Spinalkanalstenose – eine Einengung des Spinalkanals

Ursache, Symptome und Behandlung von Spinalkanalstenose

Rückenschmerzen, die beim Stehen oder Gehen zunehmen und bis in die Arme oder Beine strahlen, können auf eine Spinalkanalstenose hindeuten. Dabei handelt es sich um eine Einengung des Spinalkanals, die sich durch unterschiedliche Beschwerden bemerkbar macht und das alltägliche Leben der Betroffenen einschränken kann. Doch was ist das genau, was hilft bei einer Spinalkanalstenose und wie kann man eine Stenose behandeln? In diesem Ratgeber erhalten Sie alle Informationen von Ursache über Diagnose und Behandlung einer Spinalkanalstenose.

Spinalkanalstenose: Was ist das?

Bei einer Spinalkanalstenose handelt es sich um eine Verengung des Wirbelkanals, in dem das Rückenmark vom Gehirn bis in den oberen Lendenbereich verläuft. Mit zunehmendem Alter wird der Wirbelkanal enger, sodass die im Rückenmarkskanal liegenden Nerven eingeklemmt werden und zu Beschwerden wie Schmerzen im Spinalkanal führen.

Eine Spinalkanalverengung kann in drei Abschnitten der Wirbelsäule auftreten:

  1. im Halsbereich bzw. in der Halswirbelsäule (zervikale Spinalkanalstenose)
  2. im Brustbereich bzw. in der Brustwirbelsäule (thorakale Spinalkanalstenose)
  3. im unteren Rücken bzw. in der Lendenwirbelsäule (lumbale Spinalkanalstenose)

Eine Einengung des Spinalkanals in der Brustwirbelsäule tritt seltener auf, da die Wirbelsäule im Brustbereich durch den Brustkorb gestützt wird. Häufig tritt eine Wirbelkanalstenose jedoch im Bereich des unteren Rückens bzw. in der Lendenwirbelsäule auf. Wie viele Menschen tatsächlich an einer Wirbelkanalverengung leiden, kann nicht genau gesagt werden. Schätzungsweise 11 bis 39 Prozent der Erwachsenen leiden an einer lumbalen Spinalkanalstenose – Tendenz im Alter steigend. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher, da eine Spinalkanalstenose nicht immer mit Beschwerden verbunden ist.

 

Ursache: Wie entsteht eine Spinalkanalstenose?

Ein Verschleiß von Bandscheiben, Wirbelgelenken und Bandstrukturen ist die häufigste Ursache einer Spinalkanalstenose. Eine Arthrose kann beispielsweise zu Verdickungen von Bändern, Vorwölbungen der Bandscheibe im Wirbelkanal und somit zu einer Spinalkanalverengung führen. Etwa jeder fünfte Mensch über 60 ist von solch einer Wirbelkanalstenose betroffen.

Dennoch kann zwischen einer angeborenen (primäre Spinalkanalstenose) und erworbenen (sekundäre Spinalkanalstenose) Verengung unterschieden werden.

  • Die angeborene Stenose ist aufgrund anatomischer Gegebenheiten durch eine Verengung des Rückenmarkskanals gekennzeichnet. Ist der Spinalkanal von Geburt an enger, kann dies Druck auf die Nerven des Rückenmarks ausüben und so zur Wirbelkanalstenose führen.
  • Eine sekundäre Spinalkanalverengung dagegen tritt häufig durch altersbedingte Ursachen auf wie Verschleiß, körperliche Belastungen, Übergewicht, Bandscheibenvorfall oder aufrechter Gang.

Eine Wirbelkanalverengung entsteht genaugenommen dadurch, dass die durch fortschreitendes Alter flacher und breiter gewordenen Bandscheiben die Bänder beeinträchtigen. Diese Bänder stützen im Normalfall die kleinen Gelenke der jeweiligen Wirbel und haben bei einer Stenose keine große Spannung mehr. Dadurch können sich die Wirbelkörper mehr bewegen, was wiederum zu Knochenwucherungen in den kleinen Gelenken führt. Das bewirkt eine Einengung des Spinalkanals und führt zu Druck auf die Nervenwurzeln. Bei zu großem Druck entstehen bei einer Spinalkanalstenose Schmerzen.

In seltenen Fällen können folgende Ursachen für eine Spinalkanalstenose verantwortlich sein:

  • Verletzungen der Wirbelsäule durch Unfälle oder Stürze
  • durch Infektionen bedingte Entzündungen an Knochen, Knochenmark oder Bandscheiben
  • Stoffwechselerkrankungen, die destabilisierend auf die Wirbelkörper wirken können
  • chronisch-entzündliche Erkrankungen der Gelenke
  • Knochenerkrankungen, die zu Instabilität der Knochen führen

 

Eine ältere Frau mit Spinalkanalstenose spricht mit ihrer Ärztin.

Welche Symptome und Beschwerden treten bei einer Spinalkanalstenose auf?

Je nach betroffenem Wirbelsäulenabschnitt treten unterschiedliche Symptome und Beschwerden einer Spinalkanalstenose auf. Am häufigsten tritt eine Verengung an der Lendenwirbelsäule auf. Dabei verspüren Betroffene beim Stehen, Gehen oder aufrechten Sitzen Müdigkeit in den Beinen, eine Gangunsicherheit oder Schmerzen in Rücken und Beinen und müssen nach einer bestimmten Gehstrecke Pausen einlegen.

Symptome zervikaler Spinalkanalstenose

  • Schmerzen
  • Lähmungen 
  • Störungen der Sensibilität in den Armen

Symptome thorakaler Spinalkanalstenose

  • Rückenschmerzen
  • Taubheitsgefühl oder Schmerzen im Brustbereich
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Atemprobleme

Symptome lumbaler Spinalkanalstenose

  • Rückenschmerzen
  • Schwäche oder Schmerzen in den Beinen
  • Schwierigkeit beim Stehen und Gehen

Welche Beschwerden auftreten, hängt ebenfalls vom Fortschritt der Spinalkanalverengung ab. Im Frühstadium können Kribbeln und Gefühle von Schwäche sowie Taubheit in den Beinen auftreten. Hinzukommen können Krämpfe in den Beinen, die das Gehen erschweren. In späteren Phasen können neben Erektionsstörungen auch Harn- und Stuhlinkontinenz auftreten.

Häufig bemerkt man bei Betroffenen eine gebückte und nach vorne geneigte Haltung, die den engen Wirbelkanal etwas weitet und die Schmerzen lindert. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen konnte ein Gleitwirbel festgestellt werden. Dieser rutscht aus seiner Normalposition bei jeder Bewegung heraus und klemmt die Nerven ein.

Wie wird eine Wirbelkanalstenose diagnostiziert?

Die genaue Diagnose einer Spinalkanalstenose kann anhand bildgebender Verfahren gestellt werden. Dazu zählen Röntgenaufnahmen, die Kernspintomografie (MRT) sowie die Computertomografie (CT). In einzelnen Fällen kann zur Diagnose einer Spinalkanalstenose außerdem eine neurologische Untersuchung in Form einer Elektromyografie (EMG) stattfinden.

Zu Beginn einer jeden Diagnose wird allerdings zunächst ein Anamnesegespräch mit der Patientin bzw. dem Patienten geführt. Anhand der Angaben der Betroffenen und einer körperlichen Untersuchung erhalten Ärztinnen und Ärzte bereits ein ungefähres Bild der Erkrankung. Welches Ausmaß vorliegt und an welchen Stellen sich eine Spinalkanalverengung befindet, kann mit einer Kernspintomografie abgeklärt werden. Diese Form des bildgebenden Verfahrens macht die Bandscheiben, die Nervenwurzeln und somit eine Spinalkanalstenose sichtbar. Doch nicht jede entdeckte Spinalkanalverengung muss Symptome verursachen.

Ist eine Kernspintomografie nicht machbar, z. B. wenn die Patientin bzw. der Patient einen Herzschrittmacher in sich trägt, kann eine Computertomografie durchgeführt werden. Diese macht eine Beurteilung der knöchernen Strukturen einfacher.

Bei neurologischen Symptomen einer Spinalkanalverengung wie etwa Feinmotorikstörungen der Hände oder Gangunsicherheit wird mit Hilfe einer Elektromyografie die Nervenfunktion getestet.

Die Grafik zeigt eine Frau bei einem CT, um die Diagnose einer möglichen Spinalkanalstenose zu stellen.

Diese Möglichkeiten zur Behandlung von Spinalkanalstenose gibt es

Sofern keine hochgradige Spinalkanalstenose vorliegt, reicht in der Regel eine konservative Therapie aus. Diese umfasst Maßnahmen wie Physiotherapie, Aufbautraining der Muskeln, Wärmebehandlungen und Massagen sowie ergänzend die Einnahme von Medikamenten. Bei einer hochgradigen Spinalkanalstenose, die mit Schmerzen und Komplikationen verbunden ist, kann eine Operation sinnvoll sein.

Konservative Therapie von Spinalkanalstenose

Die konservative Therapie einer Einengung des Spinalkanals kann nicht die Ursache beheben, sondern hat das Ziel, die Beschwerden zu lindern. Dafür erhalten Betroffene zunächst schmerzlindernde Medikamente. Hinzu kommen krankengymnastische oder wärmende Behandlungen oder Massagen.

  • medikamentöse Behandlung:

Medikamente lindern Schmerzen bei einem verengten Spinalkanal und verhindern die Verkrampfung der Muskulatur, die die Wirbelsäule unterstützt. Bei besonders starken Schmerzen kann eine entzündungshemmende Spritze mit Kortison und Betäubungsmittel direkt in der schmerzenden Nervenwurzel angewandt werden.

  • Entspannungsübungen:

Bei einer Spinalkanalstenose ist es wichtig, die Wirbelsäule zu entlasten. Dies können Betroffene mit einer Stufenlagerung der Beine erreichen. Dabei legen sie sich flach auf den Rücken, ohne dass ein Hohlkreuz entsteht und platzieren die Beine auf eine Erhöhung, sodass sie einen rechten Winkel bilden.

  • Massagen und Wärmebehandlungen:

Ergänzend zur Physiotherapie können Massagen und Wärmebehandlungen angewandt werden. Sie schaffen vorübergehende Linderung, entspannen die Muskulatur, verbessern die Durchblutung und senken den Schmerz.

  • Physiotherapie:

Bei der Physiotherapie wird die Rücken- und Bauchmuskulatur trainiert, um den Rücken zu stabilisieren und die Lendenwirbelsäule zu entlasten. Dadurch soll das Hohlkreuz minimiert und der Spinalkanal geweitet werden. Unterschiedliche tägliche Übungen wie etwa mit einem Wackelbrett oder Schwingstab, helfen eine Stenose zu behandeln.

Operative Behandlung einer Spinalkanalstenose

Bei der operativen Therapie einer Spinalkanalstenose wird der Wirbelkanal erweitert (Dekompression). Welche Operationstechnik gewählt wird, hängt vom Abschnitt der betroffenen Wirbelsäule ab. Während einer Operation wird das einengende Bandscheiben- und Knochengewebe entfernt oder instabile Wirbelkörper mit benachbarten stabilen Wirbeln verbunden.

In der Regel wird eine Operation minimal-invasiv mit dem sogenannten Schlüsselloch-Verfahren durchgeführt. Die Spinalkanalstenose-OP wird mittels kleiner Schnitte vorgenommen. Das umgebende Gewebe bleibt dabei bestmöglich unbeschädigt, sodass Patientinnen und Patienten schneller wieder auf den Beinen sein können.

Eine Operation an der Lendenwirbelsäule erfolgt über den Rücken. Bei einer Spinalkanalverengung im Bereich der Halswirbelsäule erfolgt der Zugang von vorne durch den Hals, durch den Nacken oder erweiternd über die Halswirbelsäule.

Umfassende Behandlung von Spinalkanalstenose in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

Die Kliniken der St. Augustinus Gruppe bieten eine umfassende und spezialisierte Behandlung einer Spinalkanalverengung, die durch allumfassende und modernste Therapien hervorsticht. Im Fachbereich Wirbelsäulentherapie arbeiten spezialisierte Ärztinnen und Ärzte sowie Physiotherapeutinnen und -therapeuten eng zusammen, um Betroffenen zu helfen, die Wirbelsäulenmuskulatur zu stärken und die Wirbelsäule zu entlasten. Eine gezielte Schmerztherapie lindert die Beschwerden und wirkt unterstützend zur Physiotherapie. Durch unterschiedliche Übungen werden in der Physiotherapie die Muskeln trainiert, die sich um die Wirbelsäule herum befinden, sodass sie sie stabilisieren. Unsere spezialisierte Wirbelsäulenchirurgie übernimmt, wenn die konservative Therapie wirkungslos war oder etwa bei neurologischen Ausfallerscheinungen, die durch eine Spinalkanalstenose hervorgerufen werden, um Patientinnen und Patienten die bestmögliche ganzheitliche Behandlung zu bieten.

Eine Physiotherapeutin, die eine von einer Spinalkanalstenose betroffene Frau behandelt.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Wirbelsäulentherapie

Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Spinalkanalstenose

FAQ

Spinalkanalstenose: Was hilft?

Bei einer Spinalkanalstenose hilft meist schon die konservative Therapie. Dazu zählt die begleitende Einnahme von schmerzlindernden, entzündungshemmenden und muskelentspannenden Medikamenten neben unterschiedlichen Übungen, die Betroffene zu Hause ausführen können. Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung einer Spinalkanalverengung ist die Physiotherapie. Hierbei wird mit gezielten Übungen die Muskulatur trainiert, die die Wirbelsäule entlastet.

Kann eine Spinalkanalstenose wieder weggehen?

Eine Spinalkanalstenose kann sich im Gegensatz zu einem Bandscheibenvorfall nicht zurückbilden. Die knöcherne Verengung des Spinalkanals lässt sich ebenso wenig rückgängig machen. Dennoch können die Beschwerden einer Stenose langfristig gelindert werden.

Was ist die neueste Behandlung für eine Spinalkanalstenose?

Eine minimal-invasive, mikrochirurgische Operation entfernt bei einer Spinalkanalstenose das überschüssige Gewebe und befreit die eingeengten Nerven (Dekompression). Bei diesem Operationsverfahren ist eine sofortige Wirkung mit niedrigem Komplikationsrisiko zu sehen. Bei acht von zehn Patientinnen und Patienten führt diese Behandlung zu einer langfristigen Besserung.

Was ist die beste Übung bei Spinalkanalstenose?

Grundsätzlich sind bei einer Spinalkanalstenose sanfte Sportarten wie Wassergymnastik, Radfahren, Stretching oder Pilates sinnvoll. Übungen für zu Hause ergänzen die Sportarten. Eine gute Übung für eine Stenose im Bereich der Lendenwirbelsäule verläuft folgendermaßen:

  • Legen Sie sich auf den Rücken.
  • Legen Sie Ihre Beine auf eine Erhöhung, sodass sie im rechten Winkel sind.
  • Schieben Sie das Becken nach vorne, sodass kein Hohlkreuz entsteht.
  • Halten Sie diese Position für 30 bis 60 Sekunden und wiederholen Sie diese Übung drei Mal.

Was sollte man bei einer Stenose vermeiden?

Bei einer Spinalkanalstenose wird die Wirbelsäule bereits belastet. Daher sollten belastungsintensive Übungen wie Laufen, Springen und Klettern vermieden werden. Auch auf längere Gehstrecken sollte beim Spazierengehen verzichtet werden.

Das sagen unsere Experten zum Thema Spinalkanalstenose

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