Depression und Übergewicht

Therapiemöglichkeiten und Zusammenhang zwischen Adipositas und Depression

Erkrankungen wie Adipositas und Depressionen betreffen viele Menschen und gehören mit zu den häufigsten Krankheitsbildern. Allein in Deutschland leben über fünf Millionen Menschen zwischen 18 und 79 Jahren mit einer Depression. Starkes Übergewicht und Adipositas betreffen in Deutschland rund 53,3 Prozent der Erwachsenen und sind damit eine der häufigsten Erkrankungen innerhalb der Gesellschaft. Besonders belastend ist es für betroffene, Patientinnen und Patienten, wenn beides zusammenkommt. Dass Übergewicht und Depressionen zusammen auftreten, kommt häufig vor, denn zwischen den beiden Krankheitsbildern lassen sich einige Zusammenhänge feststellen. So können Depressionen sowohl eine mögliche Folgeerkrankung von Adipositas sein als auch eine Ursache für die Entstehung von Übergewicht darstellen. Wir erklären Ihnen, in welchem Zusammenhang Adipositas und Depression stehen, welche Risikofaktoren es gibt und wie sich die Krankheitsbilder aufeinander abgestimmt behandeln lassen.

Wie hängen Adipositas und Depression zusammen?

Dass es zwischen den Erkrankungen Adipositas und Depression einen Zusammenhang gibt, konnten Forscherinnen und Forscher bereits aufdecken. Adipöse Menschen haben demnach ein höheres Depressionsrisiko als nicht-adipöse Personen. Umgekehrt gilt eine Depression als anerkannter Risikofaktor für Adipositas.

Was Forscherinnen und Forschern beim Zusammenhang von Depression und Übergewicht aufgefallen ist: Frauen sind besonders häufig von beiden Erkrankungen betroffen. Warum Depressionsrisiko und Gewichtsprobleme besonders oft bei Frauen zusammen auftreten, ist jedoch nicht bekannt. Denn die genauen Ursachen für die Wechselwirkungen sind noch nicht ganz geklärt, da die beiden Krankheitsbilder Adipositas und Depression sehr komplex ineinander übergreifen.

Es gibt jedoch einige Faktoren, mit denen sich der Zusammenhang zwischen den beiden Erkrankungen bei betroffenen Patientinnen und Patienten erklären lässt.

Eine Patientin ist in Behandlung wegen Depression und Übergewicht.

Verminderte körperliche Aktivität

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass auch die körperliche Aktivität für den Zusammenhang zwischen Depressionen und starkem Übergewicht eine Rolle spielt. Für Menschen mit Adipositas kann das hohe Körpergewicht zu einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit im Alltag führen. Diese verminderte körperliche Aktivität wird häufig auch mit depressiven Verstimmungen und Symptomen in Verbindung gebracht. Als Teil einer ganzheitlichen Behandlung kann deshalb regelmäßiger Ausdauersport dabei helfen, das Körpergewicht der Patientinnen und Patienten zu reduzieren, die Beweglichkeit des Körpers zu erhöhen und so depressive Symptomatiken zu verbessern.

Lebensstil

Eine zentrale Rolle für die Entstehung von Übergewicht und Depressionen spielt auch der westliche Ernährungs- und Lebensstil. Durch die ständige Lebensmittelverfügbarkeit sowie den Konsum von stark verarbeiteten Lebensmittelnmit viel Zucker und Fett überschreiten viele Menschen ihren Kalorienbedarf. Da besonders Lebensmittel mit viel Zucker und einfachen Kohlenhydraten nur für ein kurzes Sättigungsgefühl sorgen, führt diese zu kalorienreiche Ernährungsweise oft zu Gewichtsproblemen, wodurch gleichzeitig das Depressionsrisiko steigt. Gleichzeitig sehen Forscherinnen und Forscher im schnelllebigen und von Stress geprägten Lebenswandel vieler Menschen ein Risiko für die Entwicklung depressiver Erkrankungen und Übergewicht.

Hormonelle Ursachen

Forscherinnen und Forscher vermuten, dass auch eine hormonelle Fehlregulation verantwortlich sein kann für die Entstehung bzw. den Zusammenhang von Depression und Übergewicht. Als mögliche Ursache wird eine Überaktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde-Achsen (kurz HPA-Achse) vermutet, die sich sowohl bei depressiven als auch bei adipösen Menschen feststellen lässt. Durch diese Störung wird eine erhöhte Menge des Stresshormons Cortisol in der Nebennierenrinde freigesetzt, was eine appetitanregende Wirkung haben und sich auch auf die Verarbeitung vom Stress im Gehirn auswirken kann. Eine Überaktivierung der HPA-Achse wird nicht nur bei Menschen mit Depressionen, sondern auch bei ansonsten gesunden Personen mit Gewichtsproblemen bzw. Übergewicht in Verbindung gebracht.

Neben der HPA-Achse haben Forscherinnen und Forscher noch weitere hormonelle Ursachen für den Zusammenhang von Adipositas und Depression gefunden. Bei Menschen mit Übergewicht wurde zudem eine verstärkte Produktion von Zytokinen beobachtet. Bei Zytokinen handelt es sich um Botenstoffe, die vom Fettgewebe ins Blut abgegeben werden und den Stoffwechsel des Körpers beeinflussen. So können die Botenstoffe entzündliche Prozesse im Körper verursachen und auch die Produktion des Botenstoffes Serotonin reduzieren, welches sich auf die Gemütslage und das Gehirn auswirkt. Die Folge kann ein Serotoninmangel sein, der das Depressionsrisiko erhöhen kann. Diese Auswirkungen der Zytokine sind deshalb eine weitere Erklärung dafür, warum übergewichtige Menschen häufiger von Depressionen betroffen sind als Normalgewichtige.

Antidepressiva

Im Zusammenhang mit der Frage, ob Übergewicht durch Depressionen entstehen kann, stehen auch einige Psychopharmaka in Verdacht, sich auf das Körpergewicht auszuwirken. Besonders tri- und tetrazyklische Antidepressiva haben in Langzeitstudien gezeigt, dass sie eine gewichtsverändernde Wirkung haben können. Einige Forscherinnen und Forscher vermuten, dass der weit verbreitete Einsatz von Antidepressiva zur Behandlung von Depressionen langfristig zu einem erhöhten Risiko für Übergewicht führen kann. Allerdings gibt es derzeit noch keine Studien, die diesen Zusammenhang eindeutig belegen. Generell sollten Patientinnen und Patienten, die mit Antidepressiva behandelt werden, sich bei Gewichtsveränderungen mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt besprechen.

Stress und emotionales Essen

Für viele Menschen ist Essen weitaus mehr als die reine Nahrungsaufnahme. Nicht selten wird essen als emotionaler Ausgleich genutzt, um mit Stress, Wut oder Trauer umzugehen. Andauernder Stress kann daher zu ungesunden Verhaltensmustern, einem erhöhten Depressionsrisiko und auch zu einer Gewichtszunahme führen. Nicht umsonst gelten Depressionen als häufigste Ursache für emotional gesteuertes Essen. Besonders problematisch für betroffene Patientinnen und Patienten ist, dass emotionales Essen maßgeblich an der Entstehung von Übergewicht beteiligt ist, wodurch im Umkehrschluss jedoch auch Depressionen verschlimmert werden können.

In einigen Fällen kann emotionales Essen sich auch in Form einer Binge-Eating-Störung manifestieren. Diese Störung bezeichnet sich wiederholende Episoden von unkontrollierten Essanfällen, in denen betroffene Patientinnen und Patienten die Kontrolle über ihr Essverhalten völlig verlieren. In der Folge essen Patientinnen und Patienten mit einer Binge-Eating-Störung über das Sättigungsgefühl hinaus und erleben durch den Kontrollverlust eine große psychische Belastung. Viele Patientinnen und Patienten entwickeln eine Depression wegen ihres Übergewichts, da sie unzufrieden mit ihrer Körperform sind und aufgrund dessen auch ein geringeres Selbstwertgefühl haben.

Depression und Übergewicht mit ganzheitlicher Therapie behandeln

Durch den komplexen Zusammenhang der beiden Erkrankungen sollten eine Depression und Übergewicht zwar getrennt, jedoch nicht voneinander losgelöst behandelt werden. Verschiedene Erkenntnisse aus der Forschung und Behandlung haben gezeigt, dass bei Depression und Übergewicht eine ganzheitliche Therapie am meisten Erfolg verspricht. Zentraler Bestandteil der Therapie ist dabei die Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Um einen Zusammenhang zu psychischen Erkrankungen nicht zu übersehen, sollten Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung adipöser Patientinnen und Patienten stets auch deren psychische Situation berücksichtigen. Besteht der Verdacht auf eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung bzw. Störung, kann die Unterstützung durch eine begleitende Psychotherapie sinnvoll sein.

Auch in den Kliniken und Einrichtungen der St. Augustinus Gruppe finden Patientinnen und Patienten mit Adipositas und Depression kompetente und einfühlsame Hilfe. Unsere erfahrenen Ärztinnen und Ärzte behandeln betroffene Patientinnen und Patienten stets mit einem ganzheitlichen Ansatz, um die bestmöglichen Therapiemaßnahmen für die individuelle Situation zu finden.

Eine Ärztin erarbeitet mit einer Patientin einen Therapieplan für Depression und Übergewicht.

Psychotherapie und Verhaltenstherapie

Die Psychotherapie ist sowohl bei der Behandlung von Depressionen als auch bei der Therapie von Übergewicht ein wichtiger Bestandteil. Bei Patientinnen und Patienten, die von Übergewicht und depressiven Symptomen betroffen sind, kann eine psychotherapeutische Betreuung essenziell sein, um den Zusammenhang zwischen den Erkrankungen herzustellen und entsprechende therapeutische Schritte einzuleiten. Als Teil der Psychotherapie spielt auch die Verhaltenstherapie eine zentrale Rolle, um Verhaltensmuster zu durchbrechen, die eine Gewichtszunahme und Übergewicht fördern. Dazu gehören z. B. emotionales Essen und auch die Therapie einer Binge-Eating-Störung. Patientinnen und Patienten mit depressiven Erkrankungen, die zudem unter einer Binge-Eating-Störung leiden, können beispielsweise durch einen Aufenthalt in der Psychiatrie ganzheitlich behandelt und unterstützt werden.

Ein Patient bei der Psychotherapie, um ihre Depression und Übergewicht zu behandeln.

Bewegungstherapie

Die Bewegungstherapie stellt eine zentrale Säule in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Adipositas dar. Die regelmäßige Bewegung und das damit einhergehende verbesserte Körpergefühl kann sich allerdings auch positiv auf Menschen mit Depressionen auswirken. Da eine verminderte körperliche Aktivität auch eine Ursache für Depressionen sein kann, lassen sich mit gezielter Bewegungstherapie als Ergänzung der Psychotherapie auch bei psychischen Erkrankungen Behandlungserfolge sehen. Bei vielen Patientinnen und Patienten dienen Sport und Bewegung auch der Reduzierung des Körpergewichts, was die Zufriedenheit mit der eigenen Körperform und Statur steigern und so ebenfalls depressive Symptome verbessern kann.

Sie suchen zur Therapie von Depressionen und Übergewicht eine geeignete Form der Bewegungstherapie? Patientinnen und Patienten mit Adipositas und begleitenden psychischen Erkrankungen finden unter anderem in den verschiedenen Einrichtungen der Savita ein breites Sportangebot, um Gewicht zu reduzieren und ihr Körpergefühl durch regelmäßige Bewegung zu verbessern.

Eine Patientin bei der Bewegungstherapie als Therapie für Depression und Übergewicht.

Ernährungstherapie

Für Patientinnen und Patienten mit starkem Übergewicht und Adipositas sind eine angepasste Ernährungsberatung und -umstellung wichtige Bestandteile der Behandlung, um Gewichtsprobleme langfristig zu reduzieren und gesund Gewicht zu reduzieren. Gleichzeitig kann ein bewussterer Umgang mit Essen und dem eigenen Essverhalten auch dabei unterstützen, eine Depression durch Übergewicht oder begleitende psychische Erkrankungen zu lindern. Insbesondere bei einem fehlenden Sättigungsgefühl z. B. durch eine Binge-Eating-Störung oder emotionale Essanfälle ist eine gezielte Ernährungstherapie erfolgsversprechend. Zudem bildet eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowohl für eine Depression als auch bei Übergewicht eine wichtige Grundlage der Therapie.

Eine Frau achtet auf ihre Ernährung, um Depression und Übergewicht zu behandeln.

Krankenhäuser und Kliniken mit dem Spezialgebiet Adipositas und Depression der St. Augustinus Gruppe

Eingangsbereich Krankenhaus Neuwerk

Mönchengladbach

Zum Krankenhaus Neuwerk

Das Bild zeigt ein savita Gesundheitszentrum von außen.

Mönchengladbach, Neuss und Korschenbroich

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Wir beantworten Ihre Fragen zu Adipositas und Depression

FAQ

Ist Adipositas eine psychische Krankheit?

Adipositas ist keine Essstörung im eigentlichen Sinne. Der Begriff steht schlicht für Fettleibigkeit und weist damit auf starkes Übergewicht und nicht auf eine psychische Störung hin. Die Ursachen für Adipositas sind vielfältig.

Können Antidepressiva eine Ursache für Übergewicht sein?

Eine Depression geht häufig mit Appetitlosigkeit einher. Bei Patientinnen und Patienten, die Antidepressiva einnehmen, kehrt dadurch häufig auch der Appetit zurück. Wird die Ernährung nicht angepasst, kann das langfristig zu einer Gewichtszunahme und zu Übergewicht führen. Die Gewichtszunahme ist in diesem Fall jedoch nicht auf das Medikament zurückzuführen, sondern darin begründet, dass die Patientinnen und Patienten mehr essen.

Ist es möglich, durch Übergewicht eine Depression zu bekommen?

Adipöse Patientinnen und Patienten haben laut Studien ein höheres Risiko für die Entwicklung von Depressionen. Umgekehrt stellten Forscherinnen und Forscher auch fest, dass depressive Menschen häufiger an Übergewicht leiden, wobei Frauen insgesamt häufiger betroffen zu sein scheinen als Männer.

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