Borderline-Störung

Leicht erklärt: Was ist eine Borderline-Störung?

Menschen mit einer Borderline-Störung erleben täglich große Herausforderungen im Alltag. Sie sind starken Stimmungsschwankungen ausgesetzt und haben oft Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Beziehungen. In unserem Artikel erklären wir Ihnen leicht verständlich, was die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) genau ist, welche Ursachen und Symptome es gibt und wie die Behandlungsmöglichkeiten aussehen.

Definition: Was bedeutet die Borderline-Persönlichkeitsstörung genau?

Bei dem Krankheitsbild Borderline-Störung handelt es sich laut Definition um eine Persönlichkeitsstörung. Sie zählt zu den psychischen Erkrankungen, die sich vor allem durch Symptome wie Instabilität von Beziehungen, dem Selbstbild, dem eigenen Gemüt und Verhalten, aber auch einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Verlassenwerden und möglichen Zurückweisungen zeigt.

Die Bezeichnung Borderline („Grenzlinie“) bedeutet, dass nach psychoanalytischem Verständnis Betroffene in den Übergangsbereich von neurotischen und psychotischen Störungen angesiedelt werden. Im Gegensatz zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, tritt das Borderline-Syndrom nicht episodenhaft auf, sondern erstreckt sich über einen langen Zeitraum. Borderline-Betroffene haben eine gestörte Persönlichkeit und sind dabei heftigen Stimmungs- und Gefühlsschwankungen ausgesetzt, was zu einer großen inneren Anspannung führt. Diese wird meist als unerträglich erlebt. Etwa drei Prozent der Bevölkerung sind von einer Borderline-Störung betroffen, darunter ungefähr die gleiche Anzahl an Männern und Frauen. Die ersten Anzeichen für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung treten meist schon im Jugendalter auf.

Eine Frau spricht mit ihrer Therapeutin über den Alltag mit seiner Borderline-Störung.

Borderline-Typen

Im Fachbereich der Psychiatrie unterscheidet man beim Krankheitsbild Borderline zwischen zwei Typen: 

  • Der impulsive Borderline-Typ: Die Betroffenen zeigen eine Persönlichkeit, bei der vor allem die emotionale Instabilität und die mangelnde Kontrolle über die eigenen Emotionen im Vordergrund steht. Betroffene dieses Typs fallen vor allem durch ihre Unberechenbarkeit und Impulsivität auf. 
  • Der selbstzweifelnde Borderline-Typ: Die Betroffenen dieses Typs zeichnen sich vorwiegend durch ihr gestörtes Beziehungsverhalten und durch ein gestörtes Selbstbild aus.

Begleiterkrankungen bei einer Borderline-Störung

Menschen, die von einer Borderline-Störung betroffen sind, haben auch in vielen Fällen weitere Begleiterkrankungen. Zu den häufigsten gehören Depressionen und Angststörungen. Bei den Letzteren sind es vor allem posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Ebenfalls können zusätzlich zu einer Borderline-Störung auch Erkrankungen wie Schlaf-, Ess- oder Trinkstörungen auftreten.

Symptome einer Borderline-Störung

Insgesamt gibt es neun typische Symptome oder Anzeichen einer Borderline-Störung: 

  1. Selbstverletzungen und Suizidversuche
  2. instabiles Gefühls- und Gemütsleben
  3. Impulsivität in mindestens zwei selbstschädigenden Bereichen, z. B. unkontrolliertes Essen oder rücksichtsloses Fahren 
  4. anhaltende und unangemessene Wut und Aggressivität
  5. paranoide und dissoziative Symptome, die oft stressabhängig sind
  6. instabile, aber intensive Beziehungen 
  7. Angst vor dem Verlassenwerden und Bemühen reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern
  8. häufiges oder chronisches Gefühl der Leere
  9. Identitätsstörungen, wie eine Instabilität des Selbstbilds 

Nicht alle Symptome treten bei allen Betroffenen von Borderline gleichermaßen auf. So fügen sich z. B. nicht alle Menschen, die von der Krankheit Borderline betroffen sind, Verletzungen zu.

Ursachen einer Borderline Erkrankung

Eine Ärztin spricht mit einer Patientin über die möglichen Ursachen ihrer Borderline-Krankheit.

In der aktuellen Forschung wird davon ausgegangen, dass bei den Ursachen einer Borderline-Störung genetische Faktoren einen großen Anteil einnehmen. Allerdings spielen auch vor allem die inneren und äußeren Rahmenbedingungen der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen eine entscheidende Rolle bei den Ursachen einer Borderline-Störung. Zu den inneren Faktoren gehören unter anderem zusätzliche Erkrankungen wie z. B. ADHS, die eine Borderline-Persönlichkeitsstörung mit beeinflussen können. Zu den äußeren Rahmenbedingungen gehören vorwiegend bestimmte Lebenserfahrungen der Betroffenen. Diese sind meist von traumatischer Natur und finden oft in der Kindheit statt. Dazu gehören beispielsweise sexueller Missbrauch, körperliche Gewalterfahrungen oder auch schwere Vernachlässigung. Die Erkrankung Borderline entwickelt sich meist im Alter zwischen etwa 18 und 25 Jahren.

So wird die Diagnose für eine Borderline-Störung gestellt

Die Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist nicht immer leicht festzustellen und wird oft erst nach mehreren Jahren Behandlung wegen anderer im Vordergrund stehender Beschwerden, wie Depressionen oder Ängste, richtig diagnostiziert.

Wenn eine sichere Diagnose für eine Borderline-Krankheit festgestellt werden soll, ist es vor allem wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen, die an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erkrankt sind, die gleichen Symptome zeigen. Außerdem können auch einige Anzeichen, die für Borderline typisch sind, auch bei gesunden Menschen auftreten. Daher wird bei der Diagnostik einer Borderline-Erkrankung eine ausführliche Befragung der Patientin oder des Patienten durchgeführt. Um eine Borderline-Störung sicher zu diagnostizieren, müssen mindestens fünf der neun Borderline Symptome vorliegen. Je nach Zusammensetzung und Schwere der Symptome werden nach individuellem Fall die weitere Behandlung von Borderline-Patientinnen und -Patienten bestimmt.

Eine Therapeutin spricht während einer Sitzung mit einer Patientin über ihre Borderline Diagnose.

Therapie: Wie wird eine Borderline-Persönlichkeitsstörung behandelt?

Man sieht eine Gruppe von Menschen, die zusammen an einer Gruppentherapie für ihre Borderline-Erkrankung teilnehmen.

Den wichtigsten Teil bei der Behandlung von einer Borderline-Erkrankung nimmt die Psychotherapie ein. Begleitend kommen aber auch oft Medikamente zum Einsatz. Zunächst werden die Aspekte und Symptome der Erkrankung erfasst und nach Wichtigkeit geordnet. Das geschieht, da einige Verhaltensweisen, wie z. B. Selbstverletzungen oder Suizidgedanken vorrangig behandelt werden, da sie den weiteren Verlauf der Therapie gefährden. Der Rest der Anordnung ergibt sich je nach individuellem Fall der Betroffenen. So werden dann verschiedene Therapiemethoden für jede einzelne Patientin oder Patienten festgelegt. Dazu können sowohl Einzel- als auch Gruppentherapien und auch medikamentöse Therapien gehören.

Was können Angehörige von Borderline Betroffenen tun?

Auch für Angehörige ist der Umgang mit Betroffenen einer Borderline Erkrankung oft schwierig und eine Herausforderung. Als enge Bezugsperson ist es vor allem wichtig sich ausführlich über die Borderline-Persönlichkeitsstörung zu informieren. So kann man das Verhalten der Betroffenen besser verstehen und lernen es nicht persönlich zu nehmen. So zeigt man, dass man für die Betroffenen da ist und sie unterstützt, z. B. bei der Suche nach professioneller Hilfe. Man sollte die Betroffenen verständnisvoll durch die Therapie begleiten, aber dabei nie das eigene seelische Wohl vernachlässigen. Oft gibt es auch Gruppen für Angehörige von Borderline Patientinnen und Patienten, in denen man sich über Erfahrungen austauschen kann.

Verschiedene Therapien zur Behandlung von Borderline

Verschiedene Formen der Therapie werden bei einer Borderline-Störung angewandt, die jeweils auf unterschiedliche Schwerpunkte der Erkrankung ausgerichtet sind:

Dialektisch behaviorale Therapie (DBT)

Diese Form der Therapie hat sich bei Borderline Patientinnen und Patienten besonders bewährt. Die DBT kombiniert Methoden aus verschiedenen Bereichen wie der Verhaltenstherapie, der kognitiven Therapie und der Gestalt- und Hypnotherapie. Sie kann sowohl als Einzel- als auch in einer Gruppentherapie durchgeführt werden. Die DBT wird in drei Phasen eingeteilt. In der ersten Phase werden vor allem die schwerwiegenden Störungen behandelt und der Fokus liegt auf der Verhaltenskontrolle. Auch werden Fähigkeiten erlernt, die Betroffenen helfen, Problemlösungen im Alltag zu finden. Dazu gehören Fertigkeiten zur Stresstoleranz, Gefühlskontrolle und auch zwischenmenschliche Fertigkeiten, Selbstwertsteigerung und Körperwahrnehmung. In der zweiten Phase wird sich im Fokus um schwerwiegende Störungen des emotionalen Erlebens gekümmert. Phase drei behandelt die Probleme der Lebensführung.

Schematherapie / schemafokussierte Therapie (SFT)

Diese Form der Therapie basiert auf der Annahme, dass die Hauptursache für die Entwicklung der Borderline Krankheit früh entstandene Schemata aufgrund von schlechten Erlebnissen in der Kindheit sind. Diese Schemata sind tief im Bewusstsein der Betroffenen verankert, die schwer zu erreichen und mit sehr starken negativen Gefühlen verbunden sind. Die SFT als Behandlungsmethode versucht diese unbewussten Schemata zu verändern, damit die Betroffenen erlernen sich wie ein „gesunder“ Mensch zu verhalten.

Mentalisierungsbasierte Therapie (MTB)

Diese Form der Therapie wird vor allem dann angewandt, wenn die Fähigkeit eigenes Erleben in einen verstehenden Zusammenhang zu stellen, gestört ist. Ebenso wird die MTB als Behandlung genutzt, wenn Betroffene nicht fähig sind Vorgänge bei anderen Menschen zu erkennen oder zu verstehen. Diese Fähigkeiten sollen bei dieser Therapie verbessert werden. Zusätzlich kommt es dann auch in vielen Fällen zu einer Steigerung von der Affekt- und Impulskontrolle, was sich vor allem positiv auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirkt.

Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP)

In dieser Therapie wird versucht eine gestörte Objektbeziehung – das Objekt ist hierbei die Person, die mit den Borderline Betroffenen interagiert – auf die Therapeutin oder den Therapeuten zu übertragen und damit aufzuarbeiten. Diese gestörte Objektbeziehung, z. B. die Beziehung zu den Eltern, entsteht meistens in der Kindheit.

Medikamentöse Therapie

Es gibt keine Medikamente, die eine Borderline-Störung allein behandeln oder heilen können. Medikamente kommen bei der Borderline Krankheit vor allem ergänzend und unterstützend zu anderen Therapien zum Einsatz. Zu den Medikamenten, die bei Borderline Patientinnen und Patienten eingesetzt werden, gehören unter anderem Stimmungsstabilisierer, bestimmte Antipsychotika und im Fall von zusätzlich auftretenden Angststörungen oder Depressionen sogenannte SSRIs (Selektive-Serotonin-Aufnahme-Hemmer).

Behandlung einer Borderline Erkrankung durch das erfahrene Team der St. Augustinus Gruppe

Die St. Augustinus Gruppe bietet mit den Fachbereichen Psychiatrie und Neurologie ausführliche Beratung zu Diagnose und Therapiemöglichketen von psychischen Krankheiten wie einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. 

Unser Team besteht auf erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten, die in unseren psychiatrischen Kliniken Betroffene von psychischen Krankheiten kompetent behandeln. Neben dem Borderline-Syndrom gehören dazu unter anderem auch Depressionen oder Angst- und Persönlichkeitsstörungen. Individuell kümmern wir uns um Ihren Fall, egal, ob in einer stationären Therapie in der Klinik oder eine Behandlung in der Tagesklinik.

Mit dem engagierten Team des Fachbereichs Psychiatrie und modernsten Therapiemethoden bietet die St. Augustinus Gruppe umfassende und kompetente Versorgung bei Erkrankungen wie einer Borderline-Störung und anderen gesundheitlichen Herausforderungen.

Ein Arzt, der bei der Behandlung einer Borderline-Störung helfen kann.

Kliniken der St. Augustinus Gruppe mit Schwerpunkt Psychiatrie

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