PTBS – Posttraumatische Belastungsstörung?

Einfach erklärt: Was ist PTBS?

Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach der Erfahrung oder Beobachtung eines extrem belastenden Ereignisses oder Situation auftritt. Dazu gehören unter anderem Unfälle, Naturkatastrophen, Gewalterfahrungen oder andere traumatischen Erlebnisse. Sie kann sich in Form von wiederkehrenden belastenden Erinnerungen, Albträumen, emotionaler Abstumpfung und erhöhter Reizbarkeit äußern. In erklären in unserem Ratgeber, was PTBS ist, wie sich Menschen mit dieser Erkrankung verhalten und was man bei PTBS tun kann.

Definition: Was bedeutet PTBS?

Laut Definition steht die Abkürzung PTBS für Posttraumatische Belastungsstörung. Bei der Krankheit oder dem Syndrom der PTBS handelt es sich nicht um eine Persönlichkeitsstörung, sondern um eine verzögerte psychische Reaktion auf ein extrem belastendes Ereignis. Der Verlauf einer PTBS ist vor allem durch aufdringliche Gedanken, belastende Alpträume oder Flashbacks aufgrund der Traumatisierung, gekennzeichnet. PTBS kann man auch daran erkennen, dass Erinnerungen an das auslösende Trauma von Betroffenen oft vermieden werden.

Ob Menschen nach dem Erleben eines traumatisches Ereignisses eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln, hängt unter anderem von der Art der Traumatisierung ab. Eine Posttraumatische Belastungsstörung tritt bei Frauen ungefähr doppelt so häufig auf wie bei Männern. Ein Grund dafür ist, dass Frauen in der Regel häufiger traumatische Ereignisse erleben wie z. B. sexuellen Missbrauch.

Eine Ärztin klärt ihre Patientin über die Erkrankung PTBS auf.

Symptome: Wie äußert sich eine PTBS?

Die Symptome oder Anzeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) treten entweder kurzfristig oder zeitlich verzögert nach einem belastenden Ereignis auf. Es können sogar einige Jahrzehnte vergehen, bis es zu einer Symptomatik kommt. Menschen mit einer PTBS befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft. Generell kann man sagen, dass Betroffene einer Posttraumatischen Belastungsstörung oft ein erschüttertes Selbst- und Weltbild haben und das Vertrauen in andere Menschen meistens gestört ist. Einige Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung haben mit Gefühlen von Schuld und Scham zu kämpfen. Außerdem ist es für einige Betroffene schwer den Alltag zu meistern.

Die Symptome oder Anzeichen einer PTBS können grundsätzlich in vier Kategorien eingeteilt werden.

Vermeidungssymptome

  • Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die an die Traumatisierung oder Bedrohung erinnern
  • Fehlen von Erinnerungen an das traumatische Erlebnis

Symptome des Wiedererlebens / Intrusionen

  • belastende, sich aufdrängende Erinnerungen an das traumatisierende Ereignis
  • Flashbacks
  • Alpträume

Vegetative Übererregtheit

  • Schlafstörungen
  • Reizbarkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • erhöhte Wachsamkeit
  • übermäßige Schreckhaftigkeit

Negative Veränderung der Kognition & Stimmung

  • Gleichgültigkeit & Teilnahmslosigkeit
  • abgestumpfte Gefühle
  • unangemessene Selbstbeschuldigung
  • verzerrte Wahrnehmung

Folgen einer PTBS

Wird eine PTBS nicht behandelt, kann als Folge eine chronische Störung entstehen. Das führt auch dazu, dass Betroffene von PTBS ihr Verhalten und ihre Persönlichkeit verändern. Weitere Folgen einer PTBS können soziale Abschottung und emotionale Taubheit sein. Daher ist es besonders wichtig, PTBS-Kriterien rechtzeitig zu erkennen, zu wissen wie PTBS sich äußert und was zu tun ist.

Ursachen & Auslöser: Wie entsteht eine PTBS?

Eine Therapeutin spricht mit einem Patient über ihre Gefühle und die Ursachen seiner PTBS.

Die Ursache oder der Auslöser einer PTBS oder Posttraumatischen Belastungsstörung lässt sich immer auf ein schwerwiegendes Ereignis oder ein Trauma zurückführen. Die Betroffenen haben dieses entweder als Opfer, Augenzeugin oder Augenzeuge oder beispielsweise als Rettungshelferin oder Rettungshelfer erlebt. Durch das Erleben dieser z. B. bedrohlichen Situation, kann eine – in manchen Fällen dauerhafte – Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses stattfinden. Das wiederrum löst dann eine psychische Störung aus. Traumata oder belastende Ereignisse, die eine PTBS auslösen, können in zwei Formen bzw. Typen eingeteilt werden: 

  • Trauma Typ 1: kurze Dauer und einmaliges Auftreten, wie z. B. ein Unfall oder eine Naturkatastrophe
  • Trauma Typ 2: längere Dauer bzw. wiederholtes Auftreten, wie z. B. Kriegsgefangenschaft, anhaltender sexueller Missbrauch oder Geiselhaft

Ursachen und Auslöser einer PTBS sind unter anderem:

  • Gewalterfahrungen, wie Folter, Überfälle, sexueller Missbrauch, Vergewaltigungen und Entführungen
  • Krieg, Aufstände, Flucht, Terroranschläge und Vertreibung
  • Unfälle aller Art, z. B. beim Sport oder im Verkehr
  • Naturkatastrophen, wie Brände, Erdbeben und Überschwemmungen
  • Erkrankungen, z. B. Herzinfarkt, Krebs oder auch Notfalloperationen und eine Behandlung auf der Intensivstation
  • Katastrophen, die von Menschen verursacht wurden, wie Explosionen, Flugzeugabstürze oder Industrieunfälle

Risikofaktoren für eine PTBS

Es gibt einige Risikofaktoren, die dazu beitragen können, eine PTBS zu entwickeln. Zu den Faktoren, die eine Posttraumatische Belastungsstörung fördern, gehören, sowohl genetische Faktoren als auch Umwelt und Lernerfahrungen:

  • psychische Erkrankungen oder Traumata in der Familie oder in der eigenen Vorgeschichte
  • jugendliches oder hohes Alter
  • weibliches Geschlecht
  • keine oder mangelnde Unterstützung nach einem traumatischen Ereignis 
  • lange Dauer oder Schweregrad eines Traumas
  • niedriger sozio-ökonomischer Status

Wie wird eine PTBS diagnostiziert?

Die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wird anhand der Dauer und Schweregrads der Symptome gestellt. Sind die Kriterien einer PTBS für einen Zeitraum länger als vier Wochen erfüllt, und die Leistungsfähigkeit im wichtigen Bereichen des Alltags eingeschränkt, wird eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Man spricht von einer chronischen PTBS, sobald die Dauer der Symptome länger als drei Monate anhält. 

In einem ausführlichen Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt wird mit den Betroffenen über Beschwerden, Gefühle, Krankheitsgeschichte und mögliche Risikofaktoren gesprochen. Diese werden dann in einem Zusammenhang mit der Lebenssituation der Patientin oder des Patienten gebracht. Als Hilfsmittel zur Diagnose werden standardisierte Fragebögen genutzt. Da im Zentrum der Diagnose vor allem die Herausarbeitung des auslösenden Traumas der Posttraumatischen Belastungsstörung steht, findet das Gespräch in einer vertrauensvollen Atmosphäre statt, die es den Betroffenen ermöglichen soll, sich dem Arzt oder der Ärztin zu öffnen. Um andere psychische Erkrankungen auszuschließen, werden PTBS-Symptome spezifisch abgefragt, damit die Diagnose sichergestellt werden kann.

Ein Arzt führt ein Gespräch mit einem Patienten über seine Gefühle und Beschwerden, um eine Diagnose für PTBS stellen zu können.

Wie sind die Heilungschancen bei einer PTBS?

Bei einer Vielzahl von Posttraumatischen Belastungsstörungen gibt es gute Chancen auf eine Heilung. Bei PTBS sollten daher rechtzeitig passende Therapiemaßnahmen ergriffen werden, um die besten Heilungschancen zu erreichen. Es gibt bei PTBS auch eine sogenannte Spontanremission, eine Heilung der Betroffenen ohne Behandlung. Sie erfolgt ungefähr bei der Hälfte der Betroffenen einer Posttraumatischen Belastungsstörung. 

Eine chronische PTBS entsteht meistens dann, wenn die Symptome bereits über Jahre bestehen. Ungefähr 30 Prozent der Betroffenen erkranken an einer chronischen PTBS.

Therapie: Wie wird eine PTBS behandelt?

Eine Patientin wird von einem Therapeuten bei ihrer PTBS unterstützt.

Eine frühzeitige Behandlung von PTBS ist von großer Bedeutung und sollte von einer Psychiaterin oder einen Psychiater durchgeführt werden. Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant, kann aber auch in einem Klinikaufenthalt stattfinden, wenn erforderlich. Bei der Behandlung vom PTBS-Syndrom kommen vor allem eine Trauma-fokussierende Psychotherapie und in manchen Fällen Medikamente zum Einsatz. Folgende Ziele sollen im Verlauf der Therapie bei PTBS erreicht werden: 

  • Abbau von Begleitsymptomen wie Angst, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und Depressivität
  • Kontrolle über ungewollt auftretende Erinnerungen erlangen
  • Unterstützung der Betroffenen, dass sie einen neuen Sinn im Leben finden und das Trauma als Teil ihrer Lebensgeschichte akzeptieren
  • Arbeitsfähigkeit optimieren, indem das psychosoziale Funktionsniveau verbessert wird

Behandlung mit verschiedenen Formen von Therapie

  • Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Bei einer PTBS ist diese Form der Psychotherapie am wirksamsten. Mit dieser Therapie lassen sich die Beschwerden von PTBS am wirksamsten behandeln. Dabei werden die Betroffenen über die Therapie zunächst aufgeklärt. Im Zentrum stehen vor allem die kognitive Umstrukturierung und die Auseinandersetzung mit den Erinnerungen des traumatischen Erlebnisses oder der erlebten Bedrohung. 
  • Kognitive Verarbeitungstherapie: Eine Unterform der CBT ist die kognitive Verarbeitungstherapie. Bei dieser sollen die Auswirkungen des Traumas und die damit einhergehenden negativen Gedanken über die eigene Person und das Trauma relativiert werden. Damit sollen sie, als etwas anderes, als das eigentliche traumatische Erlebnis betrachtet werden.
  • EMDR-Therapie: EMDR steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing” und ist eine Form der Expositionstherapie. Bei dieser Form der Therapie, sollen PTBS-Betroffene ihre traumatisierende Erfahrung imaginär wiedererleben, während sie unter Anleitung einer Therapeutin oder eines Therapeuten, ruckartige horizontale Augenbewegungen durchführen. Die Patientin oder der Patient soll dabei lernen, sich der belastenden Situation gedanklich oder in der Realität zu stellen.
  • Pharmakotherapie: Eine alleinige Behandlung von PTBS nur mit Medikamenten ist nicht sinnvoll, da sie im Vergleich zur traumabezogenen Psychotherapie nicht den gleichen Effekt erzielen. Allerdings kommen sie vor allem dann zum Einsatz, wenn psychiatrische Störungen oder sehr ausgeprägte PTBS-Symptome, wie Depressionen und Angststörungen auftreten. Zum Einsatz kommen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bei Angst oder depressiven Symptomen, Prazosin zum Verringern von Alpträumen und Stimmungsstabilisatoren oder atypische Antipsychotika. Ob eine medikamentöse Behandlung bei PTBS sinnvoll ist, und wann sie angewandt wird, sollte immer mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprochen werden.
  • Unterstützende Behandlungsmöglichkeiten: In einen Gesamtbehandlungsplan werden auch oft kreative Ansätze wie Musiktherapien, Kunsttherapien oder Bewegungstherapien eingebaut. Auch Ergotherapien kommen bei Menschen mit PTBS zum Einsatz. Autogenes Training oder Yoga als Entspannungstechniken, können ebenso dabei helfen Symptome besser steuern zu können.

Behandlung einer PTBS durch das erfahrene Team der St. Augustinus Gruppe

Die St. Augustinus Gruppe bietet mit den Fachbereichen Psychiatrie und Neurologie ausführliche Beratung zu Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und Therapien von psychischen Krankheiten wie einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

In unseren Kliniken helfen wir Betroffenen einer PTBS mit einem vielfältigen Therapie- und Behandlungsangebot durch erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten. Unsere psychiatrischen Kliniken behandeln Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, PTBS oder auch einer bipolaren Störungen. Das Angebot unserer psychiatrischen Einrichtungen umfasst dabei sowohl die stationäre Therapie in der Klinik – bei besonders stark auftretenden Symptomen – oder eine ambulante Betreuung. Wir kümmern uns individuell um ihren Fall und stellen gemeinsam einen Therapieplan auf, damit Sie genau die richtige Behandlung für Ihre PTBS erhalten.

Ein Team von Ärztinnen und Ärzten, die bei einer PTBS bei der Behandlung helfen können.

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