Überfunktion der Schilddrüse mit und ohne Morbus Basedow

Herzrasen und innere Unruhe – was zunächst wie eine Panikattacke aussieht, kann auch auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hindeuten. Bei dieser Erkrankung der Schilddrüse diese bilden Betroffene zu viele Schilddrüsenhormone, die ins Blut wandern und dort verschiedene Symptome im Körper hervorrufen können. Während einige Auslöser für eine Schilddrüsenüberfunktion medikamentös behandelt werden können, ist bei anderen eine dauerhafte Entfernung von Schilddrüsengewebe nötig. 

In diesem Ratgeber erfahren Sie, ob eine Schilddrüsenüberfunktion gefährlich ist, wie die Diagnose erfolgt und welche Behandlungsmöglichkeiten es für die Patientinnen und Patienten gibt.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Eine Schilddrüsenüberfunktion, auch Hyperthyreose genannt, zeichnet sich durch eine vermehrte Produktion der Schilddrüsenhormone aus. Da die Schilddrüsenhormone als Energielieferant für den Körper dienen, können diese einen erheblichen Einfluss auf dessen Funktionsweise ausüben. Hierdurch zeigen sich für die Betroffenen verschiedene Symptome, die eine ganzheitliche Behandlung erfordern.

Von einer leichten Schilddrüsenüberfunktion mit oder ohne Symptomen wie Müdigkeit spricht man, wenn für das Regelhormon Thyreoidea stimulierendes Hormon (TSH) zu niedrige Werte vorliegen. Eine reguläre Hyperthyreose liegt vor, wenn zusätzlich eines oder beide freien Schilddrüsenhormone T3 und T4 (Trijodthyronin und Levothyroxin) überproduziert werden.

Die Schilddrüsenüberfunktion und ihre Symptome

Werden zu viele Schilddrüsenhormone produziert, übt dies einen erheblichen Einfluss auf den Körper aus. Dieser arbeitet in diesem Fall auf zahlreichen Ebenen zu schnell, da er durch die Überfunktion zu viel Energie erhält. Dies kann zu unterschiedlichen Symptomen im gesamten Körper führen:

  • schneller Puls, hoher Blutdruck, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen
  • vermehrtes Schwitzen
  • (ungewollte) Gewichtsabnahme
  • Muskelschwäche und Zittern
  • innere Unruhe, Nervosität, Schlaflosigkeit und Konzentrationsstörungen
  • Stimmungsschwankungen mit aggressiven Ausbrüchen
  • häufiger Stuhlgang, in einigen Fällen Durchfall 
  • Zyklusstörungen bei Menstruierenden
  • Haarausfall
  • Müdigkeit und Erschöpfung

Je länger eine Hyperthyreose besteht und unbehandelt bleibt, desto stärker zeigen sich in der Regel die Symptome. Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion kann auf lange Sicht zu einer lebensbedrohlichen thyreotoxischen Krise führen, d. h. zu einer Schilddrüsenvergiftung, bei der die Patientinnen und Patienten in ein Koma fallen können. Eine Schilddrüsenüberproduktion kann also gefährlich werden.

Schilddrüsenüberfunktion: Welche Ursachen gibt es?

Zwar können eine Schilddrüsenüberfunktion verschiedene Ursachen zugrunde liegen, meist sind die beiden häufigsten Ursachen jedoch die Schilddrüsenautonomie sowie Morbus Basedow. Darüber hinaus können auch eine Entzündung der Schilddrüse, ein Tumor in der Schilddrüse, eine zu hohe Jodzufuhr oder eine zu hohe Einnahme von Schilddrüsenhormontabletten eine Überfunktion in der Schilddrüse auslösen.

Bei einer Autonomie der Schilddrüse handelt es sich um eine gutartige Drüsenwucherung, auch „heiße Knoten“ genannt, die zusätzliche Schilddrüsenhormone produziert. Die Basedowsche Erkrankung nach Carl Adolph von Basedow ist hingegen eine Autoimmunerkrankung, bei der die gesamte Schilddrüse betroffen ist. Der Körper bildet hierbei Abwehrkräfte, die sich gegen die Schilddrüse richten, wodurch vermehrt Schilddrüsenhormone produziert werden.

Zu den entzündlichen Erkrankungen der Schilddrüse gehören die akute Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, sowie die De Quervain Thyreoiditis, bei der zu viele Schilddrüsenhormone freigesetzt werden. Besteht eine Schilddrüsenunterfunktion bzw. wurden eine Radiojodtherapie oder Operation durchgeführt, kann im Rahmen der anschließenden Therapie eine zu hohe Dosierung der Schilddrüsenhormone über Medikamente zu einer Hyperthyreose führen. Auch zu viel Jod im Körper – etwa durch die Einnahme des Medikaments Amiodaron, das bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird – kann dazu führen, dass die Schilddrüse zu viele Hormone produziert.

Zuletzt ist es möglich, von einer angeborenen Veränderung des Erbguts betroffen zu sein, die zu einer gesteigerten Hormonproduktion der Schilddrüse und damit zu einer Schilddrüsenüberproduktion führen kann.

Diagnose bei Schilddrüsenüberfunktion

Die Untersuchung auf eine Schilddrüsenüberfunktion erfolgt beim Arzt oder bei einer Ärztin mithilfe einer Anamnese, Tastuntersuchung der Schilddrüse, einer Blutuntersuchung sowie eventuell bildgebender Verfahren wie einem Ultraschall oder der Szintigrafie (eine nuklearmedizinische Untersuchung).

Treten Anzeichen für eine Schilddrüsenüberfunktion auf, kann die Diagnose ärztlich gestellt werden. Hierzu erfolgt zunächst eine Anamnese, bei der Symptome, eingenommene Medikamente und bestehende Vorerkrankungen besprochen werden können. Anschließend kann der Arzt bzw. die Ärztin im Zuge einer Tastuntersuchung eine vergrößerte Schilddrüse oder Knoten erkennen.

Eine Blutuntersuchung kann zusätzlich die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut feststellen. Liegen die Werte über den Normalwerten, so deutet dies auf eine Überproduktion hin. Die hierfür relevanten Hormone sind das freie T3 und T4 sowie TSH. Sobald der TSH-Wert zu niedrig ausfällt, handelt es sich entweder um eine leichte Schilddrüsenüberproduktion ohne starke Symptome und normalen T3- und T4-Werten oder um eine ausgeprägte Hyperthyreose mit erhöhten T3- und T4-Werten. Auch Morbus Basedow lässt sich mithilfe einer Blutuntersuchung und Untersuchung des Körpers, insbesondere der Augen, identifizieren.

Weitere Hinweise liefern eine Ultraschalluntersuchung oder Szintigrafie. Dank dieser können die Ärztinnen und Ärzte das Schilddrüsengewebe untersuchen und erkennen, ob etwaige vorhandene Knoten vermehrt Hormone herstellen. Ist dies der Fall, handelt es sich um einen sogenannten „heißen Knoten“. Bei einem „kalten Knoten“ dagegen findet keine Hormonproduktion statt.

Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion behandelt?

Die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion erfolgt anhand der zugrundeliegenden Auslöser. Hierfür stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung:

Jodaufnahme verringern

Liegt die Ursache für eine drohende oder vorliegende Schilddrüsenüberfunktion statt in zu wenig TSH in einer Überversorgung an Jod, kann eine Reduzierung der Jodaufnahme die Symptome vermindern. In diesem Zuge sollten Lebensmittel mit viel Jod verringert werden, etwas Meeresfrüchte und Algen, aber auch verarbeitete Lebensmittel mit zugesetztem, jodhaltigem Salz. Nehmen die Patientinnen und Patienten Jodtabletten ein, sollten sie diese reduzieren oder ganz absetzen. Dasselbe gilt für jodhaltige Medikamente wie Amiodaron, das bei Patientinnen und Patienten mit Herzbeschwerden eingesetzt wird. Für diese gilt es, eine adäquate Alternative zu finden.

Thyreostatika

Thyreostatika können den Hormonspiegel senken und werden bei einer Überfunktion dazu eingesetzt, die Neuproduktion der Schilddrüsenhormone zu hemmen. Hierfür werden häufig Medikamente vom Typ Thionamid eingesetzt, zu denen Thiamazol und Carbimazol gehören. Da lediglich die Neuproduktion gehemmt wird, kann der Abbau der Schilddrüsenhormone im Blut einige Zeit dauern.

Medikamente für das Herzkreislaufsystem

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch mit Müdigkeit, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen einhergehen, weshalb in einigen Fällen die Einnahme von Medikamenten für das Herzkreislaufsystem nötig werden. Hierzu gehören etwa Beta-Blocker, die zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt werden können.

Radiojodtherapie und Operationen

Zuletzt stehen die Radiojodtherapie und Operationen den Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Diese finden besonders bei einer Schilddrüsenüberproduktion Verwendung, die nicht ausgeheilt werden kann, etwa bei einer Schilddrüsenautonomie. Um die Symptome dennoch zu lindern, werden die Teile des Schilddrüsengewebes dauerhaft entfernt oder zerstört, die für die Überproduktion an Schilddrüsenhormonen bei einer Autonomie sorgen. Neben der Radiojodtherapie können auch die Thermoablation, Alkoholinjektion oder die Sklerosierung angewandt werden. Welche Behandlung in Betracht kommt, ist vom Einzelfall abhängig.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Chirurgie

Kompetente Beratung zur individuellen Behandlung ihrer Schilddrüsenerkrankung

Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion stellen für Patientinnen und Patienten eine Belastung dar. Für Betroffene, die Hilfe suchen, bieten die Expertinnen und Experten der St. Augustinus Gruppe Angebote zur Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion. Je nach den auftretenden Symptomen passen unsere Spezialistinnen und Spezialisten der Fachbereiche die Behandlungsinhalte an diese an. Dank des regelmäßigen, multidisziplinären Austausches können wir unseren Patientinnen und Patienten die optimale Versorgung bei einer Hyperthyreose zur Verfügung stellen. Vom Erkennen der Schilddrüsenüberfunktion im Rahmen einer Untersuchung bis hin zur Ernährungsberatung bei einem Jodüberschuss oder dem Entfernen von Schilddrüsengewebe in unserem Fachbereich Chirurgie – die St. Augustinus Gruppe setzt sich für Ihr Wohl als Patient oder Patientin ein.

Eine Ärztin bespricht mit ihrer Patientin den Ablauf ihrer Schilddrüsenüberfunktion-Therapie.

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Schilddrüsenüberfunktion

FAQ

Was kann man bei einer Schilddrüsenüberfunktion tun?

Bei einem Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion sollten Patientinnen und Patienten einen Arzt aufsuchen, um die Symptome abzuklären und ggf. eine Diagnose stellen zu können. Anschließend erfolgt eine individuell auf die Ursache für die Schilddrüsenüberfunktion angepasste Therapie, die von einer Gabe von Medikamenten bis hin zu chirurgischen Eingriffen reichen kann.

Zu welchem Arzt geht man bei einer Schilddrüsenüberfunktion?

Um eine Schilddrüsenüberfunktion zu erkennen und zu behandeln, sind verschiedene Fachgebiete beteiligt, von Hausärztinnen und -ärzten als erste Anlaufstelle bis hin zu Endokrinologinnen und Endokrinologen, Nuklearmedizinerinnen und -medizinern sowie Chirurginnen und Chirurgen.

Ab welchem Wert liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor?

Eine Schilddrüsenüberfunktion tritt auf, wenn die Werte der Schilddrüsenhormone über dem Normalwert liegen. Ohne Schilddrüsenüberfunktion liegt dieser für das Hormon TSH zwischen 0,4 bis 4,0 mU/I, für das freie T3 bei 2,0 bis 4,4 pg/ml und für T4 bei 0,8 bis 1,8 ng/dl. Diese Werte können sich jedoch im Verlauf des Tages und Lebens durch natürliche Schwankungen verändern, die ein erfahrene Analystinnen und Analysten bei der Diagnose unter Betracht ziehen.

Welche Folgen hat eine Schilddrüsenüberfunktion?

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann verschiedene Auswirkungen haben von Symptomen wie innerer Unruhe und Nervosität, Müdigkeit und Erschöpfung über Haarausfall, Gewichtsverlust und einem erhöhten Puls. In schweren Fällen kann es zu einer lebensbedrohlichen thyreotoxischen Krise kommen, die durch ein Kreislaufversagen und einem Bewusstseinsverlust bis hin zum Koma gekennzeichnet ist. Diese muss unverzüglich medizinisch behandelt werden.

Haben Männer und Frauen bei einer Schilddrüsenüberfunktion unterschiedliche Symptome?

Männer und Frauen können bei einer Schilddrüsenüberfunktion ähnliche Symptome aufweisen, darunter Gewichtsverlust, Nervosität, erhöhte Herzfrequenz und Schwitzen. Allerdings gibt es einige Unterschiede, die geschlechtsspezifisch sein können. Frauen erleben möglicherweise häufiger Veränderungen in ihrem Menstruationszyklus, während Männer seltener über solche spezifischen Symptome berichten. Insgesamt sind die Symptome jedoch bei beiden Geschlechtern weitgehend gleich.

Das sagen unsere Experten zum Thema Schilddrüsenüberfunktion

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