"Wir hätten den Krieg nicht verhindern können"
(10.11.2022) Es war ein emotionaler Moment, als zum Ende des Augustinus Forums die Hymne der Ukraine in der Mehrzweckhalle des Alexius/Josef Krankenhauses erklang. Ein Streichquartett der Musikschule Neuss spielte zunächst die ukrainische und dann die Europahymne – rund 350 Zuhörerinnen und Zuhörer standen und applaudierten anschließend anhaltend. Sicherlich der Höhepunkt des Abends!
Zuvor hatten die eingeladenen Experten anderthalb Stunden lang engagiert und auf hohem Niveau diskutiert: Dr. Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik, Militärbischof Dr. Franz Josef-Overbeck und die Düsseldorfer Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Shum stellten sich den Fragen des Journalisten Uwe Schulz und des Publikums. "Die Solidarität der Deutschen ist großartig und wichtig", sagte Iryna Shum. "Die Männer an der ukrainischen Front, die um ihr Recht auf ein Zuhause kämpfen, wissen: ihre Familien können sich hier in Deutschland sicher fühlen. Das ist für sie ganz wichtig!" Ob es einen Frieden mit dem russischen Präsidenten überhaupt geben könne, verneinte Markus Kaim: "Wenn die internationale Gemeinschaft Präsident Putin diesen Krieg durchgehen lässt, dann ist niemand mehr sicher." Eine Versöhnung mit Putins Russland werde schwierig, ergänzte Militärbischof Overbeck. Für viele Christen sei es tatsächlich herausfordernd, für Frieden zu beten. "Aber ich bete für eine Hoffnung auf Heilung", so der Ruhrbischof.
Inhaltlich ging es an diesem geschichtsträchtigen Datum – 1918 wurde in Deutschland die Republik ausgerufen, 1938 war die Reichspogromnacht, 1989 der Mauerfall – auch um deutlich erhöhte Verteidigungsausgaben, um Waffenlieferungen und ethische Herausforderungen in einer konfliktträchtigen Welt. Die globale Nahrungsmittel- und Energieversorgung sowie die Situation der nach Deutschland Geflüchteten waren ebenfalls Thema der spannenden und sehr facettenreichen Diskussionen. Eine gewonnene Erkenntnis: der aktuelle Angriffskrieg zeichnete sich lange ab, falsche politische Entscheidungen seien getroffen worden. Aber: "Wir haben keine Fehler gemacht, die den Krieg hätten verhindern können", so Kaim.