Diagnose Osteonekrose

Was tun, wenn Gelenk- und Knochenabschnitte absterben?

Verstauchte oder gebrochene Knochen nach Unfällen oder Stürzen kennen die meisten Menschen. Oft heilen diese nach wenigen Wochen vollständig aus und der betreffende Knochen ist wieder belastbar. Bei der Osteonekrose jedoch, auch als Knochennekrose oder Knocheninfarkt bezeichnet, stirbt ein spezifischer Knochenabschnitt ab (Nekrose), meist aufgrund einer gestörten Durchblutung. Treten Osteonekrosen in der Nähe von Gelenken auf, kann dies ohne eine zeitnahe Behandlung zusätzlich zum Absterben des Gelenks führen. Am häufigsten treten Knochennekrosen im Kniegelenk auf, doch auch in Hand und Fuß oder als Hüftkopfnekrose in der Hüfte können Betroffene erkranken.

Was ist eine Osteonekrose und anhand welcher Ursachen und Symptome kann man eine Osteonekrose erkennen? Wir informieren Sie zudem über effektive Maßnahmen zur Behandlung und Therapie sowie der Diagnose bei Osteonekrose.

Was ist eine Osteonekrose?

Die Osteonekrose (Knochennekrose) wird auch als Knocheninfarkt bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Störung der Durchblutung im Knochenbereich (ossäre Perfusionsstörung). Das Gewebe von Knochen und Gelenken wird nicht ausreichend mit Blut und dadurch auch nicht mit Sauerstoff versorgt. Es kommt zum Absterben (Nekrose) des Knochengewebes.

Bei der Osteonekrose liegt eine unzureichende Versorgung der Knochen mit Sauerstoff vor, wodurch die Knochen demineralisieren und anfälliger für Frakturen und Erkrankungen wie Arthrose werden. Aufgrund der Mangelversorgung mit Sauerstoff wird für die Osteonekrose auch der Begriff „Avaskuläre Nekrose“ verwendet.

Häufig treten Knochennekrosen am Hüftkopf, Kniegelenk sowie an Händen und Füßen auf. Sie können sich jedoch an jedem Knochen und im Knochenmark bilden, sowohl bei Kindern als auch Erwachsenden. Bei Kindern und Jugendlichen kommt die Osteochondrose öfter vor. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Osteonekrose zu einer Störung des Knochenwachstums oder der Knochenneubildung der Heranwachsenden führt (Ossifikationsstörung).

Osteonekrose: Welche Ursachen können Knocheninfarkte haben?

Ein Arzt erklärt einem Patienten die Behandlung wegen Osteonekrose verursacht durch einen Knochenbruch.

Einer septischen Osteonekrose liegt eine Infektion zugrunde, während eine aseptische Knochennekrose in der Regel auf eine Störung der Durchblutung zurückzuführen ist. Weitere Ursachen eines Knocheninfarkts können vorausgehende Verletzungen wie Knochenbrüche oder Erkrankungen wie Leukämie sein sowie die Einnahme von Steroiden (z. B. Kortison), chronischer Alkoholkonsum oder im Rahmen von Transplantationen verabreichte Medikamente und Systemerkrankungen (Blutgerinnungsstörungen, Autoimmunerkrankungen).

Anhand der zugrunde liegenden Ursachen wird zwischen verschiedenen Osteonekrose-Formen unterschieden:

  • Posttraumatische Knochennekrose: Diese Erkrankung der Knochen oder des Knochenmarks entsteht durch eine vorausgegangene Verletzung.
  • Septische Knochennekrose:  Die septische Knochennekrose tritt als Folge einer Infektion auf.
  • Aseptische Knochennekrose: Bei der aseptischen Knochennekrose liegt keine Infektion vor, sondern bspw. eine verminderte Blutversorgung oder Störung der Durchblutung (Perfusionsstörung).

Risikofaktoren einer Osteonekrose

Bestimmte Erkrankungen und Risikofaktoren können nicht-traumatische Osteonekrosen begünstigen. Die häufigsten Auslöser für eine Knochennekrose, die nicht auf eine Verletzung zurückzuführen ist, sind äußere Faktoren wie die langfristige Einnahme von Kortikosteroiden (in der Regel in hohen Dosen), Bisphosphonaten und übermäßiger Alkoholkonsum.

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die einen Knocheninfarkt auslösen können:

  • Sichelzellanämie
  • HBSC-Erkrankung
  • Morbus Gaucher
  • systemischer Lupus erythematodes (SLE) und andere Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes
  • Störung der Blutgerinnung
  • Dekompressionskrankheit
  • HIV-Infektion
  • Pankreatitis
  • Tumor-Erkrankungen

Darüber hinaus können äußere Risikofaktoren einen Knocheninfarkt begünstigen:

  • die langfristige Einnahme von Steroiden in hoher Dosis
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • rauchen
  • Chemotherapie
  • Bestrahlung, der eine Osteoradionekrose folgen kann
  • Organtransplantation
  • systematische Anwendung von Bisphosphonaten und antiresorptiven Medikamenten (Arzneimittel bei Knochenmetastasen)

Nach einer Bestrahlung im Kopf- und Halsbereich kann zudem eine Sonderform der Osteonekrose entstehen: die Osteoradionekrose. Diese kann sich am Ober- und Unterkiefer als Kiefernekrose oder auch als Nekrose am äußeren Gehörgang bilden. Weshalb eine Knochennekrose entsteht, bleibt in den meisten Fällen jedoch ungewiss.

Welche Symptome treten bei Osteonekrose auf?

Die Symptome einer Osteonekrose hängen von der Lokalisation der Nekrose ab: An welchem Knochen hat sich die Knochennekrose gebildet und in welchem Gelenk- oder Knochenabschnitt sitzt sie? Grundsätzlich sind typische Symptome einer Osteonekrose Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Gelenks – wenn ein Bein betroffen ist z. B. Humpeln.

Am Anfang einer Erkrankung treten häufig noch keine Symptome oder Beschwerden eine Osteonekrose auf, weshalb diese oft erst spät entdeckt wird. Mit zunehmendem Krankheitsverlauf empfinden die Patientinnen und Patienten zunehmend Schmerzen in den betreffenden Knochen und Gelenken, die sich in den meisten Fällen zunächst nur unter Belastung, später auch im Ruhezustand zeigen. Je weiter die Knochennekrose vorangeschritten ist, desto mehr Frakturen entstehen in gewichttragenden Knochen. Dies geschieht so lange, bis der Knochen nach Wochen oder Monaten der verminderten Blutversorgung zusammenbricht.

Die Symptome eines Knocheninfarkts werden anhand dessen Lokalisation klassifiziert:

Nekrose am Beinknochen

Liegt eine Nekrose am Bein vor, kommt es zu einem verstärkten Schmerz beim Stehen und Gehen. Darüber hinaus ist die Beweglichkeit eingeschränkt, woraus Humpeln entstehen kann.

Kiefernekrose

Eine Kiefernekrose kennzeichnet sich durch Schmerzen, Weichteilschwellungen, Zahnlockerungen und freiliegendem knöchernem Gewebe. Zusätzlich kann es bei einer Kiefernekrose zum Eiteraustritt aus dem Kiefer sowie einem Taubheitsgefühl im Bereich der Unterlippe und des Kinns kommen.

Knochennekrose des äußeren Gehörgangs

Ist der äußere Gehörgang betroffen, so erfahren die Patientinnen und Patienten Ohrenschmerzen, Ausfluss aus den Ohren, chronische Ohrenentzündungen und freiliegende Knochen im äußeren Gehörgang.

Hüft- oder Hüftkopfnekrose (Morbus Perthes)

Eine Hüftkopfnekrose oder Morbus Perthes beginnt entweder schleichend mit einem Ziehen in der Leiste oder mit plötzlich einschießenden Leistenschmerzen. In einigen Fällen ziehen diese bis hinunter in den Schenkel oder das Gesäß. Nach kurzer Zeit kann das Hüftgelenk die alltägliche Belastung nicht mehr stemmen.

Spontane Osteonekrose des Knies oder Kniegelenks

Im Knie äußert sich eine spontane Osteonekrose durch plötzliche Schmerzen entlang des inneren Kniegelenks. Der Bereich ist außerdem berührungsempfindlich, das Gelenk schwillt durch eine Flüssigkeitsansammlung an und Schmerzen beim Kniebeugen und Humpeln können entstehen.

Osteonekrose der Schulter

Die Osteonekrose in der Schulter zeigt zwar weniger Symptome als eine Osteonekrose in anderen Knochen, kann sich jedoch als ein erhebliches Problem für Menschen entwickeln, die Krücken benötigen, um sich fortzubewegen.

Diagnose Osteonekrose durch Röntgen oder MRT

Ärztinnen und Ärzte können die Diagnose einer Osteonekrose am besten mittels MRT oder Röntgen bestätigen. Die bildgebenden Verfahren MRT und Röntgenbild sind besonders geeignet, um auch die Lokalisation und das Ausmaß der Knochennekrose genau zu analysieren.

Da die Osteonekrose im Anfangsstadium oft ohne Schmerzen und Beschwerden verläuft, erfolgt die Diagnose oft erst später. Erholen sich die Patientinnen und Patienten nach einem Bruch jedoch langsamer als erwartet oder leiden an unerklärlichen Schmerzen in der Hüfte, Knie oder der Schulter, könnte ein Knocheninfarkt wie die Hüftkopfnekrose vorliegen. Bei einem Verdacht erfolgen zunächst eine Anamnese und körperliche Untersuchung, anschließend können bildgebende Verfahren wie Röntgenbilder oder die Magnetresonanztomografie (MRT) angefertigt werden. Röntgenbilder können eine Knochennekrose in einem fortgeschrittenen Stadium darstellen, MRT eignet sich besonders für das frühe Stadium, das selbst Vorstufen einer Knochennekrose, wie ein Knochenmarködem, erkennen kann. Bei einem Knochenmarködem sammelt sich Flüssigkeit in den Knochen, aus denen sich ein Knocheninfarkt entwickeln kann.

Eine Ärztin betrachtet ein Röntgenbild, das die Diagnose Osteonekrose sichert.

Mögliche Therapien und Behandlungen von Osteonekrose

Zur Behandlung von Knochennekrosen kommen nicht-chirurgische Maßnahmen zur Linderung der Symptome ebenso infrage wie operative Eingriffe oder ein Gelenkersatz. Bei frühzeitiger Diagnose kann eine Osteonekrose oft mit Medikamenten zur Entlastung des betroffenen Gelenk- oder Knochenabschnitts behandelt werden. Chirurgische Therapien und Operationen erfolgen vor einem Knochenkollaps und meist bei der Behandlung der Osteonekrose der Hüfte, wo die Prognose ohne Behandlung schlechter ist als bei einer Nekrose in anderen Regionen.

Sobald die Diagnose Osteonekrose gestellt ist, sollten die Knochen und Gelenke entlastet werden. Bei Hüft- und Knienekrosen sollte dann auf schweres Heben verzichtet werden. Zusätzlich können Unterarmgehstützen oder spezielle Orthesen die Patientin bzw. den Patienten unterstützen. Nicht immer ist eine Operation nötig, besonders wenn die Erkrankung frühzeitig festgestellt werden konnte und nur ein kleiner Bereich vom Absterben betroffen ist. In einem solchen Fall kann eine medikamentöse Behandlung zur Heilung ausreichen. Zusätzlich können entzündungs- und schmerzlindernden Medikamente sowie eine Physiotherapie die Symptome einer Osteonekrose verringern. Gute Heilungschancen mit Medikamenten und einer Physiotherapie bestehen z. B. bei Erkrankungen der Schulter, einer spontanen Osteonekrose des Knies (Morbus Ahlbäck) oder einer geringfügigen Hüftkopfnekrose.

Als Medikament setzen Ärztinnen und Ärzte Iloprost ein, das Schmerzen und Knochenmarködeme, eine Vorstufe einer Knochennekrose, heilen kann.  Sollte eine nicht-chirurgische Therapie bei einer Osteonekrose nicht möglich sein, können je nach Krankheitsbild verschiedene operative Verfahren Anwendung finden:

  • Knochen- oder Knorpeltransplantation
  • Entlastungsbohrung
  • operative Stabilisierung des betroffenen Areals durch Implantate
  • Gelenk- und Teilgelenkersatz

Bei der Behandlung von Osteonekrose den Experten vertrauen

Dank des breiten Spektrums an Untersuchungen und Therapien kann eine Osteonekrose in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe frühzeitig erkannt und können Knochen und Gelenke langfristig erhalten bleiben. Dies ist mit bewährten und modernen Diagnose- und Behandlungsverfahren möglich, etwa mit MRT oder Röntgen, die eine Osteonekrose in ihrer Vorstufe, dem Knochenmarködem, sichtbar machen. Auch bei Bandscheibenvorfällen, Knochenbrüchen oder Knocheninfarkten bieten die Kliniken der St. Augustinus Gruppe ihren Patientinnen und Patienten eine kompetente orthopädische Therapie, die individuell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.

Durch eine genaue Anamnese und körperliche Untersuchung der Patientin bzw. des Patienten können die Ärztinnen und Ärzte des Fachbereichs Orthopädie die mögliche Ursache der Erkrankung an Knochennekrose herausfinden, die Nekrose verorten und ihr Krankheitsstadium ermitteln. Anschließend unterstützt das Team der Orthopädie ihre Patientinnen und Patienten dabei, beweglich zu bleiben. Hierfür arbeitet sie eng mit den Fachgebieten der Unfallchirurgie und Sportmedizin zusammen, um mit Expertise und Empathie die effektivste und schonendste Therapiemöglichkeit festzustellen.

Eine Ärztin berät einen Patienten zur Behandlung von Schmerzen durch Osteonekrose.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Orthopädie

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Das Bild zeigt ein savita Gesundheitszentrum von außen.

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Wir beantworten Ihre Fragen zum Thema Osteonekrose

Kann man Osteonekrose vorbeugen?

Um einer Osteonekrose vorzubeugen, empfiehlt sich ein gesunder Lebensstil: Rauchen sowie ein übermäßiger Alkoholkonsum sollten vermeiden werden. Um die Einnahme von Kortikosteroide als Risikofaktor zu minimieren, verschreibt das ärztliche Personal die Medikamente nur im Bedarfsfall und in möglichst geringer Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum. Der Einsatz anderer Medikamente zur Vorbeugung von Knochennekrosen wie Blutgerinnungshemmer steht bei Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko zur Prüfung aus.

Wie schnell entwickelt sich eine Knochennekrose?

Im Frühstadium einer Osteonekrose sind kaum spezifische Symptome erkennbar. Bei fortschreitender Knochennekrose empfinden Patientinnen und Patienten verstärkt Schmerzen im betroffenen Gelenk- oder Knochenabschnitt. Es entstehen immer mehr kleinere Frakturen bis der Knochen nach Wochen oder Monaten der verminderten Blutversorgung zusammenbricht. Bricht innerhalb von Monaten bis wenigen Jahren die Gelenkoberfläche ein, können daraus schwere Arthrosen resultieren.

Wer behandelt Osteonekrosen?

Vor allem die Fachbereiche Orthopädie und Unfallchirurgie verfügen über ein hohes Maß an Expertise in Diagnostik sowie Therapie und Behandlung von Knochennekrosen. Ob operative oder medikamentöse Therapie – das primäre Ziel ist, die betroffenen Knochen bzw. Gelenk(e) möglichst lange zu erhalten und eine Regeneration des abgestorbenen Knochengewebes herbeizuführen.

Das sagen unsere Experten zum Thema Osteonekrose

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