Verstauchung (Distorsion)

Definition, Symptome, Anzeichen und Behandlung einer Verstauchung

Was es bedeutet, ein verstauchtes Gelenk zu haben, wissen viele: Ob Umknicken auf unebenem Boden, das Stoßen des Zehs an der Bettkante oder eine schnelle Drehbewegung mit dem Fuß beim Sport, eine Verstauchung (Distorsion) entsteht schnell. Bei der Distorsion werden die Bänder überdehnt und es bilden sich Schmerzen, Blutergüsse und Schwellungen. Je nach Schweregrad kann das Gelenk instabil werden. Deshalb gilt es, das verletzte Gelenk so schnell wie möglich zu entlasten. Was eine Verstauchung genau ist, was das für die Betroffenen bedeutet und was man bei einer Verstauchung tun kann, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Definition einer Verstauchung: Was ist das?

Eine Verstauchung, medizinisch Distorsion, gehört zu den häufigsten Sportverletzungen, die mit Schmerzen, Schwellungen, Einblutungen und kleinen Rissen im Gewebe einhergeht. Bei einer Verstauchung wird das betreffende Gelenk über den natürlichen Bewegungsradius bewegt, etwa bei einem Unfall im Sport oder beim Umknicken im Alltag. Hierbei verlassen die Knochen für einen kurzen Moment ihre vorgesehene Position, ohne dabei vollständig auszurenken. Die überdehnten oder gezerrten Bänder, Muskeln und Gelenkkapseln heilen in den meisten Fällen mithilfe konservativer Maßnahmen vollständig aus. Anschließend ist das Gelenk wieder voll belastbar.

In seltenen Fällen entwickelt sich durch eine starke Verstauchung eine chronische Bandinstabilität. Im weiteren Verlauf nutzt sich der Knorpel ab, wodurch schließlich eine Arthrose entstehen kann. Aus diesem Grund sollten auch harmlos wirkende Prellungen von einem Arzt oder einer Ärztin versorgt werden. Diese können zusätzlich beurteilen, ob zusätzlich zur Überdehnung ein Bänderriss oder Knochenbruch vorliegt. Doch was bedeutet ein verstauchtes Gelenk für die Patientinnen und Patienten? In den meisten Fällen, dass sie dieses nur noch eingeschränkt oder gar nicht belasten können, wodurch Alltagstätigkeiten zur Herausforderung oder unmöglich werden.

Was passiert bei einer Verstauchung?

Im normalen Bewegungsradius kommt es nicht zu Verstauchungen, eine Verletzung kann dementsprechend nur entstehen, wenn wir uns außerhalb dieses Radius befinden oder das Gelenk gewaltsam außerhalb dieses Spielraums gebracht wird. Die häufigsten Ursachen für Verstauchungen stellen aus diesem Grund Sportverletzungen und Unfälle mit Gewalteinwirkungen dar.

Was kann man sich verstauchen?

Potenziell kann jedes Gelenk gestaucht werden. Die am häufigsten betroffenen Gelenke bei Verstauchungen stellen jedoch das Sprunggelenk am Knöchel durch Umknicken sowie die Knie-, Finger- und Handgelenke beim Abfangen von Stürzen dar.

  • Sprunggelenk: Verstauchungen am Knöchel im Sprunggelenk lassen sich oft auf Sportarten mit kraftvollen und rasch wechselnden Beinbewegungen zurückzuführen. Zu diesen gehören etwas Fußball, Basketball, Volleyball sowie Skifahren oder Eiskunstlauf. Bei diesen Sportarten kommen die Sportlerinnen und Sportler ungünstig mit dem Fuß auf oder knicken um, wodurch Bänder, Muskeln und Gelenkkapseln stark überdehnt werden können. Insgesamt sind häufiger die Außen- als Innenbänder betroffen.
  • Kniegelenk: Zu den häufigsten Ursachen bei Prellungen, Zerrungen oder Überdehnungen am Kniegelenk gehören Mannschaftssportarten, in denen rasche Richtungswechsel und ruckartige Bewegungen nötig sind, etwa Rugby, Basketball, Handball und weitere Ballsportarten.
  • Handgelenk: Verstauchungen am Handgelenk treten oft beim Sport, aber auch im Alltag oder bei Stürzen auf.
  • Fingergelenk: Volleyball und Kampfsportarten verursachen vermehrt Verstauchungen an den Fingergelenken.
Eine Ärztin behandelt die Verstauchung eines Patienten beziehungsweise einer Patientin.

Welche Anzeichen und Symptome gibt es bei einer Verstauchung?

Die Symptome einer Verstauchung ähneln denen anderer Verletzungen wie einem partiellen oder vollständigen Bänderriss sowie einem Knochenbruch. Aus diesem Grund sollten Patientinnen und Patienten bei

  • starken Schwellungen,
  • Blutergüssen,
  • Schmerzen, die sich durch Druck auf die verletzte Stelle oder einer Belastung des Gelenks verstärken und
  • eventuell bestehenden Bewegungseinschränkungen des Gelenks

einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Was tun? Diagnose und Behandlung einer Verstauchung

Besteht der Verdacht auf eine Verstauchung, tastet der Arzt oder die Ärztin zunächst das betroffene Gelenk ab, um etwaige Verletzungen zu lokalisieren. Anschließend überprüft er oder sie vorsichtig den noch vorhandenen Bewegungsradius des Gelenks. Hierdurch können sie feststellen, ob die Bänder um das Gelenk unverletzt sind oder es sich um einen (partiellen) Bänderriss handelt. Sollte die Untersuchung kein eindeutiges Ergebnis liefern, können die Bänder, Gelenkkapseln, Knorpel und Sehnen mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) abgebildet werden. Soll nur ein Knochenbruch ausgeschlossen werden, genügt hierfür in den meisten Fällen eine Röntgenaufnahme.

Eine Verstauchung wird in verschiedenen Phasen behandelt:

  1. Zunächst findet die sogenannte PECH-Regel Anwendung, um ein weiteres Anschwellen des verletzten Gelenks zu verhindern.
  2. Anschließend sollten die Patientinnen und Patienten das verletzte Gelenk schonen und stabilisieren. Hierbei können sie Kompressions- und Stützverbände unterstützen. Sollte eine stärkere Stabilität nötig sein, können auch Bandagen oder eine Orthese eingesetzt werden. Eine Orthese stellt hierbei die höchste Unterstützung dar und kann das betroffene Gelenk komplett ruhigstellen, um die Belastung zu verringern und die Heilung zu fördern. Liegt zusätzlich zur Verstauchung ein (partieller) Bänderriss mit eventuell verletzten Gelenkkapseln vor, sollten Patientinnen und Patienten die Orthese für vier bis sechs Wochen kontinuierlich tragen, das heißt sowohl am Tage als auch nachts. Bei Verletzungen an den Knien oder Füßen können Krücken die Belastung ebenfalls verringern.
  3. Schmerzmittel können besonders zu Beginn starke Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen. Bei der Behandlung einer Verstauchung kommen steroidale Antirheumatika (NSAR) in Betracht, beispielsweise Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) und Diclofenac. Diese sind als Tablette oder Salbe erhältlich.

Sobald die Schmerzen abgeklungen sind, kann das verletzte Gelenk sanft belastet werden. Die Faustregel lautet, dass die Belastung keine Schmerzen verursachen sollte. Auch Übungen der Physiotherapie und Krankengymnastik können Ärzte und Ärztinnen verschreiben, um die Mobilität und Stabilität des Gelenks zu fördern und zu erhalten. Diese Übungen kräftigen zudem die Muskeln um das Gelenk, welche das Risiko einer weiteren Verletzung vorbeugen können.

Die PECH-Regel

Was passiert nach einer Verstauchung? Bei einer Verletzung im Sport oder Alltag, kann in vielen Fällen die sogenannte PECH-Regel angewandt werden. Sie verringert das Anschwellen der betroffenen Stelle, das Entstehen von Blutergüssen sowie weiteren Verletzungen:

  • P wie Pause: Das verletzte Gelenk wird ruhiggestellt, sodass keine weiteren Verletzungen durch eine weitere Belastung entstehen können.
  • E wie Eisbeutel: Damit weniger Schwellungen und Blutergüsse entstehen, sollte diese mit einem Eisbeutel oder kalten Kompressen gekühlt werden. Durch die Kälte verengen sich die Blutgefäße, wodurch weniger Blut in das verletzte Gewebe fließt. Auch kann das Kühlen akute Schmerzen lindern.
  • C wie Compression: Kompression bedeutet Druckverband, der ebenfalls zum Verringern von Schwellungen und Blutergüssen beitragen kann.
  • H wie Hochlagern: Auch das Hochlagern verringert den Blutfluss in das verletzte Gelenk, sodass Blutungen vermindert werden können.

Bei leichten Verstauchungen kann die PECH-Regel bereits ausreichen, um diese zu behandeln. Haben die Patientinnen beziehungsweise Patienten jedoch starke Schmerzen, können das Gelenk nicht belasten oder schwillt das Gelenk stark an, sollte diese einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Wie lange heilt eine Verstauchung?

Wie lange es dauert, bis eine Verstauchung vollständig ausgeheilt und wieder belastbar ist, hängt von der Schwere der Verstauchung ab. Handelt es sich um eine leichte Verstauchung, kann die Heilung mehrere Tage bis wenige Wochen dauern. Bei einer starken Distorsion liegt die Heilungsdauer bei mehreren Wochen.

Insgesamt sollten die Patientinnen und Patienten mit einer stärkeren Belastung wie dem Ausüben eines Sports warten, bis das Gelenk schmerzfrei belastet werden kann. Auch dann sollten sie sich langsam an den Sport herantasten und das Gelenk noch nicht vollständig wie zuvor belasten. Besonders wenn das Gelenk mit einer Orthese wochenlang ruhiggestellt wurde, vergeht eine gewisse Zeit, ehe die Muskeln, Sehen und Bänder wie geschmeidig arbeiten und einen ebenso großen Bewegungsspielraum zurückgewinnen, den sie vorher besaßen.

Beginnen Patientinnen und Patienten zu früh mit einer zu hohen Belastung, kann die Prellung nicht vollständig ausheilen, was zu einer längeren Heilungsdauer oder einer chronischen Instabilität führen kann, die zu weiteren Verletzungen führen können. Hierzu zählt beispielsweise ein erhöhtes Risiko für eine weitere Verstauchung oder auch einen (partiellen) Bänderriss.

Wie kann man eine Verstauchung vorbeugen?

Da eine Verstauchung häufig beim Sport oder einem ungünstigen Auftreten im Alltag entsteht, können Mobilisations- und Kräftigungsübungen sowie Aufwärmphasen für die Muskeln und Gelenke vorbeugend wirken. Manche Verletzungen beruhen auch auf Müdigkeit oder mangelnde Konzentration: Wer einer Verstauchung vorbeugen möchte, sollte ausreichend schlafen und herausfordernde Sportarten mit voller Konzentration ausüben.

Diese Maßnahmen gelten insbesondere für Menschen, die bereits von einer Verstauchung betroffen waren, da das Risiko für weitere Verletzungen im Gelenk hier erhöht ist. Auch eine genetische Komponente spielt eine Rolle, denn manche Menschen besitzen von Natur aus schwächere Bänder, eine verlängerte Muskelreaktionszeit, Muskelschwäche oder Hohlfüße, die schnell zum Überdehnen oder Reißen der Bänder führen können. Sind frühere Verletzungen oder eine genetische Komponente bekannt, können Betroffene mit einer Sportbandage das Gelenk im Alltag und bei sportlicher Belastung schützen.

Umfassende Behandlung einer Verstauchung in den Kliniken der St. Augustinus Gruppe

In den Kliniken der St. Augustinus Gruppe erhalten unsere Patientinnen und Patienten bei einer Verstauchung eine umfassende und moderne Behandlung. Sie trägt dazu bei, eine chronische Instabilität zu vermeiden und ermöglicht die vollständige Heilung und anschließende Belastung des verstauchten Gelenks. Hierbei werden interdisziplinäre Teams und Therapiemethoden eingesetzt, die durch unsere spezialisierten Ärztinnen und Ärzte des Fachbereichs Orthopädie komplettiert werden. Je nachdem, ob eine leichte, starke Überdehnung oder zusätzlich ein (partieller) Bänderriss vorliegen, erstellen unsere Spezialistinnen und Spezialisten individuelle Therapiepläne für unsere Patientinnen und Patienten. Im Handlungsverlauf erhalten diese zusätzlich durch unsere erfahrenen Physiotherapeutinnen und -therapeuten praktische Übungen zur Rehabilitation, die Muskeln, Bänder und Knochen nach einer Überdehnung stärken sowie die Mobilität und Bewegung wiederherstellen können. Auf diese Weise kann die Verletzung ohne Spätfolgen ausheilen und die Patientinnen und Patienten können ihrem Alltag und Sport zügig wieder nachgehen.

 

 

Die Grafik zeigt einen Arzt, der Betroffene zu ihrer Behandlung nach einer Verstauchung berät.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Orthopädie

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